Forschungsbericht 2013 - Archiv der MPG

Das Archiv der Max-Planck-Gesellschaft – ein Rückblick auf das Jahr 2013

Autoren
Starkloff, Kristina
Abteilungen
Archiv der MPG
Zusammenfassung
Das Jahr 2013 stand in enger Verbindung mit dem Vorjahr. Die vorbereiteten Jubiläen wurden gefeiert, der Großteil der zahlreich übernommenen Akten konnte erschlossen werden und steht nun der Forschung zur Verfügung. Das Archiv der MPG wurde vielfach von der Generalverwaltung, den Max-Planck-Instituten und der historischen Forschung als Serviceeinrichtung genutzt. Erste Schritte wurden im Bereich der Digitalen Langzeitarchivierung unternommen.

Quellen und Geschichte

2013 stand in vielerlei Hinsicht in enger Verbindung zum Vorjahr. Institutsjubliäen, die bereits 2012 mithilfe des Archivs vorbereitet worden waren, wurden gefeiert. Zugleich machten sich die Vorarbeiten für das 100-jährige Gedenken an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs bemerkbar. Fragen nach der Bedeutung der Forschung innerhalb der Kriegsführung lenkten das Augenmerk auch auf involvierte Kaiser-Wilhelm-Institute. Rechtzeitig gab das Archiv der MPG Propagandaplakate des Ersten Weltkriegs (ca. 50 Stück) ab, die archivfachlich nicht seinem Sammlungsauftrag entsprachen. Diese erfreuten sich einer großen Nachfrage, wurden von den Empfängern aufwendig restauriert und bereichern nun verschiedene Ausstellungen, u.a. die des Dorniermuseums (Friedrichshafen).

Die sehr großen Aktenübernahmen aus der Generalverwaltung, darunter die Sektionsprotokolle, Personalakten etc. von 2012 wurden nahezu vollständig in die Bestände eingepflegt und erschlossen. Beratend wurde das Archiv weiterhin bei den Konzeptionen zur inhaltlichen Neuausrichtung des Harnack-Hauses nach dessen Sanierung und in Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte bei der Vorbereitung einer Arbeitsgruppe zur Geschichte der MPG tätig.

Mit der Übertragung der stenografischen Aufzeichnungen der Planckschen Tagebücher (1880-1895) konnte eine bislang nicht genutzte Quelle der Forschung zugänglich gemacht werden.

Kontakte zu den Max-Planck-Instituten wurden im Rahmen von Besuchen der Jubiläumsveranstaltungen (z. B.: Max-Planck-Institut für molekulare Physiologie) gepflegt. Anlass boten auch Besuche von Ausstellungen (Max-Planck-Institut für Chemie), die mit Exponaten (Realien) des Archivs bestückt worden waren. Zugleich bot dies den Anlass weitere historisch bedeutsame Archivalien (z. B.: Filme und Fotos) und Stücke (Stuhl von Otto Hahn, Direktorenbüste) einzuwerben. 

Aus den Beständen des Archivs wurden wie jedes Jahr verschiedene Ausstellungen beschickt, darunter die Dauerausstellung des Physikzentrums der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.

Einen wichtigen Bezug zur Generalverwaltung stellte die Hospitanz einer Angestellten der Registratur im Archiv Berlin dar. Eine Einführung in die Überlieferungsbildung zeigte die unterschiedlichen Gesichtspunkte von Registratur und Archiv auf. In Folge fand in München eine Sichtung von ausgewähltem Registratur-/Altregistraturgut statt. Das Archiv schärfte das Verständnis dahingehend, Akten nicht ohne seineZustimmung zu vernichten. Somit könnte die Gefahr historisch wertvolle Bestände zu vernichten, verhindert werden. Bei einem Treffen mit der Max Planck Digital Library (MPDL) konnten die unterschiedlichen Aufgabenbereiche beider Servicebereiche klar voneinander abgegrenzt werden. Synergieeffekte könnten bezüglich der Beantragung verschiedener Speichermöglichkeiten oder verschiedener Tools der MPDL auftreten.

Die Vortragsreihen des Archivs erfuhren Fortsetzung, ebenso die v.a. auf die Geschichte des Forschungscampus Dahlem und auf die Tätigkeit des Archivs gerichtete Vortrags- und Führungstätigkeit. Anlässlich der Hauptversammlung in Potsdam lud das Archiv die Fördernden Mitglieder zur Besichtigung ein und präsentierte einige seiner besonderen Stücke. Erstmalig erschien ein historischer Beitrag auf der Homepage der MPG, der nun in Fortsetzung an besondere Ereignisse in der Geschichte der KWG/MPG erinnern wird.

