Forschungsbericht 2013 - Max-Planck-Innovation

Max-Planck-Innovation – die Technologietransfer-Organisation der Max-Planck-Gesellschaft

Max Planck Innovation - technology transfer for the Max Planck Institutes

Autoren
Berninger, Markus
Abteilungen
Max-Planck-Innovation, München
Zusammenfassung
Unter dem Motto „Connecting Science and Business“ versteht sich die Max-Planck-Innovation GmbH als Partner für Forscher und Unternehmen. Wir unterstützen die Wissenschaftler der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) bei der Bewertung von Erfindungen, der Anmeldung von Patenten und der Unternehmensgründung. Der Industrie bieten wir einen zentralen Zugang zu den schutzrechtlich gesicherten Erfindungen der über 80 Institute der MPG. Damit erfüllen wir eine wichtige Aufgabe: Den Transfer von Ergebnissen der Grundlagenforschung in wirtschaftlich und gesellschaftlich nützliche Produkte.
Summary
With the claim “Connecting Science and Business” Max Planck Innovation is partner of both science and industry. Our interdisciplinary team provides consulting and support for scientists in evaluating inventions, applying for patents, and founding companies. We offer industry a central point of access to the innovations of the Max Planck Institutes. We thus provide the important function of transferring the results of basic research into economically and socially useful products.

Inkubation von Erfindungen – erfolgreiche Modelle werden ausgeweitet

An den Instituten der Max-Planck-Gesellschaft werden im Rahmen der Grundlagenforschung und im Dienste der Allgemeinheit neue Erkenntnisse in den Natur- und Biowissenschaften sowie den Geistes- und Sozialwissenschaften gewonnen. Viele dieser neuen wissenschaftlichen Ergebnisse stellen auch Erfindungen dar, da sie neuartige Lösungen für bestimmte Probleme liefern und sich für eine wirtschaftliche Verwertung eignen. Max-Planck-Innovation unterstützt die Wissenschaftler dabei, das wirtschaftliche Potenzial dieser Erfindungen über eine schutzrechtliche Sicherung (z. B. Patentierung) sowie eine anschließende Vermarktung im Rahmen einer Lizenzierung oder einer Unternehmensausgründung zu erschließen.

Oftmals ist jedoch eine Innovationslücke zwischen der Grundlagenforschung und der technologischen Anwendung vorhanden, die zunächst weitere Entwicklungsschritte notwendig macht. Max-Planck-Innovation hat daher vor einigen Jahren mit der Lead Discovery Center GmbH (LDC) und der Life Science Inkubator GmbH (LSI) zwei Inkubatoren ins Leben gerufen, um ausgewählte Erfindungen aus dem Bereich der Lebenswissenschaften weiter zu entwickeln und so näher an den Markt heranzubringen. Das Konzept der Inkubation hat sich als voller Erfolg erwiesen und wurde daher 2013 von Max-Planck-Innovation sowohl regional als auch thematisch ausgeweitet.

Die IT Inkubator GmbH ist im November 2013 in Saarbrücken an den Start gegangen, um das wirtschaftliche Potenzial von Erfindungen im Bereich der Informationstechnologie gezielt zu erschließen. Die Firma wurde von der Universität des Saarlandes und Max-Planck-Innovation ins Leben gerufen und soll pro Jahr bis zu vier Erfolg versprechende Technologien aufnehmen, die an den Forschungseinrichtungen der saarländischen Universitäten und den Max-Planck-Instituten entwickelt wurden. Viele der hier entwickelten Technologien sind nicht reif für die unmittelbare Aufnahme in die industrielle Produktentwicklung. Hier setzt der IT Inkubator an, um die für eine wirtschaftliche oder industrielle Verwertung interessanten Forschungsergebnisse zu detektieren und weiterzuentwickeln. „Der neue IT Inkubator soll als Innovationsbrücke die wissenschaftliche Forschung mit der Industrie verknüpfen und so die Entwicklung neuer Produkte vorantreiben“, so Peter Gruss, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft.

Den Wissenschaftlern aufgenommener Projekte werden im Inkubator Räumlichkeiten, Infrastruktur, Kontakte, Technik und professionelles Projektmanagement zur Verfügung gestellt, so dass die Projekte ziel- und marktgerichtet weiterentwickelt werden können. Darüber hinaus übernimmt der Inkubator gemeinsam mit den jeweiligen Technologietransferorganisationen Max-Planck-Innovation und WuT (Universität des Saarlandes Wissens- und Technologietransfer GmbH)  die Vermarktung der inkubierten Technologien. „Wir erwarten, dass auf diesem Wege neue Unternehmen zur Vermarktung der Produkte gegründet werden und dass etablierte Industrieunternehmen die neuen Technologien und Produkte lizenzieren werden“, so Florian Kirschenhofer, Start-up & Portfolio Manager bei Max-Planck-Innovation.

In Göttingen wurde die Photonik Inkubator GmbH gegründet. Hier werden neue Erkenntnisse aus der Photonik-Forschung künftig leichter in die Anwendung finden. Peter Gruss, Präsident der MPG, David McAllister, damaliger Ministerpräsident des Landes Niedersachsen, und Johanna Wanka, damalige niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur, haben 2013 in Hannover den Photonik Inkubator vorgestellt. Die von Max-Planck-Innovation und dem Laser-Laboratorium Göttingen mit initiierte Tochterfirma des Life Science Inkubators in Bonn wird universitäre und außeruniversitäre Gründungsprojekte etwa aus der Lasertechnologie und der Mikroskopie technologisch so weit entwickeln und organisatorisch begleiten, dass sie bestmöglich für eine anschließende Ausgründung und Finanzierung vorbereitet sind. Der Photonik Inkubator soll mit Förderung durch das niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) demnächst operativ starten. Er wird eng mit der Life Science Inkubator GmbH in Bonn und dem Laser-Laboratorium Göttingen kooperieren und wird auch von Max-Planck-Innovation unterstützt.

