Sanfte Reize gegen den Schmerz

Life Science Inkubator fördert neue Forschergruppe

21. Juni 2012

Wissenschaftler des Bonner Life Science Inkubators (LSI), der von der Technologietransfer-Organisation Max-Planck-Innovation mit dem Ziel etabliert wurde, Ausgründungen im Bereich der Lebenswissenschaften zu erleichtern, wollen neue Wege der Schmerztherapie beschreiten. Ziel ist die Unterdrückung von Schmerzen mittels schwacher elektrischer und mechanischer Reize. Die Stimulation soll über spezielle Verbände geschehen, in die Hightech-Chips integriert sind. Vorstudien deuten darauf hin, dass dieses Verfahren insbesondere zur Linderung von chronischen Schmerzen geeignet ist.

Das Projekt mit dem Namen „med4life“ ist das jüngste Mitglied im Kreise von insgesamt sieben Entwicklungsvorhaben aus dem Spektrum Biotechnologie, Pharma und Medizintechnik, die derzeit vom LSI unterstützt werden. Das Konzept von „med4life“ beruht auf Untersuchungen zur sogenannten elektromechanischen Schmerzsuppression (EMSS), die am Universitätsklinikum Bonn durchgeführt wurden. Der bundesweit ausgerichtete LSI fördert damit erstmals eine Forschergruppe, die ursprünglich aus Bonn stammt. „Es ist eine Auszeichnung und eine große Chance, dass wir unsere Methodik am LSI bis zur klinischen Einsatzbereitschaft weiterentwickeln können“, so Projektleiter Tobias Weigl.

Grundlage dafür ist eine Technologie, die Stimulationselektroden und andere Komponenten in kompakter Bauweise miteinander verbindet. „Unser Ziel ist es, durch gezielte Neuromodulation das Schmerzgedächtnis chronischer Schmerzpatienten wieder auf Normalmaß zu regulieren und dadurch ohne Einsatz von Medikamenten die Lebensqualität signifikant zu verbessern“, sagt Weigl.

Die Förderung von „med4life“ soll die Gründung eines eigenständigen Unternehmens vorbereiten, denn der Technologietransfer von der Wissenschaft in die Wirtschaft ist ein grundsätzliches Ziel des LSI. Eines der unterstützten Projekte befindet sich derzeit in der Ausgründung. „Wir wollen exzellente Forschung marktreif machen. Dazu verfolgen wir ein bundesweit einzigartiges Förderkonzept“, betont LSI-Geschäftsführer Jörg Fregien. „Das Besondere ist unser ganzheitlicher Ansatz: Die Kombination aus finanzieller Unterstützung, Beratung der Forscher in allen kaufmännischen Fragen und der Begleitung von Firmengründungen, inklusive der Startfinanzierung.“

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die hierzulande unternehmerisch tätig sein wollen, stehen oft vor unüberwindbaren Hürden. „Es gibt viele Ideen mit Marktpotenzial, die bei den üblichen Förder- und Finanzierungsverfahren nicht zum Zuge kommen. So manche unternehmerische Karriere steht damit vor dem Aus, noch ehe sie überhaupt Fahrt aufgenommen hat“, sagt Fregien. „Wir geben aussichtsreichen Konzepten eine Chance. Wir fördern sie bereits dann, wenn erste Ergebnisse darauf hindeuten, dass damit neue Wege in Therapie und Diagnostik beschritten werden.“

Auf der Suche nach Kandidaten sichtet der LSI das Teilnehmerfeld von Businessplan-Wettbewerben aus dem gesamten Bundesgebiet und sucht an Universitäten und Forschungseinrichtungen nach herausragenden Ideen. Nach einer strengen Begutachtung werden die ausgewählten Forscher für die Dauer der Förderung – bis zu drei Jahre – vom LSI angestellt. 2009 startete das erste Team. „Mit der jüngsten Aufnahme von ‚med4life‘ sind wir nun bis auf Weiteres ausgelastet“, sagt Fregien. „Wir hoffen allerdings, dass unser Konzept Schule macht und streben langfristig eine Regionalisierung an. Dann könnten Projekte nicht nur in Bonn, sondern nach dem Vorbild des LSI auch an anderen Standorten gefördert werden.“

Der LSI, der in enger Kooperation mit der Max-Planck-Gesellschaft und deren Technologietransfer-Organisation Max-Planck-Innovation entwickelt wurde, wird von einer Public-Private-Partnership getragen. Beteiligt sind das Bundesministerium für Bildung und Forschung, das Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, die Max-Planck-Gesellschaft, die NRW.Bank, die Fraunhofer-Gesellschaft, die Helmholtz-Gemeinschaft, die Sparkasse KölnBonn, das Forschungszentrum caesar und private Investoren.

MB/HR
 

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