Richtfest in Rom

Die Bibliotheca Hertziana hat - nach fünf Jahren Bauzeit - den Neubau ihrer Bibliotheks- und Lesesäle gefeiert

14. Mai 2008

Der 2003 begonnene Neubau war notwendig geworden, da der Bibliothekstrakt des Max-Planck-Instituts für Kunstgeschichte zwischen Palazzo Zuccari und dem Palazzo Stroganoff 1995 aus brandschutztechnischen Gründen von der Schließung bedroht war und die beständig wachsenden Buchbestände nicht mehr untergebracht werden konnten. 2009 sollen die neuen Bibliotheks- und Lesesäle eingeweiht werden. Bauherr ist die Max-Planck-Gesellschaft in München. Die Stadt Rom hat den Neubau im historischen Zentrum immer unterstützt.

Das Konzept des spanischen Architekten Juan Navarro Baldeweg nimmt die besondere Tradition und Geschichte des Ortes auf, indem es den einstigen Garten des Palazzo Zuccari in Gestalt eines trapezförmigen Lichthofs wieder eröffnet. Um den Hof gruppieren sich Lesesäle und Büchermagazine. Die künftige Bibliothek, die siebzig Prozent mehr Stellkapazitäten besitzen wird, überzeugt durch Weite, Transparenz und Licht.

Eine kühne statische Konstruktion

Der Neubau im denkmalgeschützten Stadtzentrum Roms stellte die Architekten vor enorme Herausforderungen, da die historischen Fassaden nicht verändert und ein gegossenes Fundament wegen wertvoller antiker Funde im Untergrund nicht möglich war. Deshalb entwickelte das italienische Ingenieur- und Architektenteam um Enrico Da Gai eine kühne statische Konstruktion, die zum Vorbild für künftiges Bauen über archäologisch geschütztem Grund werden könnte. So waren italienische Archäologen auf Überreste einer Villa des römischen Feldherren und Kunstsammlers Lucius Licinius Lucullus aus der Zeit um 60 vor Christus sowie prächtige Mosaiken gestoßen.

Auf Grund der bedeutenden archäologischen Funde und der schwierigen Fundamentsituation haben sich die ursprünglich angesetzten Gesamtbaukosten für den Neubau von 19,5 Millionen auf 24 Millionen Euro erhöht. Finanziert wurde der Bau bislang aus Mitteln der Max-Planck-Gesellschaft und durch private Stiftungen. Für die entstandenen Mehrkosten werden weitere Privatspenden gesucht. Seit Baubeginn ist das römische Max-Planck-Institut nur eingeschränkt geöffnet. Nach Eröffnung des Neubaus wird die Bibliotheca Hertziana erneut zum Brennpunkt der internationalen Kunstgeschichte werden.

Über 270.000 Bände und rund 800.000 Aufnahmen

Die Bibliotheca Hertziana ist hervorgegangen aus der Stiftung der jüdischen Mäzenin Henriette Hertz, die den Palazzo Zuccari 1904 erwarb. 1913 eröffnete die Bibliothek als Institut der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft für die Erforschung der italienischen Kunst der Nachantike und insbesondere der Renaissance und des Barocks in Rom. Damit gehört das Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte zu den ältesten Max-Planck-Instituten, das mit führenden Museen und Forschungseinrichtungen kooperiert. Mit seiner Spezialbibliothek mit über 270.000 Bänden und seiner Fotothek mit rund 800.000 Aufnahmen besitzt es das weltweit beste Dokumentationszentrum für italienische Kunst. Schwerpunkte des Instituts bilden die italienische Kunst aller Genres, einsetzend nach der Antike bis ins 20. Jahrhundert in Rom, Mittel- und Süditalien.

Der Maler Federico Zuccari hatte 1590 das Grundstück an der neu gebauten Via Sistina, auf dem antiken Monte Pincio gekauft, wo sich schon einflussreiche Römer wie Lucullus prächtige Villen und Gartenanlagen hatten errichten lassen.

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