Die Life Science Inkubator GmbH (LSI), die seit 2009 in Bonn operativ mehrere Ausgründungsvorhaben im Bereich der Lebenswissenschaften vorantreibt, hat nun in Dresden einen weiteren Ableger. Mit dem LSI Sachsen startet ein neuartiges Modell zur Förderung von Forschungsvorhaben und bietet Raum für visionäre Existenzgründer. Der LSI in Dresden soll dabei helfen, neue Brücken zwischen Wissenschaft und Wirtschaft in Sachsen zu schlagen. Hier werden innovative Forschungsprojekte aus den Bereichen Biotechnologie, Pharma und Medizintechnik für einen Zeitraum von bis zu drei Jahren begleitet und bis zur Finanzierungsreife weiterentwickelt. Eine Public-Private-Partnership aus Bund, Land, Wissenschaftsorganisationen und privaten Investoren trägt das Konzept.

„Ich wünsche mir, dass wir damit noch mehr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ermutigen, mit ihren Ideen eigene Technologie-Unternehmen zu gründen“, so die sächsische Wissenschaftsministerin Sabine von Schorlemer bei der Eröffnungsveranstaltung im Dresdner BioInnovations-Zentrum. Mit NanoscopiX und Cell’s Kitchen haben bereits zwei Gruppen mit der Arbeit an ihren Projekten begonnen. Auch das Bonner Projekt Mesentech wird nun in Dresden betreut. Darüber hinaus hat sich am LSI Bonn der positive Trend fortgesetzt: LSI ist mit aktuell fünf parallelen Projekten am Standort Bonn voll ausgelastet. Durch eine Kooperation mit dem High-Tech-Gründerfonds (HTGF) konnte LSI bereits eine gemeinsame Ausgründung realisieren, eine weitere ist noch in Abstimmung.

Die von Max-Planck-Innovation im Jahr 2008 in Dortmund eingerichtete Lead Discovery Center GmbH (LDC) zeigt ebenfalls bereits, wie erfolgreicher Technologietransfer funktionieren kann. Das LDC beschäftigt sich mit den frühen Schritten der pharmazeutischen Wirkstoffforschung und treibt Projekte bis zur sogenannten Leitstruktur („Lead“) voran, die den Ausgangspunkt für die weiteren Schritte der Medikamentenentwicklung bilden. So lassen sich aus Projekten der biomedizinischen Grundlagenforschung innovative Wirkstoffe zur Bekämpfung von Krankheiten erzeugen. Das LDC ist in wenigen Jahren zu einem anerkannten Partner der deutschen Pharmaindustrie gereift: Firmen wie unter anderem Bayer, MerckSerono und Boehringer Ingelheim sind im Industrial Advisory Board des LDCs vertreten.

2013 teilte das LDC mit, dass ein innovatives Kinase-Inhibitor-Programm, welches 2011 an die Bayer Pharma AG lizenziert wurde, den Eintritt in klinische Studien erreicht hat. Bis 2012 hatte Bayer eine Leitstruktur aus dem Programm bis in die präklinische Prüfung voran gebracht, und im Herbst 2013 wurde der erste Patient in eine Phase-I-Studie aufgenommen. Im Rahmen dieser Studie wird die Sicherheit, Verträglichkeit und das pharmakokinetische Profil des Wirkstoffes bei Patienten mit fortgeschrittenem Krebs untersucht. Vereinbarungsgemäß erhält das LDC mit Erreichen dieses Meilensteins eine weitere Zahlung von Bayer. Die Erlöse werden mit den akademischen Partnern des LDC und der Max-Planck-Förderstiftung geteilt, die die frühe Projektentwicklung mitfinanziert hat.

Insgesamt könnten sich entwicklungsabhängige Meilensteinzahlungen auf bis zu 82,5 Millionen Euro und umsatzabhängige Meilensteinzahlungen auf bis zu 55 Millionen Euro belaufen. Außerdem hat das LDC Anspruch auf Lizenzgebühren an Produktverkäufen, wenn das Produkt vermarktet wird. Darüber hinaus ist das LDC 2013 unter anderem eine auf fünf Jahre angelegte strategische Partnerschaft mit Merck Serono eingegangen und hat mit AstraZeneca eine Allianz zur Wirkstoffforschung gebildet.

Lizenzverträge

Die US-Firma Sundance Diagnostics lizenzierte genetische Marker, die das Suizidrisiko bei Patienten ermitteln, die mit Antidepressiva behandelt werden. Der neue Test soll Ärzten dabei helfen, das Suizidrisiko bei Patienten zu senken, die mit Antidepressiva behandelt werden und bestimmte genetische Marker aufweisen. Die wissenschaftlichen Grundlagen für den Test hatten Forscher am Max-Planck-Institut für Psychiatrie gelegt.

Der Test, der nun von Sundance Diagnostics weiterentwickelt wird, soll als Labortest auf den Markt kommen. Darüber hinaus werden klinische Studien für eine Zulassung bei der amerikanischen Gesundheitsbehörde (FDA) und eine CE-Kennzeichnung initiiert. Die amerikanische Firma will hierfür die Anträge innerhalb von 18 Monaten bei den Behörden einreichen. Wie Forscher am Max-Planck-Institut für Psychiatrie herausfanden, treten bei 8,1 Prozent der Patienten vermehrt Suizidgedanken unter der Behandlung mit Antidepressiva auf. Bei 59 Prozent dieser Patienten steigt die Suizidgefahr innerhalb der ersten zwei Wochen nach Behandlungsbeginn an oder bei Erhöhung der Antidepressiva-Dosis. In den Vereinigten Staaten, Kanada und einigen europäischen Ländern werden Antidepressiva deshalb seit 2005 mit einer Warnung versehen, die Ärzte und Patienten auf das Suizidrisiko aufmerksam macht.

