Hohe Auszeichnungen

Zwei Max-Planck-Wissenschaftlerinnen und ein Wissenschaftler werden in diesem Jahr mit dem Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ausgezeichnet

10. Dezember 2015

Marina Rodnina vom Göttinger Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie, Emmanuelle Charpentier vom Berliner Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie sowie Benjamin List vom Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim/Ruhr nehmen die Auszeichnung am 1. März 2016 in Berlin entgegen. Der Preis ist mit jeweils 2,5 Millionen Euro für kommende Forschungsarbeiten dotiert.

Marina Rodnina wird für ihre wegweisenden Beiträge zum Verständnis der Funktion von Ribosomen ausgezeichnet. Diese äußerst komplexen molekularen Maschinen synthetisieren aus Aminosäuren Proteine. Rodninas Interesse gilt vor allem der Frage, wie dieser Prozess der Translation möglichst präzise und ohne Fehler ablaufen kann – was wichtig ist, da ein einziger „falscher“ Baustein zu einem defekten Protein und zu Schäden in der gesamten Zelle führen kann. Durch die Kombination kinetischer und fluoreszenzbasierter Methoden konnte Rodnina völlig neue Einblicke in die Struktur und Funktion der Ribosomen gewinnen.

In Kiew geboren und dort nach dem Biologie-Studium auch in Molekularbiologie und Genetik promoviert, kam Marina Rodnina 1990 mit einem Forschungsstipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung an die Universität Witten-Herdecke, an der sie sich auch habilitierte und Professorin für Physikalische Biochemie wurde. Seit 2008 ist sie Direktorin am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen.

Emmanuelle Charpentier erhält den Leibniz-Preis für die Entwicklung der CRISPR-Cas9-Methode. Das CRISPR-Cas9-System von Bakterien lässt sich als extrem präzises Werkzeug einsetzen, um genetisches Material zu bearbeiten und die Funktion von Genen in Zellen und Organismen zu untersuchen. Unter anderem kann CRISPR-Cas9 auch genutzt werden, um neue Behandlungsmöglichkeiten für schwerwiegende Krankheiten des Menschen zu entwickeln. Diese Entdeckung gilt als ein Meilenstein für die Molekularbiologie.

Die französische Mikrobiologin studierte zunächst Mikrobiologie, Biochemie und Genetik in Paris. Ihre Dissertation fertigte sie am Institut Pasteur an. Nach Stationen in New York, an der Rockefeller University, dem Skirball Institut und dem New York University Medical Center, und Memphis kehrte sie nach Europa zurück und übernahm 2002 eine Forschungsgruppe an den Max F. Perutz Laboratorien der Universität Wien und sechs Jahre später am Laboratory for Molecular Infection Medicine Sweden (MIMS) an der Universität Umeå. 2013 konnte die Alexander von Humboldt-Stiftung Emmanuelle Charpentier mit einer Humboldt-Professur nach Deutschland locken, die an den beiden sie nominierenden Institutionen, dem Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig und der Medizinischen Hochschule Hannover, angesiedelt war. Zum 1. Oktober 2015 hat die Max-Planck-Gesellschaft die französische Mikrobiologin zum Wissenschaftlichen Mitglied und Direktorin an das Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin berufen.

Der Leibniz-Preis für Benjamin List würdigt einen höchst innovativen und weltweit renommierten Chemiker, der ein völlig neues Feld der Katalyseforschung begründet hat. List entdeckte als junger Assistenz-Professor die Prolin-katalysierte intermolekulare Aldol-Reaktion. Sie war eine der Grundlagen für die Organokatalyse, mit der erstmals nicht Metallkatalysatoren, sondern Naturstoffe als Katalysatoren in der Herstellung von Chemieprodukten und anderen industriellen Schlüsseltechnologien eingesetzt werden konnten. Organische Katalysatoren sind meist weniger toxisch als Standardmetallkatalysatoren und zudem leicht wiedergewinnbar, womit sie erheblich zu einer nachhaltigeren und ressourceneffizienteren Chemie beitragen.

Schon als Schüler von der Chemie begeistert, studierte Benjamin List in Berlin und promovierte in Frankfurt/Main bei Johann Mulzer. Als Postdoktorand im kalifornischen La Jolla wandte er sich der biologisch orientierten Chemie zu, in der er seine weitreichende erste Entdeckung machte. Seit 2003 ist er am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim/Ruhr tätig, zunächst als Arbeitsgruppenleiter, seit 2005 als Direktor.

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) erkannte am 10. Dezember in Bonn drei Wissenschaftlerinnen und sieben Wissenschaftlern den Leibniz-Preis 2016 zu. Sie waren zuvor vom zuständigen Nominierungsausschuss aus 120 Vorschlägen ausgewählt worden. Von den insgesamt zehn neuen Preisträgerinnen und Preisträgern kommen jeweils drei aus den Lebenswissenschaften, den Naturwissenschaften sowie den Geistes- und Sozialwissenschaften und einer aus den Ingenieurwissenschaften. Der Preis wird am 1. März 2016 in Berlin verliehen.

DFG/BA

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