TandemLaunch lizenziert neue 3D-Technologie

18. Juli 2012

Max-Planck-Innovation, die Technologietransfer-Organisation der Max-Planck-Gesellschaft, hat gemeinsam mit der Patentverwertungsagentur der saarländischen Hochschulen eine neue Methode zur Verarbeitung digitaler Stereobildinhalte an das kanadische Unternehmen TandemLaunch Technologies lizenziert. TandemLaunch entwickelt Multimediaerfindungen zu marktreifen Technologien weiter. Die neue „Backward-compatible Stereo 3D“-Technik ermöglicht es, Filme sowohl mit entsprechender Brille in 3D als auch ohne Brille in 2D anzuschauen.

3D-Technologie wird zunehmend in der Computergrafik eingesetzt und hat sich zu einem maßgeblichen Trend in der Unterhaltungs- und Verbraucherelektronikindustrie entwickelt. Viele Filme werden heutzutage in 3D-Technik aufgenommen oder auf der Grundlage dieser Technologie als Virtual Reality-Filme gezeigt. Zuhause wird diese neue Technologie jedoch aus unterschiedlichen Gründen fast noch gar  nicht eingesetzt. So können 3D-Eindrücke nur mit Hilfe von Anaglyphen- oder Shutterbrillen erzeugt werden. Ohne diese sind nur zwei unscharf verschwommene Bilder zu sehen. Viele Zuschauer mögen es jedoch nicht, mit einer 3D-Brille vor ihrem Fernsehgerät zu sitzen. Darüber hinaus verspüren viele Menschen beim Anschauen von 3D-Filmen mit einer entsprechenden Brille Unwohlsein oder bekommen Kopfschmerzen. Eine gemeinsame Erfindung von Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Informatik, des Fachbereichs Informatik der Universität des Saarlandes sowie von Telecom ParisTech löst dieses Problem jetzt. Die innovative Technologie unter der Bezeichnung „Backward-compatible Stereo 3D“ beinhaltet eine Methode sowie ein Gerät zur Verarbeitung digitaler Stereobildinhalte, das die aus den Stereobildern wahrgenommene Disparität vorausberechnet. So wird es möglich, bei der Nutzung eines Bildschirms hochwertige 3D-Eindrücke zu erhalten, wenn eine 3D-Brille benutzt wird, und gleichzeitig ohne Brille hochwertige 2D-Bilder ohne störende Bildartefakte zu genießen.

Bei der Entwicklung der neuen Technologie war es für die Erfinder von entscheidender Bedeutung, das visuelle System des Menschen zu verstehen und daraus abzuleiten, wie 3D-Bilder wahrgenommen werden. Um räumliche Strukturen einschätzen zu können, verlässt sich das menschliche Sehsystem auf eine Vielzahl von Tiefeninformationen. Eine entscheidende Rolle spielt hierbei die binokulare Disparität: Jedes Objekt wird von den beiden Augen aus leicht unterschiedlichen Winkeln beobachtet. Auf diese Weise wird ein spezieller Punkt im Raum auf der Netzhaut jedes Auges an zwei verschiedenen Positionen reproduziert. Die Forscher fanden heraus, wie das menschliche Sehsystem auf stereoskopische Bilder reagiert und mit welcher Empfindlichkeit es auf Veränderungen in der binokularen Disparität in Verbindung mit anderen Tiefeninformationen reagiert. Dadurch konnte die Verbindung zwischen realer und wahrgenommener Disparität erklärt werden und so ließ sich die Wahrnehmung von stereoskopischen Bildern in Bezug auf Dreidimensionalität vorhersagen. Die Wissenschaftler fanden zudem heraus, dass die menschliche Wahrnehmung durch bestimmte Grenzwerte eingeschränkt wird. Unterhalb dieser Grenzwerte hat die Disparität keine Auswirkungen auf den visuellen Eindruck. Auf der Grundlage dieser Studienergebnisse und der so genannten Cornsweet-Illusion für die Disparität ist es den Wissenschaftlern jetzt gelungen, stereoskopische Bilder so zu verändern, dass nur die unbedingt erforderliche Disparität verbleibt. So konnten sie schließlich ein rückwärts kompatibles Stereobild erzeugen, das 3D-Eindrücke ermöglicht und gleichzeitig die Bildartefakte beim Zuschauen ohne 3D-Brille auf ein Minimum reduziert.

TandemLaunch hat die Erfindung mit dem Ziel lizenziert, sie zu einem Produkt weiterzuentwickeln. „Die rückwärts kompatible Stereo-3D-Technik wird es uns ermöglichen, Inhalte zu produzieren, die für einen Zuschauer ohne 3D-Equipment richtig wiedergegeben werden, und 3D-Eindrücke vermitteln, wenn dieses Equipment eingesetzt wird. Die Technologie wird das Fernsehen, wie wir es heute kennen, völlig verändern“, erläutert Helge Seetzen, Geschäftsführer von TandemLaunch Technologies. Dazu Bernd Ctortecka, Lizenzmanager bei Max-Planck-Innovation: „Wir freuen uns, mit TandemLaunch einen Partner gefunden zu haben, der über die Kompetenz verfügt, eine vielversprechende Technologie in ihrer Frühphase zu einem marktfertigen Produkt weiterzuentwickeln, das dann von der Industrie eingesetzt werden kann.“ Axel Koch, Leiter der Patentverwertungsagentur der saarländischen Hochschulen, ergänzt: „Wir wünschen uns noch viel mehr Firmen wie TandemLaunch Technologies, die die Lücke zwischen wissenschaftlicher Forschung und industriellem Bedarf schließen können. Wir sind davon überzeugt, mit TandemLaunch Technologies den idealen Partner für diese hervorragende Innovation gefunden zu haben.“

MB / BA

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