Bisher gab es für Ärzte jedoch keine Anhaltspunkte, welche Patienten gefährdet sein könnten. „Der neue Test soll Ärzten dabei helfen, das Suizidrisiko bei Patienten zu senken, die mit Antidepressiva behandelt werden. Darüber hinaus sollen Patienten und Angehörige wertvolle Informationen erhalten, die sie gemeinsam mit dem behandelnden Arzt zur Abwägung der Risiken und Vorteile einer Medikamenten-Therapie nutzen können“, erklärt Kim Bechthold, Geschäftsführerin von Sundance Diagnostics.

Die Forscher am Münchner Max-Planck-Institut für Psychiatrie hatten 79 genetische Biomarker entdeckt, die mit einer Zuverlässigkeit von mehr als 90 Prozent vorhersagen, welche Patienten suizidgefährdet sind, wenn ihnen ein Antidepressivum verschrieben wird. Die Wissenschaftler entdeckten außerdem, dass das erhöhte Suizidrisiko nach der Medikamentengabe sich nicht auf Personen unter 25 Jahren beschränkt, wie in den Warnhinweisen der amerikanischen Gesundheitsbehörde (FDA) beschrieben. Vielmehr sind alle Altersgruppen von 18 bis 75 Jahren gleichermaßen betroffen. In den Vereinigten Staaten werden jedes Jahr über neun Millionen neue Rezepte für Antidepressiva verschrieben (IMS 2006 National Prescription Drug Audit).

Dolby Laboratories erwarb Nutzungsrechte an Patentportfolio über ein innovatives Bildverarbeitungsverfahren des Max-Planck-Instituts für Informatik – Die neue HDRI-Technologie (High-Dynamic-Range-Imaging) erzeugt Bilder mit realistischerer Lichtintensität und Farbgebung und reduziert gleichzeitig die Datenmenge. Die Technologie basiert auf einem neuartigen Verfahren, mit dem man eine höhere Bildqualität auf HDR-fähigen Bildschirmen erreicht und das zugleich kompatibel für herkömmliche LDR-Bildschirme (Low-Dynamic-Range) ist. Jetzt will Dolby eine Anwendung dieser Technologie für Bildschirme der nächsten Generation entwickeln.

HDR-Imaging wird seit vielen Jahren in der Fotografie verwendet und findet nun zunehmend auch in Filmen Verwendung. Die Bilder werden dabei mit einem breiten Helligkeitsbereich von sehr hell bis sehr dunkel aufgenommen. Dieses breite Spektrum ermöglicht es, realistische Lichtintensität und Farbgebung noch präziser als in bisherigen Digitalaufnahmen darzustellen. Die damit verbundenen höheren Datenmengen erfordern jedoch eine weiterentwickelte Verarbeitungsmethode für die Komptabilität mit herkömmlichen LDR-Systemen. Zusammen mit ihrem Forscherteam vom Max-Planck-Institut für Informatik haben Hans-Peter Seidel und Karol Myszkowski das neue Verfahren für die Verarbeitung von HDR-Bilddaten entwickelt, was die Datenmenge erheblich reduziert. „Dolby Laboratories ist der perfekte Lizenznehmer für diese Erfindung. Dolby ist in der Lage diese Erfindung in eine großartige Bildverarbeitungstechnologie für hervorragende Unterhaltungserlebnisse umzusetzen”, so Bernd Ctortecka, Patent- und Lizenzmanager bei Max-Planck-Innovation.

Eine vom Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie und dem Deutschen Krebsforschungszentrum entwickelte Technologie namens EASYDOnut wurde von der Ausgründungsfirma Abberior GmbH lizenziert. Die Technologie ermöglicht es hochauflösende Bilder für die medizinische Forschung bereitzustellen: Die STED-Mikroskopie erzeugt hochauflösende Bilder weit unterhalb der Beugungsgrenze des sichtbaren Lichts. Die Technik dazu ist jedoch noch vergleichsweise komplex, was ihre Verbreitung und Nutzung behindert. Die neue Technologie vereinfacht das optische System nun erheblich. EASYDOnut lenkt die Laserstrahlen des STED-Mikroskops über ein einziges optisches Element gezielt auf die zu untersuchende Probe. Die Innovation kann die Verbreitung der STED-Mikroskopie fördern – mit Gewinn auch für die medizinische Forschung: Mit STED-Mikroskopen lassen sich wichtige Informationen auch an lebenden menschlichen Zellen gewinnen. Lebende Zellen lassen sich mit der modernen Fluoreszenz-Mikroskopie erforschen.

Dabei werden entsprechende Moleküle innerhalb der Zelle mit Fluoreszenzfarbstoffen markiert, über Licht angeregt und zum Leuchten gebracht. Jedoch können mit der herkömmlichen Mikroskopie keine Details unterschieden werden, die näher als 200 Nanometern beieinander liegen (Beugungsgrenze; Abbesche Auflösungsgrenze). Der Grund hierfür liegt in der Wellennatur des Lichts und der damit verbundenen räumlichen Ausdehnung des Fokalpunktes eines Lichtstrahls. Bei der STED-Mikroskopie wird nun dieser Fokalpunkt, der die fluoreszierende Probe sichtbar macht, verkleinert, indem der Randbereich des Lichtflecks am Fluoreszieren gehindert wird. Dazu wird neben dem zentralen Lichtstrahl ein zweiter ringförmiger Lichtstrahl mit einer anderen Wellenlänge ausgesendet, der über eine so genannte stimulierte Emission die angeregten Farbstoffmoleküle am Rand des zentralen Lichtstrahls abregt und so deren Fluoreszenz verhindert.

