Zugvögel können dem Klimawandel nur begrenzt folgen

Veränderte Tageslichtbedingungen lösen beim Trauerschnäpper eine drastische Verfrühung des Beginns des Zuges und der Paarungsbereitschaft aus.

31. Juli 2008

Das haben Tim Coppack von Max-Planck-Institut für Ornithologie und ein internationales Forscherteam herausgefunden. In ihrer Studie testeten sie, wie flexibel die in Afrika überwinternden Zugvögel auf eine klimatisch bedingte Verschiebung ihrer Überwinterungsgebiete in Richtung Norden reagieren würden (Global Change Biology 14/2008, Early View)

Die sich im Jahresverlauf ändernde Tageslänge dient nicht nur Trauerschnäppern, sondern auch vielen anderen Organismen als Richtgröße, wonach sie ihre Lebenszyklen mit dem Lauf der Jahreszeiten synchronisieren. Sich rasch ändernde Klimabedingungen können aber dazu führen, dass diese lichtabhängigen Organismen aus dem Takt geraten. Eine klimabedingte Verschiebung ihrer Lebensräume wirkt sich somit drastisch auf die Zeitplanung und Überlebensfähigkeit aus. Eine Möglichkeit, zunehmend unpassenden Lebensbedingungen zu entkommen wäre, auf andere Überwinterungsgebiete auszuweichen, die weiter nördlich liegen. Da sich damit aber auch die jahreszeitlich bestimmten Tageslängen verändern, müssten die Tiere gleichzeitig flexibel auf ein breites Spektrum von Tageslichtbedingungen reagieren.

Von Hand aufgezogene Trauerschnäpper wurden während ihres ersten Lebensjahres unter Tageslichtbedingungen gehalten, die fünf mögliche Überwinterungsgebiete zwischen Zentralafrika und Mitteleuropa simulierten. Damit wollten Tim Coppack vom Max-Planck-Institut für Ornithologie und seine Forscherkollegen testen, ob und wie die Jahresperiodik dieses Zugvogels jeweils beeinflusst wird. Die Forscher fanden heraus, dass bereits bei einer Verlagerung des Überwinterungsgebiets von der afrikanischen Elfenbeinküste in die Sahelzone der Zugbeginn früher einsetzt und die Vögel fast einen Monat früher paarungsbereit sind - alleine auf der Grundlage der veränderten Tageslichtbedingungen.

Die Trauerschnäpper, die 1100 km weniger weit über die Sahara hätten ziehen müssen - diese Situation wird im Experiment von Coppack simuliert -, wären daher deutlich früher in nördlichen Brutgebieten angekommen. "Solch eine Reaktion wäre vielleicht von Vorteil, da sich durch den zunehmend früher einsetzenden Frühling auch die saisonale Verfügbarkeit von Insekten für die Jungenaufzucht nach vorne verlagert", so Coppack.

Allerdings verschlechtern sich die Lebensbedingungen auch in der Sahelzone für dort überwinternde, insektenfressende Singvögel. Damit ist aber für Trauerschnäpper und andere Langstreckenzieher die Möglichkeit eingeschränkt, ihre Zugstrecke tatsächlich graduell zu verkürzen, um so früher am Brutplatz einzutreffen, um ein besseres Nahrungsangebot zu haben. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Tageslichtdauer in Äquatornähe nur wenig im Jahresverlauf ändert. Die Vögel werden dort daher nicht ausreichend stimuliert, verharren in der Wintermauser und treten den Heimzug in die Brutgebiete erst gar nicht an.

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