EU-Exzellenz-Grants für Max-Planck-Wissenschaftler

Der Europäische Forschungsrat (ERC) unterstützt Projekte aus der Astronomie, der Quantenoptik, der Katalysatorenforschung und der Molekularbiologie mit insgesamt rund elf Millionen Euro

18. November 2009

Die ERC Grants gehören zu den attraktivsten EU-Fördermitteln, die als Teil des 7. Forschungsrahmenprogramm vergeben werden. Sie unterteilen sich in "Starter Grants" für junge Wissenschaftler und die "Advanced Grants", um die sich etablierte Wissenschaftler bewerben. In den Physik- und Ingenieurswissenschaften wurden nun zunächst die Beurteilungen der "Advanced Grants" bekannt gegeben. Damit baut die Max-Planck-Gesellschaft ihre Spitzenposition in Europa und Deutschland weiter aus. Insgesamt werden in der jetzigen Antragsrunde 480 Millionen Euro Fördermittel vergeben. 1577 Anträge gingen bei der EU ein. Die Ergebnisse in den Lebens- und Gesellschaftswissenschaften werden alsbald veröffentlicht.

Einer von insgesamt zwei erfolgreichen Anträgen aus Garching beschäftigt sich mit grundlegenden Fragen nach der Entstehung von Galaxien. Das Projekt von Wissenschaftlern um Simon White, Direktor am Max-Planck-Institut für Astrophysik, erweitert sowohl inhaltlich als auch methodisch die "Millennium-Simulation". Diese Computer-Simulation zeigte 2005 erstmals, wie aus winzigen Unregelmäßigkeiten eines fast formlosen Universums die Vielfalt der Galaxienwelt entstehen kann. Dank einem neuen Vorgehen bei der Modellbildung sollen in Zukunft Wissenschaftler weltweit mit den Ergebnissen der Garchinger Großrechnersimulationen arbeiten können. Durch einen Vergleich mit großen Himmelskarten, die derzeit von der Erde und vom Weltall aus erstellt werden, hoffen Astronomen, die Geheimnisse der dunklen Materie und Energie zu entschlüsseln.

Filmaufnahmen aus dem Mikrokosmos

Atome und Moleküle sind die Hauptdarsteller in den Filmen, die Laserphysiker um Ferenc Krausz, Direktor am Max-Planck-Institut für Quantenoptik in Garching, in ihrem Projekt erstellen wollen. Da sich die Teilchen im Mikrokosmos innerhalb von Femtosekunden (ein Millionstel einer Milliardstel Sekunde) und Attosekunden bewegen (noch 1000-mal kürzer), müssen die Forscher ebenso schnell mit ihrer Aufnahmetechnik sein. Die Filmaufnahmen erstellen die Wissenschaftler mit Teilchen-Blitzen, die aus einzelnen Elektronen bestehen und mithilfe von Laserlicht erzeugt werden. Sie geben Aufschluss über die Bewegung von Atomen und deren Innenleben. Die Technologie soll es erstmals ermöglichen, nicht nur eine räumliche Vorstellung von den Ereignissen innerhalb von Atomen und Festkörpern zu erhalten, sondern zusätzlich auch eine des zeitlichen Ablaufs (4. Dimension) vermitteln.

Junge Sterne im galaktischen Ökosystem

Das Ziel des Projektes von Karl Menten, Direktor am Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn ist es, ein umfassendes Bild der Entstehung massereicher Sterne in unserer Galaxie zu erstellen. Sterne mit Massen von mehr als dem 10-fachen der Masse unserer Sonne haben aufgrund ihrer hohen Temperaturen und ihrer Leuchtkraft, ihrer starken Winde und ihrem Tod als Supernova großen Einfluss auf die Milchstraße als Ganzes. Mit verschiedenen hochmodernen Teleskopen will sein Team die Entfernungen von interstellaren Strahlungsquellen im Mikrowellenbereich (‚Maser’), die mit jungen massereichen Sternen assoziiert sind, hochpräzise vermessen und kalte Staubwolken in der Galaktischen Ebene studieren. Beide sind mit verschiedenen Entwicklungsstufen junger Sterne verknüpft. Außerdem sollen durch Infrarotspektroskopie Leuchtkräfte und Entfernungen etwas weiter entwickelter junger Sterne bestimmt werden. Die so bestimmten Entfernungen können mit den im Radiobereich gewonnenen Ergebnissen verglichen werden.

Von der Biomasse zum Duschgel

Sehr anwendungsorientiert ist das Forschungsprojekt von Wissenschaftlern um Ferdi Schüth, Direktor vom Max-Planck-Institut in Mülheim an der Ruhr. Ihr Antrag stützt sich auf die Prognose, dass es in der chemischen Industrie über die nächsten Jahrzehnte eine Verschiebung der Rohstoffgrundlage von Erdöl hin zu nachwachsenden Rohstoffen geben wird. Wenn neue Substanzen erzeugt werden sollen, wie in diesem Fall die benötigten Produkte aus Biomasse, spielen Katalysatoren eine zentrale Rolle. Sie beschleunigen die chemische Reaktion oder machen sie überhaupt erst möglich. Die Wissenschaftler wollen gezielt poröse Polymerkatalysatoren herstellen, mit denen durch neuartige Reaktionen Biomasse effizient zu Bestandteilen von Seifen, Arzneimitteln und anderen Produkten umgesetzt werden kann.

Ein Labor auf einem Chip

Ein Moleküllabor auf einem Chip möchten Wissenschaftler um Gerard Meijer, Direktor am Fritz-Haber-Institut in Berlin, verwirklichen. In ihrem neuen Projekt sollen Methoden entwickelt und angewandt werden, mit denen Moleküle auf einen Chip geladen und dort manipuliert werden können. Die Moleküle müssen für diese Experimente polar sein. Sie werden direkt aus einem Ultraschallstrahl in extrem kleine Fallen geladen, die die Wissenschaftler durch elektrische Felder über dem Chip erzeugen. Dort können verschiedene Experimente durchgeführt werden und deren Ergebnisse dann außerhalb des Chips nachgewiesen und charakterisiert werden. Diese Methode kann auf eine Vielzahl polarer Moleküle angewandt werden.

Bisher fördert der Europäische Forschungsrat (ERC) insgesamt 24 "ERC-Starter" und "Advanced Grants" der Max-Planck-Gesellschaft, womit sie die mit Abstand die erfolgreichste deutsche Forschungsinstitution vor der Helmholtz-Gemeinschaft und der Universität Heidelberg mit jeweils sechs geförderten Projekten ist.

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