Dank EASYDOnut können beide Lichtstrahlen aus einer einzigen Punktlichtquelle stammen, so dass das aufwändige Nachjustieren beider Strahlen zueinander entfällt. Das erspart dem Anwender die bislang häufig anfallenden Kosten für technischen Service. Der große Vorteil des EASYDOnut-Systems liegt daher in seiner sehr einfachen Handhabung. „Als führender Hersteller von kommerziell erhältlichen Fluoreszenzfarbstoffen für neue Mikroskopie-Techniken bieten wir unseren Kunden mit dem neuartigen EASYDOnut-System ein fein aufeinander abgestimmtes Angebot von optischen Komponenten und Farbstoffen für die STED-Mikroskopie“, so Gerald Donnert, Geschäftsführer der Abberior GmbH.

Die neue Technologie wurde gemeinsam mit dem Erfinder der STED-Mikroskopie, Stefan Hell vom Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie, und Johann Engelhardt und Matthias Reuss aus der Abteilung Optische Nanoskopie des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) sowie Volker Westphal und Lars Kastrup vom Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie entwickelt. Die Erfindung wurde von Max-Planck-Innovation und der Stabsstelle Technologietransfer des DKFZ zum Patent angemeldet und lizenziert. „Die Innovation erleichtert die Anwendung der STED-Mikroskopie erheblich. Die Beobachtung von biologischen Prozessen im Mikrokosmos der Zelle wird vereinfacht sowie verbessert und eröffnet so neue Wege in der biologischen Forschung und medizinischen Diagnostik“, erläutert Bernd Ctortecka, Patent- und Lizenzmanager der Max-Planck-Innovation GmbH. EASYDOnut kann für eine fast beliebige Vielzahl von Licht-Wellenlängen-Kombinationen hergestellt werden.

Ausgründungen

The Captury GmbH entwickelt eine neue Motion-Capture-Technologie: In Hollywood wird viel Aufwand betrieben, um Monster durch echt erscheinende Umgebungen zu jagen. Forscher am Max-Planck-Institut für Informatik in Saarbrücken haben ein Verfahren entwickelt, das solche Szenen wesentlich vereinfacht. Dabei werden die Bewegungen von Schauspielern in einer echten Spielszene mit wenigen Kameras erfasst und äußerst realistisch auf virtuelle Charaktere übertragen. Dies wird nicht nur Trickfilmspezialisten die Arbeit erleichtern, sondern auch Ärzten und Sportlern bei der Bewegungsanalyse helfen.

Wenn computeranimierte Figuren wie Gollum im „Herr der Ringe“-Film durch wilde Landschaften streunen, waren auch echte Schauspieler im Einsatz. In Filmstudios wird dafür als gängige Methode das Motion-Capture-Verfahren angewendet. Dabei  schlüpfen Schauspieler in hautenge Anzüge, die mit Markern beklebt sind. Diese reflektieren Infrarotlicht, das von einem speziellen Kamera-System ausgestrahlt und empfangen wird. Auf diese Weise werden die Bewegungen des realen Schauspielers erfasst und später mit einer Animationssoftware auf die virtuelle Figur übertragen.

„Die Anzüge sind jedoch für die Schauspieler unangenehm und auch die Marker behindern sie in ihren Bewegungen“, erklärt Nils Hasler vom Max-Planck-Institut für Informatik in Saarbrücken. Die Computergrafiker haben daher ein Verfahren entwickelt, das ohne Marker auskommt und dabei die Bewegungen sehr schnell und realistisch erfasst. Dafür werden Schauspieler in ihrer normalen Kleidung von gewöhnlichen Kameras gefilmt. Im Computer werden die Bewegungen von einer speziellen Software analysiert und als Bewegungsskelett auf eine virtuelle Figur übertragen. Die Technik kommt dabei auch mit Szenen zurecht, bei denen mehrere Personen gleichzeitig die Szene bevölkern und sich Körperteile in den Aufnahmen überlagern.

Und noch ein weiteres Problem konnten die Informatiker lösen: „Wenn Schauspieler weite Mäntel tragen oder Damen in langen Ballkleidern die Szene betreten, wurde es auch für unsere Software schwierig, die Bewegungen des Körpers zu rekonstruieren. Über ein neues Rechenverfahren können wir jetzt auch Oberflächen so genau erfassen, dass man zum Beispiel den Faltenwurf der Kleidung völlig realistisch nachbilden kann. Dies hat bisher weltweit noch kein anderes Computerprogramm geschafft“, erklärt Mitgründer Nils Hasler.

Die neue Technologie ist dadurch auch für viele Anwendungen jenseits der Film- und Spieleindustrie interessant. Athleten könnten sie nutzen, um ohne störende Marker am Körper einzelne Bewegungen genau zu analysieren. Sportjournalisten hätten die Möglichkeit, live am Fernsehbildschirm die Bewegungsabläufe etwa beim Stabhochsprung oder Diskuswerfen direkt zu kommentieren. Auch die Medizin könnte davon profitieren. Für Ärzte wird es damit viel einfacher, den Heilungserfolg nach Operationen an Gelenken bildlich darzustellen und genau zu verfolgen. Die Forscher am Max-Planck-Institut für Informatik haben nun die Firma gegründet, um aus der bisherigen Software ein kommerzielles Produkt zu machen. „Es haben schon etliche Unternehmen aus der Filmindustrie und Sportvermarktung angeklopft“, so Hasler.

