Die Augen von Rosetta

Die zehnjährige Reise der Raumsonde Rosetta, an deren Ende die Ankunft am Kometen Churyumov-Gerasimenko steht, war reich an Sehenswürdigkeiten. Um ihre Geschwindigkeit anzupassen, flog Rosetta dreimal an der Erde und einmal am Mars vorbei; zudem kreuzten die Asteroiden Steins und Lutetia den Weg der Sonde. Und jedes Mal lieferte das Kamerasystem OSIRIS eindrucksvolle Bilder. Entwickelt und gebaut wurde das Auge unter der Leitung von Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung.

Während Erde und Mars den Experten in erster Linie Gelegenheit boten, ihr Instrument an einem vergleichsweise nahen Motiv zu testen und zu kalibrieren, waren die Asteroiden von großem wissenschaftlichem Interesse. Der Asteroid Lutetia  gehört seit dem Rosetta-Vorbeiflug im Juli 2010 zu einem der am besten untersuchten kleinen Körper  – und hat sich als wahres Urgestein erwiesen. Die Max-Planck-Forscher schätzen sein Alter aufgrund der Oberflächenstrukturen auf mindestens 3,6 Milliarden Jahre.

Das Besondere an OSIRIS: Das Kamerasystem besteht aus einer Tele- und einer Weitwinkelkamera. So soll dem Instrument am Ankunftsort ein zweifacher Blick auf den Kometen gelingen: Während die Telekamera aus einem Abstand von einem Kilometer Strukturen von nur zwei Zentimetern Größe auf der Oberfläche von Churyumov-Gerasimenko auflösen kann, behält die Weitwinkelkamera den gesamten Himmelskörper im Blick.

Die Kameras sind zudem mit insgesamt 25 Farbfiltern ausgestattet. Auf diese Weise können sie das Licht, das Churyumov-Gerasimenko ins All reflektiert, in bestimmten Wellenlängenbereichen untersuchen und dem Kometen auf diese Weise Informationen etwa über die mineralogische Zusammensetzung der Oberfläche oder das abströmende Gas entlocken.

Doch wie die vergangenen Jahre gezeigt haben, ist OSIRIS nicht nur für Forschungsobjekte in unmittelbarer Nähe geeignet. 2005 etwa, als die NASA-Sonde Deep Impact ein Kubikmeter großes Projektil auf den Kometen Tempel 1 einschlagen ließ, beobachtete OSIRIS die so entstandene Staubwolke aus einer Entfernung von rund 80 Millionen Kilometern. Und bereits im Sommer 2011 gelang dem Instrument ein erstes Bild des Zielkometen: 13 Stunden Belichtungszeit und eine ausgefeilte Bildverarbeitung waren dafür nötig, denn Sonde und Komet trennten damals etwa 163 Millionen Kilometer.

Danach wurde die Kamera – wie der Rest der Sonde – in einem energiesparenden Winterschlaf versetzt. Erst im vergangenen Januar haben sich die Augen von Rosetta wieder geöffnet – und richteten ihren Blick auf eine weitere unerforschte Welt.

BK

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