Flug am Roboterarm

Mit simulierten Bewegungen lassen sich unbemannte Flugkörper sicherer steuern, weil sie auch den Gleichgewichtssinn des Piloten ansprechen

13. Juli 2009

Einen unbemannten Flugkörper zu fliegen ist ungefährlich - für den Piloten, aber nicht für den Flugkörper. So sind etwa in Afghanistan mindestens 20 von 60 unbemannten US-Aufklärungsflugzeugen abgestürzt, und dabei wurden sie nicht mal abgeschossen. Mit einer Steuerung, die Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für biologische Kybernetik in Tübingen entwickelt haben, würden die Flugzeuge ohne Cockpit vielleicht noch fliegen. Die Forscher sprechen mit einem Bewegungssimulator nämlich auch das Gleichgewichtsorgan des Piloten an, der das Flugzeug fernsteuert.

Derzeit führt der Pilot den Steuerknüppel fast nur auf Sicht: Ein Bildschirm zeigt ihm den virtuellen Blick aus einem Cockpit. Wie das Flugzeug in der Luft liegt, Turbulenzen oder Windböen fühlt er nicht. Anders im Bewegungssimulator: Auch hier sitzt der Pilot vor einem Bildschirm, schnallt sich aber auf einen Pilotensitz an einem Roboterarm, der dem Koloss von Rhodos als Prothese hätte dienen können. Der Arm wird mit Sensordaten des Flugkörpers zu dessen Lage und Beschleunigung gesteuert.

"Anhand dieser Information vollzieht der Bewegungssimulator den Flug so gut wie möglich nach", erklärt Paolo Robuffo Giordano, der die Forschung am Bewegungssimulator leitet. Derzeit untersuchen er und seine Kollegen, wie sich ein unbemannter Miniatur-Flugkörper auf diese Weise fliegen lässt.

"Grundsätzlich wollen wir mit dem Roboterarm untersuchen, wie das Gehirn die Information verschiedener Sinnesorgane, also etwa der Augen, Ohren, des Tast- und Gleichgewichtssinns kombiniert", erklärt Direktor Heinrich H. Bülthoff, in dessen Abteilung die Arbeiten stattfinden. Das System könnte aber auch in der Praxis Anwendung finden: unter anderem für die Erdbeobachtung, für die Inspektion von Pipelines, ferngesteuerte Weltraummissionen oder die Pilotenausbildung.

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