Ein "strahlender" Bau

Dass dieses inzwischen abgerissene unscheinbare Gebäude mit den Namen zweier herausragender Wissenschaftler in Verbindung stand - nämlich Lise Meitner und Otto Hahn - sieht man ihm wirklich nicht an.

Am 5. August 1927 beantragten Lise Meitner und Otto Hahn den Bau eines „Radiumhäuschens“ in Berlin-Dahlem. Entstehen sollte es auf dem Gelände des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Chemie. Der Vorgang eilte, da die Fertigstellung noch vor Beginn der „kalten Jahreszeit“ erfolgen sollte. Als Zweck formulierten die beiden Wissenschaftler den Schutz der Beschäftigten und der Forschungseinrichtung. Die Bewilligung von 40.000 Mark für die Beschaffung von radioaktiven Substanzen zog die Frage nach sich, „wie wir in Zukunft unsere starken Präparate aufbewahren und verarbeiten können, ohne unsere Mitarbeiter der Gefahr gesundheitlicher Störungen auszusetzen und ohne das große Institut durch die radioaktiven Emanationen zu infizieren und damit zum Arbeiten mit schwachen Präparaten untauglich zu machen.“

Die Finanzierung der benötigten rund 20.000 Mark für das Haus, Inneneinrichtung und „Katakombe“ war bereits geklärt. Das Grundstück war der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (KWG) „zur dauernden Nutzung überlassen worden“, was aus dem Schreiben des preußischen Ministeriums für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung hervorging. Nach erteilter Baugenehmigung wurde der Plan in die Tat umgesetzt.

Bis Anfang dieses Jahres stand das zum Ärger der Bauverantwortlichen fortwährend strahlende Radiumhäuschen. Vor wenigen Wochen machte die Abrissbirne diesem geschichtsträchtigen Bau nun ein Ende. Es musste den Präzisionslaboren des Fritz-Haber-Instituts der Max-Planck-Gesellschaft weichen.

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