Restaurierungen im "Hexenzimmer"

Restaurierungen im "Hexenzimmer"

Die aus der Nymphenburger Gobelinmanufaktur stammenden Wandteppiche im "Hexenzimmer" werden mittlerweile von ihrem Eigengewicht stark nach unten gezogen und nehmen Schaden. Eine fachgerechte Überarbeitung und Konservierung ist notwendig, um ihre einzigartige Beschaffenheit zu erhalten.

Im Ostflügel des Schlosses befindet sich das sogenannte "Hexenzimmer". Bauherr Luitpold hatte das urige Zimmer für gesellige Zusammenkünfte vorgesehen und es entsprechend einrichten lassen. Auch heute dient der Raum für ein abendliches Beisammensein nach wissenschaftlichen Tagungen und Retreats.

Herzog Luitpold maß diesen Textilarbeiten größte Bedeutung bei - nicht zuletzt, weil er zu "fränkischer Bildwirkerei" promoviert hatte. Insgesamt ließ er 14 Gobelins von 1922 bis 1946 nach den Entwürfen Friedrich Attenhubers aus Baumwolle, Wolle und Seide anfertigen.

Der Name des Raums ist einem Gobelinzyklus entlehnt und die 6 Wandbehänge aus den 1920er Jahren gehören sicherlich zu den eigenwilligsten, die er entworfen hat. Der Hauptteppich "Hexenritt am Ringberg", ist dabei das zentrale Zyklusmotiv. Wie auch der bekanntere Blocksberg gilt der Ringberg in der Mythologie als ein "Hexenberg", auf dem in der Walpurgisnacht ein wilder Spuk losbricht.

Die bildliche Imagination der auf dem Ringberg gefeierten Walpurgisnacht gab Attenhuber die Möglichkeit, ein unbekümmert fröhliches Spektakel zu inszenieren und damit eine Seite seiner künstlerischen Begabung Ausdruck zu verleihen, die in der sonstigen Ausstattung des Schlosses keinen Raum fand. In den Bildern mischen sich naturalistisch-plakative Darstellungen wie die von Frauenfiguren, Tieren und Pflanzen mit stilisiert ornamentalen Mustern. Die Hexenteppiche gehören damit zu den gelungensten Arbeiten Attenhubers und zeigen Stilmittel des Expressionismus und Art déco.

Inzwischen müssen die kostbaren Wandteppiche fachgerecht überarbeitet werden. Da die Teppiche seinerzeit nur am oberen Ende an der Wand befestigt wurden, arbeitet die Schwerkraft gegen sie. Die Teppiche schlagen dadurch vereinzelt Wellen, sodass das Material merklich beansprucht wird und viele Motive auf den Gobelins nicht mehr richtig zu erkennen sind. Es besteht die Gefahr, dass bleibende Schäden am Material entstehen. Erste Schadstellen sind bereits ersichtlich und die Ränder der Tapisserien sind stellenweise ausgefranst und ziehen Fäden.

Die hochwertigen Gobelins sollen daher zunächst in der renommierten Manufaktur De Wit im belgischen Mechelen gereinigt werden. Das dort angewendete Aerosolverfahren gilt als schonendste Reinigungsmethode für solche großformatige textilen Kunstwerke. Abschließend empfiehlt es sich, als Zugentlastung die Tapisserien mit einem neuen, leichten Baumwollgewebe im Stützliniensystem zu unterfüttern.

Die Kosten für die notwendige Konservierung und Aufarbeitung der hochwertigen Tapisserien liegen bei rund 19.000 Euro. Mit Ihrer Spende tragen Sie dazu bei, diese außergewöhnlichen Wandbehänge zu erhalten und das Gesamtkunstwerk Attenhubers zu bewahren.

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