Die Max-Planck-Stiftung für Internationalen Frieden und Rechtsstaatlichkeit gemeinnützige GmbH stellt als Firmengründung aus dem Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht eine Besonderheit dar. Ausgründungen der Max-Planck-Gesellschaft gehen in der Regel aus der Biologisch-Medizinischen oder Chemisch-Physikalisch-Technischen Sektion hervor und befassen sich mit der Entwicklung neuer Technologien. Die Ausgründung aus dem Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht greift nun Forschungsergebnisse aus dem Gebiet der Geisteswissenschaften auf und will künftig Hilfe in Friedensprozessen sowie Unterstützung bei der Reform der Rechtsordnungen von Entwicklungs- und Transformationsländern leisten.

Die neue Firma ist aus der von Rüdiger Wolfrum geleiteten Arbeitsgruppe „Globaler Wissenstransfer“ des Heidelberger Max-Planck-Instituts für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht hervorgegangen. In der Stiftung unter der Leitung der drei Geschäftsführer Rüdiger Wolfrum, Tilmann Röder und Daniel Gruss befassen sich die Teams mit dem Aufbau und der Weiterentwicklung von Rechtssystemen auf unterschiedlichen Rechtsgebieten. Völkerrecht, Verfassungsrecht, Rechtspluralismus und Verwaltungsrecht sind nur einige der Kernkompetenzen der Stiftung, die den folgenden übergeordneten Zielen dienen: Förderung von Frieden, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten. Schwerpunkt liegt hierbei auf Staaten, die über kein funktionierendes Rechtssystem verfügen oder in denen das Verständnis von Rechtskulturen entwickelt wird.

Hierbei hilft das hohe Ansehen, das Rüdiger Wolfrum international als Experte und Vermittler in Friedensprozessen genießt. Er ist außerdem noch als Richter am internationalen Seegerichtshof tätig, dessen Vorsitz er jahrelang innehatte. Tilmann Röder und Daniel Gruss sind insbesondere durch ihre jahrelange Arbeit in islamischen beziehungsweise afrikanischen Staaten bekannt. Das Leistungsspektrum der Stiftung umfasst unter anderem Ausbildungsprojekte, wissenschaftliche und technische Hilfe bei Friedensprozessen und Beratung bei der Reform der Rechtsordnungen in Entwicklungs- und Transformationsländern. Max-Planck-Innovation unterstützte die Unternehmensgründung unter anderem durch den Einsatz eines Interim-Managers im Rahmen des Förderprojektes „Good Practice zur Erleichterung von Ausgründungsvorhaben“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.

Der eingesetzte Experte trieb das Projekt durch die Konzeption der gemeinnützigen GmbH, die Erstellung der Aufbau- und Ablauforganisation sowie das Aufsetzen der Verwaltungsprozesse und der internen Zuständigkeiten voran. Das für die Umsetzung des ministeriell geförderten Projektes zuständige Management bestätigte, dass ohne Einsatz dieses Förderprogramms die Gründung nicht in diesem Maße und mit dieser Geschwindigkeit hätte umgesetzt werden können. „Der laufende Projektbetrieb musste während der Ausgründung aufrecht erhalten bleiben. Parallel wurden Verwaltung und Finanzierung auf völlig neue Beine gestellt.

Das Projekt verbindet Gemeinnützigkeit und gesellschaftliche Relevanz mit Wirtschaftlichkeit und Start-up Kultur auf einzigartige Weise“, so Torsten Herzberg, der begleitende Interim-Manager. „Neuartig bei dieser Form von Ausgründungen ist es für uns, dass es sich nicht um Technologietransfer im klassischen Sinne handelt, sondern um die Umsetzung und Anwendung geisteswissenschaftlicher Forschung. Aufgrund der hohen Relevanz des Themas freuen wir uns sehr darüber, dass wir das Projekt unterstützen konnten“, so Florian Kirschenhofer, Start-up & Portfolio Manager bei Max-Planck-Innovation.

Die Hennigsdorfer Drug Response Dx GmbH (DRDx GmbH) schloss gemeinsam mit dem High-Tech Gründerfonds und QIAGEN erfolgreich ihre erste Finanzierungsrunde ab. Das Investment dient der Entwicklung eines Biomarker-Testkits zur Steuerung von Behandlungen der rheumatoiden Arthritis mit sogenannten TNF-Alpha-Inhibitoren. Die Gesellschaft verfügt über eine einzigartige Patentplattform, die von der ebenfalls beteiligten Max-Planck-Gesellschaft (MPG) exklusiv einlizenziert wurde.

Die Rheumatoide Arthritis (RA) ist mit etwa 70 Millionen Betroffenen die weltweit am weitesten verbreitete Autoimmunerkrankung. Nur eine frühzeitig eingeleitete, wirksame Therapie kann die schwerwiegenden Folgen der Erkrankung mindern und die Lebensqualität der Patienten erhalten. Eine der wichtigsten Therapieoptionen in der RA sind Hemmer des Tumornekrosefaktors (TNF-Alpha), die heute aus Kostengründen (12.000 bis 20.000 EUR pro Jahr/Patient) erst dann eingesetzt werden, wenn sich konventionelle Medikamente (100 bis 1.000 EUR pro Jahr/Patient) nach mehreren Monaten als unwirksam erwiesen haben. Jedoch zeigen auch TNF-Alpha-Inhibitoren frühestens nach drei bis sechs Monaten und nur bei etwa 60 bis 70 Prozent der Patienten erste Erfolge. Bei den so genannten Therapie-Versagern (Non-Respondern) vergeht oft bis zu einem Jahr und somit kostbare Zeit, bis andere, wirksame Medikamente zum Einsatz kommen. Eine frühzeitige, gezielte Behandlung kann jedoch zu kompletter Remission der Erkrankung führen.

