Bayer CropScience setzt auf frische Ideen eines Max-Planck-Startups
Targenomix und Bayer CropScience wollen gemeinsam die Wirkweise von Genen und Signalmolekülen entschlüsseln
Neue Ansätze für die Zucht ertragreicher und widerstandsfähiger Pflanzenarten – das ist auf lange Sicht das Ziel. Dafür möchte das Startup-Unternehmen targenomix aus Golm bei Potsdam herausfinden, wie die unzähligen Komponenten in einer Zelle – Gene, RNA-Moleküle, Proteine und andere Stoffwechselprodukte – in ihrer schier unüberschaubaren Vielfalt zusammenwirken. Die Wissenschaftler setzen verstärkt auf Computermodelle, mit denen sie große Mengen an Daten auswerten können. Jetzt ist das aus einer Ausgründung des Max-Planck-Instituts für molekulare Pflanzenphysiologie in Golm hervorgegangene Unternehmen eine vermutlich in jeder Hinsicht gewinnbringende Kooperation mit der Firma Bayer CropScience eingegangen.
Pflanzen sind ungeheuer erfinderisch bei der Entwicklung von Inhaltsstoffen. Viele dieser sogenannten Metabolite sind Signalmoleküle für die Kommunikation in oder zwischen den Zellen. Manche dieser Signalstoffe steuern Vorgänge, die wichtige pflanzliche Eigenschaften wie Ertrag und Widerstandsfähigkeit gegenüber Umweltbedingungen bestimmen.
Wissenschaftler um Lothar Willmitzer am Max-Planck-Institut für molekulare Pflanzenphysiologie in Golm sind weltweit führend bei der Erforschung von Signalwegen und Stoffwechselvorgängen in Pflanzenzellen. Diese Untersuchungen sind nicht nur für die Grundlagenforschung und das Verständnis von biologischen Systemen essenziell. Sie haben auch große wirtschaftliche Bedeutung, denn sie könnten zur Züchtung neuer Pflanzensorten beitragen. Und so gründete Willmitzer im Herbst 2013 das Unternehmen targenomix. Es soll Genom-, Transkriptom- und Metabolom-Daten analysieren und so die Wirkungsweise von Genen und Signalmolekülen entschlüsseln.
Das kleine Startup-Unternehmen profitiert dabei von der jahrelangen Erfahrung der Wissenschaftler am Golmer Max-Planck-Institut. Dort werden neben experimentellen Methoden wie der Gas-Chromatografie und der Massenspektrometrie immer mehr auch Computermodelle zur Erforschung der Signalwege eingesetzt. „Ohne derartige Modelle lassen sich so komplexe Systeme wie Zellen bis hin zu kompletten Pflanzen nicht verstehen. Bei targenomix arbeiten deshalb Bioinformatiker eng mit Molekularbiologen und Biochemikern zusammen“, sagt Willmitzer, der das Unternehmen inzwischen wissenschaftlich berät. Die meisten, der bis Ende des Jahres angepeilten 20 Mitarbeiter kommen denn auch ursprünglich vom Golmer Max-Planck-Institut für molekulare Pflanzenphysiologie.
Mit Bayer CropScience hat targenomix nun einen starken Partner gefunden. Durch die Beteiligung erhält die Tochtergesellschaft des Bayer-Konzerns Zugang zu den Forschungsergebnissen von targenomix. „Ich bin sicher, dass targenomix und Bayer CropScience zusammen neue Ansätze für die Entwicklung von Pflanzensorten finden werden”, sagt Sebastian Klie, Geschäftsführer von targenomix und wie die meisten der rund 20 Mitarbeiter ein ehemaliger Mitarbeiter am Golmer Max-Planck-Institut. Das Unternehmen folgt dabei dem Trend in der Pharma- und Agrarwirtschaft, Forschung auszulagern. „Kleinere Unternehmen sind in der Regel dynamischer und innovativer als Großkonzerne. Außerdem können die großen Konzerne so das eigene Risiko verringern“, erklärt Willmitzer.
HR