Platzangst dürfen die Teilnehmer der Studie von Elisa Filevich nicht haben: In der engen Röhre des MRT-Geräts müssen die Probanden einige Zeit bewegungslos ausharren. © David Ausserhofer

Warum wir träumen

Unter Träumen verstehen wir bewusste Erlebnisse, die im Schlaf auftreten. Geträumt wird wahrscheinlich in allen Schlafphasen. Träume im sogenannten REM-Schlaf sind jedoch besonders „traumartig“. In dieser Schlafphase besitzen Träume eine dem Wachbewusstsein ähnliche visuell-räumliche Struktur, jedoch einen oft surrealen Handlungsablauf. Das Denken ist in diesen Träumen auf typische Weise eingeschränkt, Gefühle sind besonders ausgeprägt.

Im REM-Schlaf ist der visuelle Kortex ebenso aktiviert wie Hirnareale, die an der Emotionsverarbeitung beteiligt sind. Dagegen sind präfrontale Bereiche der Großhirnrinde einschließlich des frontopolaren Kortex, die insbesondere höheren Denkprozessen unterliegen, deaktiviert. Lediglich in luziden Träumen sind diese Gebiete verstärkt aktiv.

Über die Funktion des Träumens herrscht unter Schlafforschern noch immer Uneinigkeit. Manche betrachten Träume schlicht als zufällige und funktionslose subjektive Begleiterscheinungen neuronaler Informationsverarbeitung. Im Schlaf und in Träumen als damit verbundenen Erlebnissen werden vermutlich neu erworbene Gedächtnisinhalte dauerhaft gespeichert und in die bestehenden neuronalen Schaltkreise integriert.

Darüber hinaus könnte eine Aufgabe des REM-Schlafs sein, Emotionen zu verarbeiten. Zahlreiche historische Anekdoten, aber auch Studien und theoretische Überlegungen lassen zudem eine Rolle in kreativen Prozessen vermuten. Die subjektive Seite des REM-Schlafs kann zudem auf reale Situationen im Wachzustand vorbereiten: Träume bieten eine virtuelle Realität, in der normalerweise gefährliche oder für das Sozialleben bedeutende Situationen gefahrlos durchgespielt und neue Handlungsweisen ausprobiert werden können.

Letztendlich schließen sich diese verschiedenen Funktionen nicht aus: Schlaf und Traum haben vermutlich verschiedene Funktionen, die unser Wachleben in vielfältiger Weise unterstützen.

Martin Dresler, MPI für Psychiatrie, München / Donders Institute for Brain, Cognition and Behaviour, Nijmegen

Zur Redakteursansicht