Wachstum im Fokus

Der kleinere Begleiter von NGC 4449 wurde im Jahr 2007 erstmals im Rahmen einer Suchkampagne für nahegelegene Zwerggalaxien entdeckt. Die Forscher vermuteten damals, es könne sich entweder um eine Zwerggalaxie handeln, die bei der Verschmelzung zweier größerer Galaxien Verzerrungen erlitten hatte, oder aber um eine Zwerggalaxie, die kurz davor stand, verschluckt zu werden. Die neuen, umfangreichen Untersuchungen der beiden Gruppen um Michael Rich und David Martínez-Delgado bestätigen, dass es sich in der Tat um einen Zwerg handelt, der NGC 4449 als Speise dient.

Das ist der erste sichere Nachweis einer Fusion von zwei Zwerggalaxien. Solche Verschmelzungen waren zwar als Mechanismus für die Entstehung von Zwerggalaxien im Gespräch gewesen. Alternativ glaubten manche Forscher jedoch, dass sich neue Sterne in solchen Galaxien direkt aus Gaswolken bilden, welche die Galaxie einfängt.

Die beobachteten Eigenschaften des verzerrten Begleiters von NGC 4449 – der sehr langgestreckt ist und schwach leuchtet – zeigen den Astronomen außerdem, wonach sie suchen müssen, um weitere Beispiele für Zwerg-Zwerg-Verschmelzungen zu finden.

Je weiter Astronomen in die Ferne schauen, umso weiter blicken sie auch in die Vergangenheit, denn das Licht ferner Objekte benötigt umso länger, uns zu erreichen, je weiter das betreffende Objekt entfernt ist. NGC 4449 steht mit einem Abstand von 12 Millionen Lichtjahren vergleichsweise nahe. Aus diesem Grund sehen wir die Zwerggalaxie und ihren Begleiter so, wie sie vor 12 Millionen Jahren aussahen.

Das zeigt, dass solche Verschmelzungen nicht nur in ferner Vergangenheit vorkamen – das Gesamtalter des Universums beträgt immerhin 13,7 Milliarden Jahre –, sondern auch in der gegenwärtigen Ära an der Tagesordnung sind. Solche Prozesse müssen daher einbezogen werden, wenn wir unsere kosmische Nachbarschaft beschreiben wollen.

MP / HOR

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