Forschung verbindet

Vom 12. bis 14. Mai 2014 haben die Max-Planck-Gesellschaft und die Chinesische Akademie der Wissenschaften (CAS) in Peking und Shanghai das 40-jährige Bestehen ihrer Zusammenarbeit gefeiert

12. Mai 2014

Highlights des Jubiläumsprogramms in Peking waren ein Wissenschaftsforum mit Kurzvorträgen sowie die Eröffnung des ScienceTunnel im China Science and Technology Museum. Anschließend fand in Shanghai eine Konferenz zum Thema personalisierte Medizin statt, die gemeinsam von der Max-Planck-Gesellschaft und CAS veranstaltet wurde.

Die Max-Planck-Gesellschaft ist ein Pionier der wissenschaftlichen Zusammenarbeit mit China. Sie hat sehr frühzeitig in den 1970er-Jahren mit dem Aufbau von Beziehungen und Netzwerken in China begonnen und eine langfristige, auf Gegenseitigkeit angelegte Zusammenarbeit etabliert, bei der die Chinesische Akademie der Wissenschaften (CAS) als führende Forschungsorganisation Chinas von Anfang an eine zentrale Rolle spielte.

Strategische Partnerschaft auf Augenhöhe

Heute ist die Max-Planck-Gesellschaft einer der wichtigsten Partner der CAS weltweit. International gilt die Kooperation als Modell für eine dynamische, auf Gegenseitigkeit angelegte, erfolgreiche Partnerschaft, die weit über den Wissenschaftleraustausch und einfache Projektkooperationen hinausgeht. So wurde 2005 mit dem Partner Institute for Computational Biology (PICB) in Shanghai ein international sichtbares Exzellenzzentrum gegründet. Darüber hinaus entstanden neue Formen der Zusammenarbeit, wie seit 2006 das MPG-CAS-Doktorandenprogramm, seit 2010 die Exploratory Round Table Conferences (ERTC) sowie das derzeit in Planung befindliche JUN-MA Programm: „Damit will die Max-Planck-Gesellschaft exzellente Nachwuchswissenschaftler fördern, die in China forschen wollen, und integriert sie in das chinesische Forschungssystem”, sagte Peter Gruss.

Bereits seit 2006 ist ein deutlicher und steter Anstieg der chinesischen Gast- und Nachwuchswissenschaftler an Max-Planck-Instituten zu verzeichnen: von seinerzeit 658 auf aktuell 851 pro Jahr. Über die Hälfte von ihnen kommt aus Instituten der CAS, die andere Hälfte von den Top-Universitäten des Landes. Rund 12 Prozent beträgt der Anteil chinesischen Doktoranden und Postdocs an der Gesamtzahl der ausländischen Nachwuchswissenschaftler bei Max-Planck.

Auch die Zahl der aktiven Partnergruppen – derzeit sind es zwölf – ist seit 2004 im Vergleich zu allen anderen Ländern konstant hoch. Die Partnergruppen bilden sich vor allem um chinesische Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, die in ihre Heimatländer zurückkehren. Seit Einführung des Partnergruppen-Programms 1999 wurden mit China insgesamt 33 Partnergruppen eingerichtet, die jeweils eine Laufzeit von fünf Jahren haben.

Das 2005 gegründete Partnerinstitut PICB, als bisher ambitioniertestes Projekt von MPG und CAS, gilt als Aushängeschild der Kooperation mit China. Das Institut gehört rechtlich und administrativ zur Chinesischen Akademie der Wissenschaften, weist aber hinsichtlich seiner Gründungs- und Berufungsverfahren, seiner Struktur und seines Managements typische Merkmale eines Max-Planck-Instituts auf.

In seiner Aufbauphase von 2005 bis 2012 wurde das PICB zu einem Drittel aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Zwei Drittel des Etats stammten aus der CAS. Seit 2012 übernimmt die Max-Planck-Gesellschaft den deutschen Anteil von rund einer Million Euro pro Jahr. Diese Mittel werden vorrangig zur Finanzierung der Nachwuchsförderung verwendet. Rund 40 Prozent der Gruppenleiter sowie 20 von derzeit 58 Wissenschaftlern auf Postdoc-Niveau am PICB kommen aus dem Ausland.

Erfolgreiche Diskussionsplattform

Die im Jahr 2010 gegründeten Exploratory Round Table Conferences sind eine neue Konferenzserie, die Wissenschaftlern der MPG sowie der CAS eine Plattform bietet, gemeinsam mit international führenden Forschern neue und sich schnell entwickelnde Forschungsgebiete zu diskutieren. Seit 2010 haben ERTC zu den Themen „Synthetic Biology“ (2010), „Quantum Information Science (2011), „Space Based Research“ (2012) und „Electrochemistry – revisited“ (2013) stattgefunden. Das Thema für die Konferenz im Mai 2014 ist „Personalized Medicine“.

Initiiert wurde die China-Kooperation der MPG von Präsident Reimar Lüst, der im April 1974 – während des Kalten Krieges und mitten in der chinesischen Kulturrevolution – mit einer aus acht Mitgliedern bestehenden Delegation nach China gereist war. Heute, 40 Jahre später, spielt China im Zusammenhang des Wandels globaler Wissenschaftssysteme, hin zu einer diversifizierten und aus zahlreichen regionalen Exzellenzzentren bestehenden Forschungslandschaft, eine zentrale Rolle. Die strategische Partnerschaft von MPG und CAS bleibt damit weiterhin von hoher Bedeutung für die wissenschaftliche Zukunft beider Länder.

Der ScienceTunnel, der am 13. Mai im China Science and Technology Museum eröffnet wurde, ist eine Wissenschaftsausstellung, die sich an die breite Öffentlichkeit wendet. Die Ausstellung erlaubt eine Reise durch die großen Themen der Grundlagenforschung, von den Ursprüngen des Kosmos, dem Wunderwerk Gehirn bis hin zu den Ideen einer nachhaltigen Energieversorgung. Objekte, Darstellungen, Interviews, Filme und mediale Erlebnisräume führen in die Themen ein und bieten Einblicke in aktuelle Spitzenforschung.

SH/BA

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