Patienten, Ärzte und Kostenträger suchen deshalb dringend nach Möglichkeiten zur Verbesserung von Therapieentscheidungen bei Rheumatoider Arthritis. Die Lösung: der DRDx Testkit auf Basis von Protein-Biomarkern. Er erlaubt eine individuelle Wirksamkeitsvorhersage von TNF-Alpha-Inhibitoren für jeden RA-Patienten bereits vor Medikamentengabe. Die Gründer der DRDx, Zoltán Konthur und Karl Skriner, kommen aus einem international renommierten wissenschaftlichen Umfeld (Max-Planck-Gesellschaft und Charité). Ebenfalls an Bord ist mit Jörg-M. Hollidt ein Unternehmer im Bereich der In-vitro Diagnostik (IVD) und Geschäftsführer der in.vent Diagnostica GmbH.

In mehrjähriger Zusammenarbeit hat das Team ein Biomarker-Set und daraus das Funktionsmuster eines routinemäßig einsetzbaren Testkits entwickelt. Dieser erlaubt eine sichere Identifizierung derjenigen RA-Patienten, die nicht auf eine Therapie mit TNF-Alpha-Inhibitoren ansprechen. Für das antikörperbasierte Nachweisverfahren im ELISA-Format (Enzyme Linked Immunosorbent Assay) liegt bereits ein Machbarkeitsnachweis vor. Auch die erforderlichen Biomarker können bereits in technisch hoher Qualität und in größerem Umfang produziert werden. „Die nächsten Entwicklungsschritte umfassen nun die klinische Validierung unseres Diagnostikums. Darüber hinaus werden wir testen, inwieweit man mithilfe unserer patentierten Biomarker Vorhersagen für die Wirksamkeit von TNF-Alpha Inhibitoren bei anderen Indikationen sowie von Nicht-TNF-Alpha-Medikamenten bei RA treffen kann“, berichtet Geschäftsführer Zoltán Konthur. 

„Die Diagnostikbranche dürfte im kommenden Jahr weiter gedeihen – vor allem dank ihrer Triebfeder, den Companion Diagnostics (CDx)“, erläutert Jörg-M. Hollidt. „Diese werden nicht nur die personalisierte Medizin vorantreiben, sondern auch die Entwicklung besserer (Bio-) Therapeutika. CDx ermöglichen es, die Patienten früh zu stratifizieren und die Therapie vor Ort zu begleiten. Damit unterstützen sie einerseits die Niche-Buster der Pharmaindustrie und andererseits die Entwicklung integrierter Versorgungskonzepte. Die Nachfrage nach personalisierten Therapien wird stetig wachsen und damit auch der Bedarf an Diagnostika. Wir sind daher sehr erfreut, QIAGEN und den HTGF als Investoren mit an Bord zu haben“, sagt Geschäftsführer Hollidt. „Diese Partnerschaft wird es ermöglichen, die Biomarker der DRDx schnellstmöglich routinetauglich zu machen und die betroffenen Patienten weltweit von der Neuentwicklung profitieren zu lassen."

Die Max-Planck-Innovation GmbH hat als Technologietransfer-Organisation den Aufbau des Spin-off-Unternehmens von der ersten Business-Konzeptionierung bis hin zum Abschluss dieser Finanzierungsrunde unterstützt – maßgeblich auch durch die Bereitstellung von externen Experten im Rahmen der Förderinitiative „Innovation trifft Management“, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert wird. „Es freut uns, dass wir mit dem Diagnostikunternehmen QIAGEN und dem High-Tech-Gründerfonds (HTGF) zwei namhafte Investoren gefunden haben. Ihre Beteiligung bestätigt die hohen Erwartungen, die wir mit der innovativen Technologie im Bereich Companion Diagnostics verknüpfen“, so Astrid Giegold, Start-up & Portfolio Managerin und Dieter Link, Patent- & Lizenz-Manager bei Max-Planck-Innovation. Martin Pfister, verantwortlicher Investmentmanager beim High-Tech Gründerfonds ergänzt: „Die DRDx hat uns nicht nur durch kompetentes Management überzeugt, ihr robuster Companion Diagnostics Test ermöglicht dringend notwendige Hilfe für Rheuma-Patienten durch frühzeitigere und sichere Therapie. Und: Nicht zuletzt wird damit ein Multi-Milliarden-Pharmamarkt adressiert. Wir freuen uns über das erste gemeinsame Investment mit unserem Fondsinvestor QIAGEN“.

Seit 2007 unterstützt Max-Planck-Innovation Ausgründungen aus den Max-Planck-Instituten zusätzlich mit der Förderinitiative „Good Practice zur Erleichterung von Ausgründungsvorhaben: Erprobung neuer Methoden zur Behebung von Managementdefiziten in Gründungs- und Vorgründungsphasen“. Das Programm wurde ursprünglich vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) zur Erleichterung von Ausgründungsvorhaben aufgelegt, um zu evaluieren, ob sich die zusätzliche Unterstützung durch externe Managementkompetenzen in der Vorgründungsphase positiv auf den Verlauf des Gründungsprozesses auswirkt. Die Förderinitiative wird von Max-Planck-Innovation unter der Bezeichnung „Innovation trifft Management“ mit einem konkret auf die Bedürfnisse der Max-Planck-Institute abgestimmten und neu entwickelten Konzept umgesetzt. Die Gründungsprojekte der Institute der Max-Planck-Gesellschaft können so durch folgende Maßnahmen unterstützt werden:

  • Industrie-Experten sollen temporär die weitere Vorbereitung der Gründung und des Produkts nach professionellen und industrieüblichen Kriterien planen und umsetzen.
  • Projekt-Manager helfen die wissenschaftlichen Arbeiten zu koordinieren und voranzutreiben und unterstützen das Projektteam bei der Ausarbeitung des Geschäftsmodells und des Arbeitsplans für die weitere technische Entwicklung.
  • Interim-Manager bereiten schließlich den operativen Start und die Gründung des Unternehmens vor.

