Serum Institute of India erwirbt Rechte an Tuberkulose-Impfstoff

Forscher entwickeln klassische Tuberkulose-Impfung weiter

23. Juli 2013

Es gibt Hoffnung auf eine neue und bessere Tuberkulose-Impfung: Ein viel versprechender Impfstoff aus Deutschland wird jetzt von dem global agierenden Unternehmen Serum Institute of India zur Anwendungsreife weiterentwickelt. Der Impfstoff hatte sich bei Studien als wirksamer und verträglicher erwiesen als das derzeit gängige Präparat. In einem jetzt unterzeichneten Vertrag mit der Vakzine Projekt Management GmbH in Hannover sichert sich Serum, einer der bedeutendsten Impfstoffhersteller der Welt, die Lizenz zur Nutzung der dazugehörigen Patente und Technologien.

Wissenschaftler hatten den Impfstoff-Kandidaten namens VPM1002 in einem Gemeinschaftsprojekt entwickelt. Partner sind die Max-Planck-Gesellschaft, die Vakzine Projekt Management GmbH und das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung. Gegenwärtig befindet sich das Präparat in Phase II der klinischen Testung.

„Dies ist ein wichtiger Schritt im Kampf gegen die tödliche Bedrohung durch die Tuberkulose – eine Infektion, von der weltweit über zwei Milliarden Menschen betroffen sind“, sagt Bernd Eisele, Geschäftsführer von Vakzine Projekt Management, einer Ausgründung des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung. „Der neue Impfstoff ist sehr viel versprechend, das Konzept innovativ“, sagt Umesh Shaligram, Direktor der Forschungsabteilung des im indischen Pune ansässigen Serum Institute of India. „Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit der VPM und hoffen, die Vakzine in den nächsten Jahren zur Zulassung für die weltweite Anwendung zu bringen.“ Das indische Pharma-Unternehmen gehört nach Einschätzung von Vakzine Projekt Management zu den wenigen Partnern, die dafür in Frage kommen: „Nur ein erfahrener, spezialisierter und international tätiger Entwickler wie das Serum Institute kann gewährleisten, dass der Impfstoff den Menschen in der ganzen Welt zu fairen Konditionen zur Verfügung gestellt wird“, sagt VPM-Geschäftsführer Eisele.

VPM1002 basiert auf einem bereits im Jahr 1921 eingeführten Impfstoff mit der Bezeichnung Bacillus Calmette-Guérin, kurz BCG. Dabei werden abgeschwächte Krankheitserreger verabreicht, die das Immunsystem dazu veranlassen, eine molekulare Abwehr gegen den Erreger aufzubauen. Der Einsatz solcher Lebendimpfstoffe ist heute eine Standardmethode und kommt auch bei den klassischen Immunisierungen gegen Masern, Mumps und Röteln zum Einsatz. Das Besondere an VPM1002 ist seine gentechnische Weiterentwicklung, durch die er eine Erkrankung wesentlich sicherer und wirksamer verhindert als der Vorgänger. Präklinische Untersuchungen, sowie zwei klinische Phase-I-Studien und eine klinische Phase-II-Studie konnten diese Erwartung bereits bestätigen. Die wissenschaftliche Basis für VPM1002 legte Stefan Kaufmann, Gründungsdirektor des Max-Planck-Instituts für Infektionsbiologie in Berlin.

Die Vakzine Projekt Management GmbH entwickelte den neuen Impfstoff nach Lizenzierung von der Technologietransfer-Organisation Max-Planck-Innovation und mit Unterstützung des Helmholtz-Zentrums aus der Grundlagenforschung weiter und brachte ihn in die klinischen Studien. „Der alte Impfstoff BCG ist nach wie vor die weltweit am häufigsten verabreichte Vakzine“, sagt Kaufmann. Mittlerweile zeige er aber häufig keine Wirkung mehr. Kaufmanns Ziel ist es, BCG wieder effektiver und dabei zugleich sicherer zu machen. An der Entwicklung war auch Leander Grode maßgeblich beteiligt – zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Kaufmann, heute als Projektleiter bei Vakzine Projekt Management. „Uns ist es gelungen, den alten Impfstoff so zu verändern, dass er das menschliche Immunsystem besser aktivieren kann und dadurch vor den Tuberkulose-Erregern effektiver und sicherer schützt“, sagt Grode.

MB/HR

Weitere interessante Beiträge

Zur Redakteursansicht