Als Wissenschaftler gestartet - als Nobelpreisträger gelandet

Frisch gekürter Medizin-Nobelpreisträger Edvard Moser zu Gast am Max-Planck-Institut für Neurobiologie

6. Oktober 2014
Vielleicht hätte er seine Abreise nach Deutschland verschoben, wenn er auch nur geahnt hätte, dass ihm am heutigen Tag die wohl höchste Ehrung in der Wissenschaft zuteil wird: der Nobelpreis.

Als die Maschine aus Norwegen in Deutschland landete, wusste Edvard Moser noch nichts von seinem Glück. Entsprechend irritiert reagierte er auf die Dame von der Fluggesellschaft, die ihm einen Blumenstrauß in die Hand drückte, "für den Preis, den er von Max-Planck bekommen habe". Das Missverständnis klärte sich schnell: Das Max-Planck-Institut war lediglich Auftraggeber für die Blumen, der Preis aber kam aus Stockholm. Ein Blick auf das Handy zeigte Moser einen nicht angenommenen Anruf des Sekretärs des Nobelpreis-Komitees, und Tobias Bonhoeffer, Direktor am MPI für Neurobiologie, konnte ihm dann bestätigen, dass er tatsächlich zusammen mit seiner Frau May-Britt und John O'Keefe vom University College London den Nobelpreis für Medizin 2014 erhalten hat.

Die drei Neurowissenschaftler werden für ihre Entdeckung eines inneren Navigationssystems im Gehirn ausgezeichnet. O’Keefe hat die sogenannten „place cells“ im Hippocampus des Rattengehirns identifiziert, die immer dann aktiv sind, wenn sich das Tier an einer bestimmten Stelle im Raum befindet. May-Britt und Edvard Moser, die heute am Kavli Institute for Systems Neuroscience and Centre for Neural Computation in Trondheim arbeiten, entdeckten das zu den Ortszellen gehörige Koordinatensystem: „Grid cells“ oder Gitterzellen in der entorhinalen Hirnrinde. Zusammen mit Nervenzellen, die die Richtung des Kopfs anzeigen, bilden diese Zellen sozusagen das GPS-System im Gehirn. Mit ihm können sich Tiere – und wie neue Forschungsergebnisse zeigen auch der Mensch – in ihrer Umgebung orientieren.

Edvard Moser und Tobias Bonhoeffer arbeiten seit geraumer Zeit an einem gemeinsamen Forschungsprojekt, Bonhoeffer hat zudem eine Gastprofessur am Kavli-Institut in Trondheim. Moser ist für einen mehrwöchigen Forschungsaufenthalt an das Max-Planck-Institut für Neurobiologie in Martinsried gekommen. Nun verlief schon der erste Tag anders als geplant: Statt einer Laborführung gab es eine kurzfristig anberaumte Pressekonferenz am MPI. Möglich dass der frisch gekürte Nobelpreisträger doch noch direkt mit seiner Frau auf diesen Preis anstoßen möchte - es gibt ja nicht allzu viele Forscherehepaare, die sich einen Nobelpreis teilen.

CB

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