Max-Planck-Forscher auf Liste wissenschaftlicher Durchbrüche

US-Magazin "Science" ehrt die Direktoren Svante Pääbo und Stefan W. Hell

22. Dezember 2006

Zwei Wissenschaftler der Max-Planck-Gesellschaft finden sich auf der Liste des "Breakthrough of the Year", die das amerikanische Fachmagazin Science jetzt veröffentlicht hat: So haben Wissenschaftler um Svante Pääbo, Direktor am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig, gemeinsam mit Kollegen der US-amerikanischen 454 Life Sciences Corporation die ersten eine Million Basenpaare des Neandertaler-Genoms entschlüsselt. Und Stefan W. Hell, Direktor am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen, schlägt mit der STED-Mikroskopie den optischen Gesetzen ein Schnippchen und führt die Lichtmikroskopie in neue Dimensionen.

Am Ende eines jeden Jahres zieht die Redaktion der Fachzeitschrift Science Bilanz und kürt den "Breakthrough of the Year". 2006 sind das die Arbeiten des russischen Mathematikers Grigori Perelman zur sogenannten Ponicaré-Vermutung. Darüber hinaus stehen neun weitere Forschungsarbeiten auf der aktuellen Liste - und dabei wurden auch "Durchbrüche" der beiden Max-Planck-Wissenschaftler Svante Pääbo und Stefan W. Hell geehrt.

150 Jahre nach seiner Entdeckung hat der Neandertaler nichts von der Faszination für die Forschung verloren. Seit damals versuchen Paläontologen und Anthropologen aufzudecken, welche Rolle dieser Frühmensch bei der Evolution des Homo sapiens gespielt hat. Trafen moderner Mensch und Neandertaler irgendwann aufeinander und entstanden dabei vielleicht sogar fortpflanzungsfähige Nachkommen? Das ist eine der Fragen, die die Wissenschaftler um Svante Pääbo vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig beantworten wollen. Mit einer in den USA neu entwickelten Technik haben sie begonnen, die DNA unseres nächsten ausgestorbenen Verwandten zu entziffern. Wie bei einem riesigen Puzzle wollen sie aus fossilen DNA-Stückchen das Genom des Neandertalers zusammenbauen. Die ersten eine Million Basenpaare sind jetzt entschlüsselt - etwa 0,04 Prozent des Erbguts. In zwei Jahren soll eine Rohfassung des gesamten Neandertaler-Genoms vorliegen und dann Informationen darüber liefern, welche genetischen Veränderungen auf dem Weg zum Homo sapiens entscheidend gewesen sind.

Die Abbeschen Gesetze beschränken die Auflösung von Lichtmikroskopen. Doch Stefan W. Hell, Direktor am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen, wollte sich damit nicht zufrieden geben. Mit neuen, zunächst "verqueren" Ideen, stellte er gültiges Lehrbuchwissen auf den Kopf und revolutionierte die optische Lichtmikroskopie. STED (Stimulated Emission Depletion) heißt die Technik, mit der Forscher die Grenzen der Auflösung weiter hinausschieben wollen. Die STED-Mikroskopie erlaubt es, mit Licht - und in Zukunft auch an lebenden Zellen - Einzelheiten zu erkennen, die selbst den am besten auflösenden herkömmlichen Mikroskopen bisher verborgen bleiben. Im Jahr 2007 will die Firma Leica Microsystems das STED-Mikroskop auf den Markt bringen. Nicht zuletzt dieser Transfer von der Grundlagenforschung in die Wirtschaft hat Stefan W. Hell im November den Deutschen Zukunftspreis beschert.

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