Thomas Boehm erhält angesehenen Ernst Jung-Preis für Medizin

Die Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung verleiht den Ernst Jung-Preis für Medizin 2014 an Thomas Boehm

8. Januar 2014

"Der Immunbiologe von hohem internationalen Rang hat grundlegende Beiträge zum Verständnis der Entwicklung, Differenzierung und Evolution des Immunsystems geleistet“, heißt es in der Begründung des Kuratoriums. Der mit 300 000 Euro dotierte Ernst Jung-Preis für Medizin zählt zu den höchstdotieren Medizinpreisen Europas. Boehm ist in diesem Jahr alleiniger Preisträger des Ernst Jung-Preises für Medizin, was die wissenschaftliche Bedeutung seiner Arbeit zusätzlich würdigt.

Neben Boehm wird der international renommierte Molekularbiologe Charles Weissmann (82), Jupiter, USA, mit der Ernst Jung-Medaille für Medizin in Gold ausgezeichnet. Der Assistenzarzt Thomas Schmidt, Heidelberg, erhält den Ernst Jung-Karriere-Förderpreis für Medizinische Forschung.

Auf Gen-Ebene forschen, weil man den ganzen Menschen im Blick hat – auf diese ungewöhnliche Formel lässt sich bringen, was für den diesjährigen Empfänger des Ernst Jung-Preises für Medizin im Mittelpunkt seiner erfolgreichen Arbeit steht. „Aus der unmittelbaren Begegnung mit schwer, oft unheilbar kranken Patienten ist mein Wunsch entstanden, mich in der Grundlagenforschung mit drängenden, aber ungelösten medizinischen Problemen auseinanderzusetzen“, erläutert Thomas Boehm.

Thomas Boehm hat bahnbrechende Entdeckungen auf dem Feld der Immunbiologie gemacht, insbesondere bei der Erforschung des Thymus. Der Thymus ist ein zentrales Organ des Immunsystems, das die korrekte Entwicklung von Immunzellen sicherstellen und Autoimmunerkrankungen verhindern soll. Gemeinsam mit Kollegen identifizierte er die molekularen Grundlagen verschiedener Immunschwächekrankheiten und wies nach, wie solche Defekte zumindest teilweise ausgeglichen werden können. Es gelang ihnen bereits in Ansätzen künstliches Thymusgewebe zu erzeugen. Mit dieser Forschung ist die Hoffnung verbunden, langfristig neue Diagnoseverfahren und Behandlungsansätze für (Auto-)Immunerkrankungen zu finden.

Seine medizinische Karriere begann mit einem Studium der Humanmedizin an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main, ergänzt durch Studienaufenthalte an der Columbia University in New York und am Royal Marsden Hospital in London. 1982 promovierte Boehm in Frankfurt, wo er sich im Jahr 1988 auch habilitierte. Einer fünfjährigen Tätigkeit am MRC Laboratory of Molecular Biology in Cambridge folgten eine C3-Professur für Medizinische Molekularbiologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und eine C4-Professur für Experimentelle Therapie am Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg. Seit Januar 1998 ist Boehm Direktor des Arbeitsbereichs Entwicklung des Immunsystems am Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik in Freiburg und Honorarprofessor an der Medizinischen Fakultät der dortigen Universität. Thomas Boehm ist Mitglied verschiedener wissenschaftlicher Gesellschaften, unter anderem der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. 1997 wurde er mit dem Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis ausgezeichnet. 

Den Ausgleich zur Forschung auf Weltniveau findet der Familienvater  in künstlerischen und praktischen Aktivitäten: Er liebt Musik und handwerkliche Arbeiten, besonders das Schreinern. Und auch hier dürfte sein Tun sicherlich das bestimmen, was er als wichtigste Herausforderung an das ärztliche Handeln beschreibt: „menschliche Wärme mit fachlicher Meisterschaft zu verbinden“.

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