Geld oder Gewissen?

Wie die Politik umweltfreundliche Produkte fördern sollte

30. März 2009

Wie kann die Politik Konsumenten besser motivieren, sich für möglichst umweltfreundliche Produkte zu entscheiden: Mit Informationskampagnen oder mit finanziellen Anreizen? Dieser Frage ist eine Forschergruppe um Julia Sophie Wörsdorfer vom Max-Planck-Institut für Ökonomik in Jena nachgegangen. Ihr Fazit: Beide Strategien sprechen unterschiedliche Käufergruppen an und sollten zeitlich versetzt und koordiniert eingesetzt werden. (Ecological Economics, März 2009)

Informationskampagnen sprechen ökologisch bewusste Kaufinteressenten an, welche umweltrelevante Innovationen als erste erwerben werden. Finanzielle Anreize wirken eher auf die nachfolgenden Käufergruppen. Dabei bergen sowohl positive als auch negative finanzielle Anreize das Risiko, kontraproduktiv zu wirken, indem beispielsweise das freiwillig umweltfreundliche Handeln der ersten Käufergruppe untergraben wird. Solche negativen Auswirkungen sind um so unwahrscheinlicher, je größer die demokratische Basis für die Politikmaßnahme ist.

Die Max-Planck-Forscher und ihre Kollegen vom Züricher Institute for Environmental Decisions (ETH) entwickelten am Beispiel von Konsumentenentscheidungen für umweltfreundliche Autos ein dynamisches Modell der Adoption von umweltrelevanten Innovationen. "Uns hat interessiert, welche Motivationen zum Kauf umweltfreundlicher Autos es gibt, und welche Implikationen dies für geeignete Politikmaßnahmen hat", berichtet Wörsdorfer. Nach ihren Beobachtungen ließen sich solche Kaufentscheidungen im Wesentlichen auf zwei Beweggründe zurückführen: Sie basieren entweder auf eigenem ökologischem Bewusstsein oder aber auf äußeren, meist finanziellen Anreizen.

Für ihre Arbeit hatte die Forschergruppe ihr Modell mit den Daten einer Befragung von 1581 potentiellen Autokäufern in der Schweiz verglichen und ausgewertet. Die Teilnehmer mussten dabei unter anderem die Nützlichkeit verschiedener Politikmaßnahmen zur Reduktion von CO2-Emissionen beurteilen. "Tatsächlich ließ sich dabei eine kleine Gruppe durch innere ökologische Einstellung motivierter Konsumenten identifizieren, die Wert auf Information legen und auch eine Anhebung der Benzinpreise sowie die Einführung von Abgaben für kraftstoffintensive Autos unterstützen", sagt Wörsdorfer. Zwar sei diese Gruppe relativ klein, aber trotzdem wichtig für politische Strategien: "Denn sie treibt den technischen Fortschritt und die gesellschaftliche Meinungsbildung an." Setze die Politik zu früh finanzielle Anreize ein und stimme deren Ausmaß nicht auf die Motivationen der Konsumenten ab, könne dies umweltfreundliches Verhalten im Ergebnis sogar reduzieren. So laufe die Politik Gefahr, dass zum einen die ökologische Motivation nicht zum Zuge komme und zum anderen das Verhalten einiger Konsumenten von wirtschaftlichen Erwägungen kontraproduktiv beeinflusse - etwa wenn sie sich mit höheren Steuern das Recht "erkauften", die Umwelt schädigen zu dürfen.

Für die Politik schlagen die Forscher eine zweistufige Strategie vor: Zunächst überzeugt man durch die Bereitstellung von Informationen die kleinere Gruppe der ökologisch Motivierten. Dadurch erhöht man auch die gesellschaftliche Akzeptanz für den zweiten Schritt: Monetäre Anreize für die große Gruppe der durch äußere Impulse zu Motivierenden. "So wird die Gefahr umgangen, die durch das gute Gewissen bewegten Käuferschichten zu vergrätzen, da die ‘grünen Konsumenten’ ihr Verhalten bereits umgestellt haben, und sich nun durch die politischen Maßnahmen in ihrem Verhalten bestätigt sehen", so Wörsdorfer.

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