Ein integriertes Kohlenstoff-Beobachtungssystem für Europa

Gesamteuropäische Infrastruktur für die Klimaforschung wurde in ersten europäischen Fahrplan für neue große Forschungsinfrastrukturen aufgenommen

30. Oktober 2006

Das Europäische Strategieforum für Forschungsinfrastrukturen (ESFRI) hat am 19. Oktober 2006 in Brüssel zum ersten Mal eine Empfehlung für viel versprechende neue große Forschungsinfrastrukturen in Europa ausgesprochen. Im Bereich der Umweltforschung wurde der Plan für ein integriertes Kohlenstoffbeobachtungssystem (ICOS) ausgewählt. ICOS plant ein Europäisches Netzwerk von Messstationen, um langfristig hochpräzise klimarelevante Spurengase in der Atmosphäre und die Auswirkungen des Klimawandels auf europäische Ökosysteme zu erfassen. Dafür werden in den nächsten 25 Jahren 255 Millionen Euro benötigt.

Die Initiative ICOS basiert auf dem europäischen Großforschungsprojekt "CarboEurope", in dem wesentliche Elemente des Netzwerkes bis ins Jahr 2008 betrieben werden. Daten zum Klimawandel und seinen Auswirkungen müssen aber kontinuierlich über wesentlich längere Zeiträume erhoben werden, um Veränderungen sicher feststellen und Schlussfolgerungen für Anpassungsmaßnahmen in der Land- und Forstwirtschaft ziehen zu können. ICOS will an CarboEurope anschließen und darüber hinaus die technischen Grundlagen der Messungen in der Atmosphäre deutlich verbessern, um langfristig vergleichbare und streng qualitätsgeprüfte Messdaten für Klimaforschung und Politik bereit stellen. Dafür muss eine Koordinationsstelle, ein Datenzentrum und ein zentrales Analyselabor für klimarelevante Spurengase in der Atmosphäre geschaffen werden.

Klimawandel vollzieht sich schleichend. Seine Auswirkungen auf Ökosysteme sind von vielen anderen Faktoren überlagert. ICOS wird Europa in die Lage versetzen, bereits kleine Veränderungen frühzeitig zu erkennen. ICOS sieht sich dabei als Vorreiter für ein globales Messnetz. Schon die bisher geplanten Messungen werden das Wissen zu Klimaveränderungen weit über die bisherigen Möglichkeiten hinaus erweitern.

Das Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena und das Institut für Umweltphysik an der Universität Heidelberg sind zentral an der Entwicklung von ICOS beteiligt. Damit unterstreichen sie die führende Rolle Deutschlands in der Klimaforschung. Die Institute setzen sich derzeit dafür ein, dass die Koordination des Gesamtprojektes und weitere wesentliche Elemente von ICOS in Deutschland angesiedelt werden. Damit könnte sich Deutschland weiter international in der Klimapolitik und Klimaforschung profilieren.

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