Zur Geschichte der Kaiser-Wilhelm-/Max-Planck-Institute wurde in Kooperation mit dem Lehrstuhl Wissenschaftsgeschichte an der Technischen Universität Berlin im Wintersemester 2012/13 ein Hauptseminar angeboten, das die Studierenden qualifiziert an den Umgang mit Archivquellen heranführte. Archivführungen wurden von Dozenten der Berliner Universitäten als Auftakt für ihre Lehrveranstaltungen genutzt, woraus kooperative Lehrveranstaltungen für das kommende Jahr entstanden. Der Archivdirektor hatte Lehraufträge an der Archivschule Marburg - Hochschule für Archivwissenschaft und der FH Potsdam inne. Auf die Ausbildung junger Archivare wurde darüber hinaus im Rahmen von Praktikumsplätzen ein Augenmerk gelegt. So absolvierte eine Studentin der Fachhochschule ihr halbjährliches Pflichtpraktikum mit sehr gutem Erfolg. Weiterhin erhielten ein Student der Geschichte sowie zwei Schülerpraktikanten Einblicke in die Praxis.

Überlieferungsbildung und Erschließung der Archivbestände

Eine wichtige Voraussetzung für den Service des Archivs sind diverse archivarische Arbeitsgänge, die vielfach im Verborgenen stattfinden. Die Mitarbeiter sind mit einer steigenden Anzahl von Abgaben und einem fortwährend breiter werdenden Aufgabenspektrum konfrontiert. Dass die Ergebnisse trotzdem nicht gegenüber denen der Vorjahre zurücktreten, ist allein auf die engagierte Arbeit der Angestellten zurückzuführen. Dafür sei an dieser Stelle gedankt.

Übernahme

Insgesamt wurden rund 500 laufende Meter Akten an das Archiv der Max-Planck-Gesellschaft abgegeben.

Neben diversen Übernahmen, die in bereits bestehende Bestände der Abteilungen II (Max-Planck-Gesellschaft) und III (Nachlässe von Mitgliedern, leitenden Angestellten und Freunden der Kaiser-/Wilhelm-/Max-Planck-Gesellschaft) eingepflegt werden konnten, stellte die Abgabe von Karten und Plänen (sieben Kartenschränke, fünf Umzugskisten, fünf Ordner) in Form von Gebäudeplänen bis hin zu teils detaillierten Apparaturteilen aus dem Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen das Archiv vor besondere Herausforderungen. Aufgrund der einzigartigen Überlieferung kann nicht auf Erfahrungen zurückgegriffen werden und die Bewertung muss nach einem noch zu entwickelnden Konzept erfolgen. Aussagekräftige und somit archivwürdige Karten wurden bereits erschlossen. Weiterhin zu erwähnen sind wissenschaftliche Papiere von Institutsdirektoren, darunter z. B.: von Hans-Jörg Rheinberger (III. Abt. ZA 223/ 115 Aktenordner), Dieter Oesterhelt (III. Abt. ZA 211/ 36 Kartons), Norbert Schmitz (III. Abt) und Rolf Hassler (III. Abt., ZA 12). Letztgenannte stehen wahrscheinlich in Verbindung zu Akten des Historischen Archivs des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie und werden im Verlauf des Jahres in Absprache erschlossen. Beim Besuch des Historischen Archivs des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie wurden die neuesten Erwerbungen, der Nachlass von Friedrich Attenhuber (Schloss Ringberg) gesichtet. Verschiedene archivfachliche Fragestellungen, so die gegenseitige Versicherung, sollen zukünftig in enger Zusammenarbeit geklärt werden.

Die Anwerbung von Archivalien bedarf stets einiger Aktivität und Werbung im Vorfeld. Zunächst muss das Archiv mit seinen Aufgaben und Sammlungsschwerpunkten vorgestellt werden. Neben Informationen zur Archivwürdigkeit – nicht alle Dokumente, die Abgebende als zentral beschreiben, sind Teil einer aussagekräftigen Überlieferung, bzw. nicht alle Dokumente, die wertlos erscheinen, sind auf lange Sicht uninteressant für die Forschung. Daneben sind Beratungen in puncto Datenschutz und des Schutz persönlicher Daten Dritter notwendig.

Angesichts zu erwartender steigender Papiermengen spielt die archivische Bewertung (Einstufen der Unterlagen in archivwürdige – auf Dauer aufzubewahrende – und zu vernichtende Akten) eine immer größere Rolle.

Käuflich erworben wurden außergewöhnliche Stücke, die Bestände und Sammlungen zu wichtigen Personen der Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft bereichern. Zu nennen sind einige Briefkarten von Max Planck, eine gerahmte Fotografie des Namensgebers der Gesellschaft mit eigenhändigem Besitzvermerk von Lise Meitner, handschriftliche Manuskripte von Walther Gerlach, sehr seltene Abbildungen und Postkarten des Harnack-Hauses, die besonders im Jahr der Wiedereröffnung (2014) eine bedeutende Rolle spielen werden.