Im Jahr 2013 konnten im Rahmen von „Innovation trifft Management“ acht Ausgründungen in verschiedenen Bereichen wie Life Sciences, IT, Software und Oberflächenanalyse unterstützt werden. Dabei wurden Industrie-Experten, Interim-Manager und Projekt-Manager eingesetzt, um die Gründerteams mit ihren Expertisen, Marktkenntnissen und Industriekontakten bei verschiedenen Aufgabenstellungen und Anforderungen zu beraten. Im Fokus der Industrie-Experten standen die industriespezifische Forschung und Entwicklung sowie Marktbetrachtungen. Darüber hinaus wurde verstärkt eine Methodenerprobung in den Bereichen aktueller Qualitätsstandards und rechtlich-regulatorischer Anforderungen angestrebt sowie die Vermittlung von Industriekontakten und -kooperationen im Rahmen des Business Development.

Da das Förderprojekt für Max-Planck-Innovation bis zum 31.12.2014 verlängert wurde, stehen noch ein weiteres Jahr Fördermittel zur Verfügung, in dem der Einsatz der verschiedenen Management-Methoden getestet, deren Wirksamkeit analysiert und Ausgründungen aus den Instituten unterstützt werden können. Für das Förderprojekt sind bei Max-Planck-Innovation zwei Projektmanagerinnen verantwortlich.

Veranstaltungen

Auch in der organisationsinternen Wissensvermittlung konnte Max-Planck-Innovation seine Aktivitäten steigern: Mit den Seminarreihen Start-up Days und Biotech Networkshop zum Thema Ausgründungen wurden gründungsinteressierte Wissenschaftler der Max-Planck-Gesellschaft für die Themen Technologietransfer und Firmenausgründungen sensibilisiert. Ein besonderes Augenmerk lag darauf, praxisrelevante Informationen und Erfahrungen rund um die Gründung und Finanzierung von Unternehmen zur Verfügung zu stellen. Die Seminare bieten so einen umfassenden Überblick über Themen, mit denen Gründer im Vorfeld bei und nach der eigentlichen Gründung regelmäßig konfrontiert werden. Beide Veranstaltungen wurden von den Teilnehmern dieses Jahr wieder sehr positiv beurteilt.

Mit der European Drug Discovery Conference hat Max-Planck-Innovation 2009 eine Diskussions-Plattform im Bereich der Wirkstoffforschung ins Leben gerufen, die alle zwei Jahre stattfindet. Akademia und Industrie nutzten die Konferenz 2013 bereits zum dritten Mal, um neue und gemeinsame Ansätze in der Arzneimittelentwicklung zu finden.

Darüber hinaus stellte Max-Planck-Innovation der Industrie ausgewählte Forschungsergebnisse der Institute auf Technologiemessen vor. Die patentierten Erfindungen wurden hier den Industrievertretern zur Lizenzierung angeboten, so z. B. auf den Innovation Days in Berlin und der BioVaria in München.

Der 7. Biotech NetWorkshop, zu dem Max-Planck-Innovation gemeinsam mit der Technologietransfer-Organisation Ascenion nach Tutzing am Starnberger See eingeladen hat, stellte neben informativen Vorträgen ein individuelles Coaching-Programm im Rahmen der Entrepreneur’s Academy mit Fach-Experten und einem intensiven Erfahrungsaustausch unter Teilnehmern, Referenten und Coaches bereit. Im Rahmen der besonderen Atmosphäre in der Evangelischen Akademie bot sich für potenzielle Gründer und Wissenschaftler aus dem Bereich der Lebenswissenschaften von Instituten der Max-Planck-Gesellschaft, der Helmholtz- und Leibniz-Gemeinschaft sowie der Medizinischen Hochschule Hannover die Möglichkeit, sich als Team mit erfahrenen Unternehmensgründern sowie Fachleuten aus den Bereichen Biotechnologie, Medizintechnik und Finanzierung zu beraten.

Im Oktober fanden in Dresden die Start-up Days statt. Die Veranstaltung wurde erstmalig als gemeinsame Veranstaltung der vier außeruniversitären Forschungseinrichtungen Max-Planck-Gesellschaft, Helmholtz- und Leibniz-Gemeinschaft sowie Fraunhofer Gesellschaft ausgerichtet. Ziel der Veranstaltung ist es, gründungsinteressierten Wissenschaftlern branchenübergreifend (Life Sciences und Physical Sciences) einen praxisorientierten Einblick in das Gründungsgeschehen von technologiebasierten Unternehmen zu geben. Neben einem informativen Seminarprogramm standen sowohl Erfahrungsberichte von bereits erfolgreichen Unternehmensgründern als auch interaktive Workshops auf der Agenda.

