
Am Ende des Regenbogens
Political Correctness, Polarisierung und ökonomisches Entscheidungsverhalten
Political Correctness ist im gesellschaftlichen und medialen Umgang nicht wegzudenken. Was aber passiert, wenn der Meinungskorridor dadurch verändert wird und womöglich ökonomische Entscheidungen beeinflusst?
Politische Korrektheit (engl. „political correctness“) ist zu einem tonangebenden Merkmal des zeitgenössischen gesellschaftlichen und medialen Diskurses geworden. Befürwortende argumentieren, dass politisch korrekter Sprachgebrauch allen Bevölkerungsgruppen gerecht werde und selbstwirksam zu einem konstruktiveren und respektvolleren Umgang miteinander führe. Gegenstimmen hingegen sprechen von ideologischer Verbohrtheit und halten dagegen, dass politisch korrekte Sprache, die jedem Bevölkerungssegment gerecht wird, die Gesellschaft polarisiere, die freie Meinungsäußerung unterdrücke und die Bemühungen um einen Konsens in dringenden sozialen und wirtschaftlichen Fragen erschwere.
In diesem teilweise sehr aufgeladenen Diskurs wird bislang übersehen, wie sich politische Korrektheit auf das Entscheidungsverhalten von Menschen auswirkt – mit womöglich weitreichenden Folgen: Denn wird der Meinungskorridor durch politische Korrektheit verändert, könnte sich dies auf die Risiko-, aber auch die allgemeine Kooperationsbereitschaft von Menschen auswirken. Es könnte etwa Führungskräfte in ihren Entscheidungen beeinflussen, was dann entweder auf eine wirtschaftliche Prosperität oder auf eine unternehmerische Lähmung hinauslaufen mag. Denn Risikotoleranz und der Wille zu kooperieren sind für unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt und eine prosperierende Wirtschaft enorm wichtig. Zusammen mit seinem Team möchte Matthias Sutter dazu beitragen, durch empirische Daten die öffentlichen Diskussionen über die Effekte, Risiken und Nebenwirkungen politischer Korrektheit in sachliche Bahnen zu lenken.
Das am Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern geplante Jahresspendenprojekt für Fördernde Mitglieder wird untersuchen, wie sich eine Exposition gegenüber politisch korrekter Sprache über einen längeren Zeitraum auf das menschliche Verhalten bei ökonomischen Entscheidungen, aber auch auf soziale Normen und die Bereitschaft zur freien Meinungsäußerung, auswirkt.
Der Ökonom Matthias Sutter wird dazu ein Feldexperiment mit rund 3.000 teilnehmenden Menschen aus allen Gesellschaftsschichten durchführen. Über einen definierten Zeitraum konsumieren Personen über eine speziell entwickelte App politische und wirtschaftliche Nachrichten. Die zufällige Zuordnung zu einer Interventionsbedingung (mit politisch korrekter Sprache) und einer Kontrollbedingung (in neutraler Sprache) erlaubt einen kausalen Rückschluss auf die Auswirkungen von politisch korrekter Sprache. Die Forschungsergebnisse der Studie werden anschließend wissenschaftlich durch das Institut publiziert.
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