Vom Planeten-Aficionado zum Mäzen

Ein großer Förderer der Naturwissenschaften, Informatik und Mathematik – das war der Unternehmer Klaus Tschira, der beruflich Industriegeschichte geschrieben hat.

Zusammen mit seinen Kollegen Dietmar Hopp, Hasso Plattner, Claus Wellenreuther und Hans-Werner Hector gründete Klaus Tschira 1972 die Firma SAP, die heute als Europas größter Softwarekonzern bekannt ist. Nachdem er sich aus dem Unternehmen zurückgezogen hatte, widmete er sein Leben dem Mäzenatentum und gründete mit privaten Mitteln eine der größten gemeinnützigen Stiftungen Europas.

Er hatte es sich zum Ziel gesetzt, Begeisterung für die Naturwissenschaften zu entfachen und zu ihrer Wertschätzung beizutragen: "Unser Wohlstand und unsere Kommunikation beruhen auf den Naturwissenschaften, ebenso wie auf der Mathematik und der Informatik." Sein Credo: Die (Erziehungs-)Arbeit muss bereits im Kindergarten beginnen und sich über Schule, Hochschule und Forschungseinrichtungen fortsetzen.

Hier kam die Max-Planck-Gesellschaft ins Spiel, da sie als große außeruniversitäre Wissenschaftsorganisation in den Naturwissenschaften einen Forschungsschwerpunkt hat. Die Beziehungen zur Max-Planck-Gesellschaft sind vielfältig: Gerda Tschira ist seit Jahrzehnten Persönlich Förderndes Mitglied, ihr Ehemann Klaus war von 2002 bis 2008 Mitglied des Senats der MPG, in dem Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Medien Entscheidungen zur Zukunft der Forschungsorganisation treffen. Hier lernte er die Arbeit der Max-Planck-Gesellschaft und ihre Wissenschaftler(innen) näher kennen und ließ sich nicht nur von ihrer exzellenten Forschungsarbeit begeistern, sondern auch von der Vermittlung der Erkenntnisse an die Öffentlichkeit.

So nahm Tschira auch die Max-Planck-Gesellschaft in den Fokus seines mäzenatischen Tuns. Augenfälligstes Beispiel ist das Haus der Astronomie in Heidelberg, das er selbst in Form einer Spiralgalaxie entworfen hat, um es nach Fertigstellung in die Hände der Max-Planck-Gesellschaft zu übergeben. Damit erfüllte sich der begeisterte Astronom - schon von seinen Mitschülern "Planetenheini" genannt - einen langgehegten Traum. Gleichzeitig aber schenkte er der Öffentlichkeit ein "Entwicklungslabor für astronomische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit", das die Faszination der Astronomie nach außen trägt, aber auch den Austausch zwischen den Wissenschaftlern fördert. Hier finden Fachkonferenzen ebenso statt wie öffentliche Vorträge, Schülerworkshops oder Lehrerfortbildungen.

Darüber hinaus unterstützte Klaus Tschira in großzügiger Weise die Gründung des Zentrums für Systembiologie in Dresden, ein Projekt der beiden dortigen Max-Planck-Institute für molekulare Zellbiologie und Genetik sowie für Physik komplexer Systeme. Den neu geschaffenen Klaus Tschira Chair leitet als Direktor Eugene W. Myers, der zudem beim renommierten Heidelberger Institut für Theoretische Studien (HITS) tätig ist. Auch dies ist eine bemerkenswerte Initiative von Klaus Tschira: Im HITS arbeiten rund 80 Wissenschaftler in Bereichen, die große Datenmengen produzieren und verarbeiten, von der Astrophysik bis zur Zellbiologie.

Die Aktivitäten von Klaus Tschira waren so vielfältig wie die Ehrungen, die er dafür erhalten hat. Dazu gehörten Ehrendoktorwürde ebenso wie Bundesverdienstkreuz am Bande sowie Ehrenmitgliedschaften in den renommiertesten Vereinigungen. Als besondere, selten vergebene internationale Anerkennung ist sogar ein Asteroid nach ihm benannt.

Klaus Tschira setzte seine ganze Kraft für seine selbstgewählte Aufgabe ein, und seine Familie unterstützte dieses Engagement. Seit dem Tod von Klaus Tschira 2015 führen seine Söhne Harald und Udo als geschäftsführende Gesellschafter die Stiftung im Sinne ihres Vaters weiter.

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