Im Januar fand auf Schloss Ringberg, der Tagungsstätte der Max-Planck-Gesellschaft, zum dritten Mal die European Drug Discovery Conference (EDDC) statt. Vertreter internationaler Arzneimittelentwicklungsfirmen diskutierten hier mit Pharma-Unternehmen und Forschungsinstituten neue Ansätze zur Weiterentwicklung Erfolg versprechender Wirkstoffsubstanzen und zur Überbrückung der Innovationslücke zwischen akademischer Forschung und Industrie. Max-Planck-Innovation organisierte die Veranstaltung gemeinsam mit der Lead Discovery Center GmbH (LDC). Die Drug Discovery Units verschiedener erstklassiger Universitäten und außeruniversitärer Forschungseinrichtungen (LDC, CD3, CRT, IPK und CNIO) stellten ihre Konzepte vor. Darüber hinaus sprachen die Vertreter der Pharma-Unternehmen (AstraZeneca, Bayer, Boehringer Ingelheim, Merck und Takeda) über ihre Partnering-Modelle zur Zusammenarbeit mit akademischen Forschungseinrichtungen. Zahlreiche Vorträge und Workshops gaben den Teilnehmern die Möglichkeit über Themen wie Patentschutz, Wertschöpfung, Kooperationen, Verträge, Compound Libraries und viele mehr im Bereich der Wirkstoffforschung zu diskutieren und Erfahrungen auszutauschen.

Im Dezember stellten die Max-Planck-Gesellschaft, die Helmholtz-Gemeinschaft, die Fraunhofer-Gesellschaft sowie die Leibniz-Gemeinschaft auf den Innovation Days ausgewählte Technologien aus den Bereichen Life Sciences sowie Informations- und Kommunikationstechnologie vor. Max-Planck-Innovation identifizierte neun innovative Technologien und Spin-off Unternehmen der Institute der Max-Planck-Gesellschaft, die in Berlin von den Erfindern und Gründern vorgestellt wurden, darunter eine Technologie aus dem Feld der personalisierten Medizin der Alacris Theranostics GmbH, mit deren Hilfe die Wirkung von bestimmten Medikamententherapien für Krebspatienten vorhergesagt werden kann.

Die Technologie dieser Ausgründung aus dem Max-Planck-Institut für molekulare Genetik basiert auf Transkriptom- und Genom-Informationen sowie Daten von Mutations- und Medikamentendatenbanken. Besonders vielversprechend ist ihre Anwendung bei Medikamenten, die in klinischen Studien gescheitert sind, weil ein hoher Prozentsatz der Patienten nicht auf das Medikament anspricht (und nicht weil intolerierbare Nebenwirkungen vorliegen). Mithilfe der Technologie können so diejenigen Patienten im Vorfeld identifiziert werden, die auf die jeweilige Therapie ansprechen. Auf den Innovation Days wurden insgesamt 40 Technologien und Spin-off Unternehmen vorgestellt, die ein großes wirtschaftliches Potenzial besitzen. Darüber hinaus konnten im Vorfeld über eine Online-Partnering-Plattform Meetings in bereitgestellten Partnering-Boxen organisiert werden.

Auf der Technologiemesse BioVaria stellte Max-Planck-Innovation gemeinsam mit der Lead Discovery Center GmbH eine neue Technologie zur Behandlung zahlreicher Krankheiten vor. Die von Ascenion organisierte BioVaria war 2013 in München zum sechsten Mal Marktplatz für lebenswissenschaftliche Erfindungen der führenden europäischen Forschungseinrichtungen und Universitäten. Unter dem Motto „Europe´s Next Top Technologies“ wurden zahlreiche lizenzierbare Technologien von den Wissenschaftlern präsentiert.

Die neuartige 14-3-3 Plattform-Technologie, die aus dem Max-Planck-Institut für molekulare Physiologie und dem Chemical Genomics Centre stammt, wurde einem Publikum aus den Bereichen Biotech, Pharma und Venture-Capital vorgestellt. 14-3-3 Proteine regulieren eine Vielzahl von Enzymen und Proteinen, von denen einige eine wichtige Rolle unter anderem bei der Entstehung von Krebs, bei der Apoptose sowie bei neurodegenerativen Erkrankungen spielen. Das wirtschaftliche Potenzial dieser neuartigen Plattform-Technologie ist enorm, da 14-3-3 Proteine bisher nicht als Wirkstoff-Targets angegangen worden sind. Die 14-3-3 Plattform-Technologie verwandelt Protein-Proteininteraktionen sowie sogenannte „nicht adressierbare Targets“ in adressierbare Targets. Der Machbarkeitsnachweis der innovativen Technologie ist anhand eines Herbizids und dreier Targets im Bereich Onkologie erbracht worden. Auf diesen neuartigen Targets basierend sind zahlreiche neuartige Substanzen zur weiteren Optimierung identifiziert worden.

Zahlen und Fakten

Im Jahr 2013 wurden der Max-Planck-Innovation 127 Erfindungen gemeldet (2012: 128) und es wurden 93 Verwertungsverträge (inklusive Vereinbarungen zu Gemeinschaftserfindungen/TT- Vereinbarungen) abgeschlossen (2012: 93). Die Verwertungserlöse betragen voraussichtlich 22,5 Millionen Euro (2012: 25,1 Millionen). Zu diesem Erlös trugen 2013 keine Verkäufe, insbesondere der börsennotierten Beteiligungen, bei (2012: 4,4 Millionen Euro). Die endgültigen Zahlen für das Geschäftsjahr 2013 liegen aufgrund der nachgelagerten Abrechnung verschiedener Lizenznehmer erst ab Mitte 2014 vor.

2013 gingen im Gründungsbereich fünf Ausgründungen aus unterschiedlichen Max-Planck-Instituten hervor. Eine dieser Ausgründungen konnte bereits erfolgreich Finanzmittel über eine Serie A-Finanzierung einwerben, eine Weitere war in der Lage, sich aus einem Großauftrag zu finanzieren. Besonders erwähnenswert ist, dass in den vergangenen Jahren zunehmend Fördermittel, etwa aus EXIST-Forschungstransfer, GO-Bio oder M4, für die Vorgründungsphase im Gesamtvolumen von rund 13,5 Millionen Euro eingeworben wurden.

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