Auch 2013 erfolgte die Komplettsicherung der Internetseiten der Institute und der Generalverwaltung.

Erschließung

Fortlaufend wurden Neuzugänge der Vorjahre datenbankgestützt erschlossen und damit – unter Berücksichtigung von Schutzfristen – der Forschung zur Verfügung gestellt. Darunter sind u.a. die inhaltliche Erfassung und Findbucherstellung von Max-Planck-Instituten, wie der Bibliotheca Hertziana, Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte (II. Abt., Rep. 35), dem Max-Planck-Institut für Strömungsforschung II. Abt., Rep. 3) und Nachlässen, darunter Johannes Piiper (III. Abt. Rep. 112), Walther Vogt (III. Abt. Rep. 113), Heinrich Wänke (III. Abt. ZA 187), Georg Geipel (III. Abt. Rep. 48) und Dieter Oesterhelt (III. Abt. ZA 211) zu nennen. Letztgenannter übergab darüber hinaus wertvolle Archivalien, die teilweise der Sammlung des Nobelpreisträgers Feodor Lynen (Va. Abt. Rep. 86 B) zugefügt wurden. Die wissenschaftlichen Papier von Rüdiger Wolfrum (III. Abt. ZA 222) wurden im Rahmen eines halbjähriges Pflichtpraktikums (FH Potsdam-Fachbereich Informationswissenschaften, Studiengang Archiv) erschlossen. Die im Vorjahr aus der Altregistratur abgegebenen Akten verschiedener Abteilungen, insbesondere Personalia, Sektionen und Verwaltungsrat, wurden mit den vorhandenen Beständen abgeglichen, Fehlstellen ergänzt und erschlossen. Eine nahezu lückenlose Überlieferung der Sektionssitzungen (Vorlauf, Drehbuch, Protokolle, Nachlauf) und des Verwaltungsrats konnte somit hergestellt werden.

Auch 2013 wurden Unterlagen in Kooperation mit dem Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte digitalisiert.

Langzeitarchivierung elektronischer Daten

Das Archiv der MPG schloss sich mit anderen Wissenschafts- und Hochschularchiven zu einer Interessensgemeinschaft zusammen. Ziel ist es, eine Software zur Verwaltung eines digitalen Magazins zu erhalten, die nicht zuletzt aus Kostengründen im Verbund erworben wird. Derzeit verfügen allein Bundes, Staats- und Landesarchive sowie große Stadtarchive über derartige Programme. Eine provisorische Möglichkeit der Speicherung elektronischer Daten wurde geschaffen und die Übernahme erster E-Mail-Accounts im Pilotprojekt vorbereitet.

Benutzung der Archivbestände

Die Zahl der Benutzer in den beiden Lesesälen des Archivs schwankt von Jahr zu Jahr leicht, lag aber 2013 mit 113 Benutzern an 401 Tagen auf dem Niveau des Vorjahres (117/342). Die Zahl der vorgelegten Archivalien bewegte sich mit mehr als 3.500 im Bereich des langjährig Üblichen. Unverändert hoch ist dabei das Interesse an Bildmaterial (Foto und Film). Die auf schriftlichem oder fernmündlichem Weg erteilten Auskünfte lagen mit 1.300 etwas unter denen von 2012, auf lange Sicht jedoch im Durchschnitt (etwa 1.200). Zur Benutzung des Archivs zählen seit Jahren in nennenswerter Größenordnung auch die Zugriffe auf die Internetseite des Archivs, die eine qualifizierte Übersicht über die Archivbestände bietet.

Die Dienstbibliothek, deren Katalog via Internet zugänglich ist, wuchs durch Neuanschaffungen um 346 Bände. Neben abgegebenen Pflichtexemplaren sind über den Ankauf hinaus die Buchgeschenke zu erwähnen, für die sich das Archiv herzlich bedanken möchte. Inhaltlich wurden wie in den Vorjahren spezifische Publikationen zum Themenspektrum der Kaiser-Wilhelm-/Max-Planck-Gesellschaft, bzw. den Forschungsschwerpunkten der Institute gesammelt.

Literaturhinweise

Henning, Eckart
Der Übergang der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft auf die Max-Planck-Gesellschaft: mit einem Ausblick auf die Gegenwart
In: Bernhardt, Karl-Heinz/ Laitko, Hubert (Hrsg.), Abhandlungen der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften 34 (2013), S. 57-65.
Ders
Die kaiserliche Botschaft vom 10. Oktober 1910: Rückblick auf die Gründung der Kaiser-Wilhelm-/Max-Planck-Gesellschaft in Berlin
In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte Berlins, 109 (2013), S. 256-260.
Kazemi, Marion
Die Zoologische Station Rovigno: Spielball nationaler Interessen
In: Dahlemer Archivgespräche 14 (2008), S. 9-32.
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