Wechselblicke. Zwischen China und Europa 1669–1907

Ausstellung

  • Beginn: 29.09.2017
  • Ende: 07.01.2018
  • Ort: Kulturforum, Kunstbibliothek Matthäikirchplatz 6, 10785 Berlin
  • Gastgeber: Kunsthistorisches Institut in Florenz – Max-Planck-Institut
  • Kontakt: khi-presse@khi.fi.it
Wechselblicke. Zwischen China und Europa 1669–1907
Eine Sonderausstellung der Kunstbibliothek – Staatliche Museen zu Berlin in Kooperation mit der Max-Planck-Forschungsgruppe Objects in the Contact Zone – The Cross-Cultural Lives of Things am Kunsthistorischen Institut in Florenz – Max-Planck-Institut

Die vom 29. September 2017 bis zum 7. Januar 2018 in der Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin präsentierte Sonderausstellung zeigt anhand von 96 Kupferstichen, Fotografien, Porzellanen, Gemälden und kunsthandwerklichen Objekten die bisher wenig beachtete Wechselseitigkeit des kulturellen Austausches zwischen China und Europa vom Ende des 17. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Ausstellung veranschaulicht Prozesse und Wechselwirkungen, die nicht nur »Chinoiserien« hervorbrachten, in denen sich das China-Verständnis der Europäer manifestiert, sondern auch »Europerien«, also Architekturen und Artefakte, die das Europa-Bild der Chinesen spiegeln.

Die Rezeption chinesischer Kulturgüter wird in Europa seit langem als Chinoiserie bezeichnet und ist wohl bekannt. Weit weniger bekannt ist die gleichzeitige Übernahme und Interpretation kultureller Merkmale aus Europa während der Qing-Dynastie (1644– 1911) in China – der sogenannten Europerie. An Kupferstichen und Fotografien der europäischen Paläste in Peking, Gegenständen aus Porzellan, der Tür eines chinoisen Kabinetts und einem chinoisen Pavillon lassen sich die unterschiedlichsten Arten der Auf- und Übernahme nachvollziehen. Die Exponate sind chinesischer und europäischer Herkunft und weisen meistens sowohl chinesische als auch europäische Facetten auf. So überrascht ein Gemälde auf Seide aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts mit der Szene chinesischer Hofdamen in europäischer Kleidung beim Brettspiel in der Rokoko- Einrichtung der europäischen Paläste in Peking; weiterhin sind chinesische Guckkastenbilder zu sehen, worin mit Linearperspektive und europäischen Architekturlandschaften experimentiert wird; darüber hinaus erstaunen die Fotografien Ernst Ohlmers (1847–1927), der die Ruinen der europäischen Paläste in Peking aus chinoisem Blickwinkel inszeniert.

Die Ausstellung zeigt, inwiefern das Verständnis Chinas in Europa sowie das Verständnis Europas in China sich in Architektur, Kunst und Kunstgewerbe entfaltete. Die Exponate verdeutlichen darüber hinaus Austausch- und Aneignungsprozesse, die auch Materialien und Techniken wie Porzellan, Schmelzfarben der famille rose und Kupferstechen sowie Darstellungsformen wie Linearperspektive und Schraffurtechniken einschlossen. Genauso vielfältig waren die Motivationen der Hersteller und Auftraggeber, denn sie reichten von ökonomischem Profitstreben bis zur Realisierung utopischer Vorstellungen.

Die Ausstellung der Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin entstand in enger Kooperation mit der Max-Planck-Forschungsgruppe Objects in the Contact Zone – The Cross-Cultural Lives of Things am Kunsthistorischen Institut in Florenz – Max-Planck- Institut und wurde auf der Basis mehrjähriger Forschungen von Matthias Weiß kuratiert. Die Forschungsgruppe beschäftigt sich primär mit außereuropäischen Objekten, die in Museen oder Sammlungen aufbewahrt und präsentiert oder in westlichen Medien reproduziert sind, die also zumeist unter den medialen, institutionellen und ästhetischen Kategorien eines europäisch-amerikanisch geprägten Kunstdiskurses betrachtet werden und sich somit gleichsam in einer »Kontaktzone« befinden. Die spezifischen Wahrnehmungs- und Rezeptionsprozesse innerhalb solcher Kontaktzonen sind sowohl vom Objekt selbst und seiner Provenienzgeschichte als auch vom Betrachter, seinen Voraussetzungen und Intentionen abhängig.

Der Forschungsgruppe geht es bei der Untersuchung dieser Objekte nicht um einfache Modelle, die mit Kategorien wie »Ursache–Wirkung« und »Einfluss« oder essentialistischen »Exotismus«-Theorien erfasst werden. Vielmehr wird ein potenziell asymmetrisches, grundsätzlich aber reziprokes Konzept der Transkulturation aufgegriffen. Auf dieser Grundlage werden bestimmte Objekte oder Objektgruppen betrachtet, um exemplarisch die Aufbereitung und Erzeugung von Wissen in solchen Kontaktzonen zu beleuchten. Der Ansatz des Projektes ermöglicht einen weiten Fokus, der sich auf unterschiedliche Regionen, Institutionen und Kunstformen richtet, deren Analyse neue Einblicke in die Prozesse interkultureller Wissensgenerierung bietet. Vor diesem Hintergrund korrespondiert das Thema der Sonderausstellung Wechselblicke. Zwischen China und Europa 1669–1907 mit den übergeordneten Fragestellungen der Max-Planck-Forschungsgruppe.

Weitere Informationen zur Max-Planck-Forschungsgruppe Objects in the Contact Zone – The Cross-Cultural Lives of Things finden Sie unter www.khi.fi.it/MPRG.

WECHSELBLICKE. ZWISCHEN CHINA UND EUROPA 1669–1907

Eine Sonderausstellung der Kunstbibliothek – Staatliche Museen zu Berlin in Kooperation mit der Max-Planck-Forschungsgruppe Objects in the Contact Zone – The Cross-Cultural Lives of Things am Kunsthistorischen Institut in Florenz – Max-Planck-Institut Kuratorisches

Konzept: Matthias Weiß

29. September 2017 bis 7. Januar 2018

Eröffnung: Donnerstag, 28. September 2017, 19 Uhr

Kulturforum, Kunstbibliothek Matthäikirchplatz 6, 10785 Berlin

Öffnungszeiten: Di–Fr 10–18 Uhr, Sa + So 11–18 Uhr

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