Max Planck ist wieder zu hören

Original-Tonaufnahmen seiner Vorträge und Ansprachen erstmals auf CD veröffentlicht

28. Oktober 2003

Einzigartige historische Tondokumente sind jetzt als Audio-CDs allgemein zugänglich: In Zusammenarbeit mit Dirk Ullmann vom Archiv zur Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin-Dahlem, und Walter Roller, Deutsches Rundfunkarchiv, Frankfurt/Main, hat Klaus Sander vom Kölner Verlag supposé anlässlich der diesjährigen Frankfurter Buchmesse erstmals zwei CDs von insgesamt 105 Minuten Spieldauer mit zehn Ansprachen, Vorträgen und Interviews von Max Planck vorgestellt. Die Doppel-CD enthält sowohl philosophische als auch autobiographische Beiträge von Max Planck.

Der im Jahr 1918 mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnete Namensgeber der Max-Planck-Gesellschaft hat mit seiner Quantentheorie nicht nur die Grundlagen des physikalischen Weltbilds revolutioniert. Mit den Folgen seiner Entdeckung und allgemeinen Problemen der modernen Naturwissenschaft setzte sich Max Planck außerdem in der Öffentlichkeit auseinander: Sonderdrucke seiner Vorträge waren in der Nachkriegszeit Bestseller und werden inzwischen antiquarisch hoch gehandelt - jetzt sind auch die wenigen noch erhaltenen Original-Tonaufnahmen erhältlich.

Die CD-1 von "Max Planck - Wissenschaft und Leben" besteht aus den Vorträgen

  • "Das Wesen der Wissenschaft" (Dauer 3:02 Minuten),
  • "Der Sinn der exakten Wissenschaft" (19:24),
  • "Die Aufgabe der Wissenschaft" (13:00), mit Auszügen der Ansprache "Sinn und Grenzen der exakten Wissenschaft",
  • "Kausalität und Willensfreiheit" (4:23), mit Auszügen aus "Vom Wesen der Willensfreiheit" sowie
  • "Religion und Naturwissenschaft" (4:18).

CD-2 enthält

  • als "Selbstdarstellung" (22:19) die Tonspur des Films "Geheimrat Max Planck". Der im Auftrag des Reichspropagandaministeriums im Jahr 1942 entstandene Beitrag war Teil einer beabsichtigten Serie von Porträts für ein "Filmarchiv bedeutender Persönlichkeiten" und wurde erst 1983 wieder entdeckt.
  • "Festsitzung zum 80. Geburtstag" von Max Planck, veranstaltet von der Deutschen Physikalischen Gesellschaft am 23. April 1938 im Harnack-Haus der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft in Berlin-Dahlem (insgesamt 26:32 Minuten) mit den Beiträgen
  • "Über die Verbundenheit zur Deutschen Physikalischen Gesellschaft" (5:45),
  • "Verleihung der Max-Planck-Medaille an Louis de Broglie" (4:48),
  • "André François-Poncet: Dank im Namen de Broglies" (2:43); der damalige französische Botschafter hatte die Auszeichnung an Stelle des erkrankten französischen Physikers entgegengenommen,
  • "Arnold Sommerfeld: Geburtstagsansprache" (8:15); Tischrede des theoretischen Physikers und befreundeten Kollegen Sommerfeld, sowie
  • "Dankesworte" (4:55) von Max Planck.

Außerdem:

  • "In der gegenwärtigen Zeit" (3:27), ein Ausschnitt aus der Rundfunksendung "Glaube an Deutschland - Berichte aus dem schaffenden Alltag" vom 6. Februar 1943,
  • "Leibniz-Sitzung" (3:48), ein Interview anlässlich der Leibniz-Sitzung der Preußischen Akademie der Wissenschaften in Berlin mit einer unbekannten Gesprächspartnerin, aufgenommen im Juli 1944 sowie
  • "Göttingen" (2:31), ein von Heino Landrock am 5. Oktober 1945 für den Nordwestdeutschen Rundfunk (NWDR) geführtes Interview über Plancks letzten Wohnort.

Die in den 30er und 40er Jahren aufgezeichneten Originalaufnahmen mit dem Titel "Max Planck - Wissenschaft und Leben" (ISBN 3-932513-45-2) kosten 24,80 € einschließlich einer 24 Seiten umfassenden Begleitdokumentation. "Auf den beiden CDs sind vermutlich sämtliche erhalten gebliebenen Original-Tondokumente von Max Planck versammelt", sagt Herausgeber Klaus Sander von der supposé-Edition.

Ebenfalls auf der Frankfurter Buchmesse hat der Kölner Verlag ein zweiteiliges CD-Set von 116 Minuten Gesamtdauer mit dem Titel "Albert Einstein - Verehrte An- und Abwesende" (ISBN 3-932513-44-4, 24,80 €) mit insgesamt 18 Original-Tonaufnahmen in deutscher und englischer Sprache aus den Jahren 1921 bis 1951 erstmals vorgestellt. Diese Vorträge Einsteins sind im Begleitheft von 32 Seiten Umfang als Manuskripte abgedruckt mit deutschen Übersetzungen der in Englisch gehaltenen Reden.

Neu erschienen im supposé-Herbstprogramm ist auch eine CD von Prof. Wolf Singer, Direktor am Max-Planck-Institut für Hirnforschung, Frankfurt/Main, "Bindungsprobleme - Neurobiologische Überlegungen" (ISBN 3-935213-48-7, 18,00 €, 72 Minuten). Diese Aufnahme ist als eigenständiger, frei gesprochener Beitrag produziert worden.

"Wir versuchen eine Balance zwischen historischen Originalaufnahmen, wie den jetzt veröffentlichten Tondokumenten von Max Planck, Albert Einstein oder der im Herbst 2002 erschienenen Doppel-CD Erwin Schrödinger ("Was ist Materie?", ISBN 3-935213-30-4, 24,80 €, 86 Minuten) und aktuellen Beiträgen herzustellen, wie beispielsweise mit Wolf Singer, dem Chaosforscher Otto E. Rössler ("Descartes’ Traum - Von der unendlichen Macht des Außenstehens", ISBN 3-932513-28-2, 16,80 €, 55 Minuten) oder auch dem Computerwissenschaftler Joseph Weizenbaum ("Krieg ist der Feind - Die Verantwortung des Wissenschaftlers", ISBN 3-932513-40-1, 24,80 €, 116 Minuten)", erläutert Herausgeber Klaus Sander.

Der erst kürzlich mit dem "Communicator-Preis - Wissenschaftspreis des Stifterverbands" für die beste Vermittlung von Wissenschaft in die Öffentlichkeit ausgezeichnete Neurophysiologe Singer berichtet auf der CD in sechs Kapiteln über

  • "Bemerkungen zur Evolution des Gehirns" (12:33 Minuten),
  • "Eine kurze Geschichte der Hirnforschung" (16:41),
  • "Zwei unterschiedliche Beschreibungssysteme" (3:57),
  • "Das Problem des freien Willens" (14:30),
  • "Bindungsprobleme" (14:07) und
  • "Die Verlässlichkeit unserer Sinnessysteme" (9:12).

Rechtzeitig zum 125. Geburtstag und zur Eröffnung einer Ausstellung in Berlin am 6. November 2003 soll eine weitere CD mit Original-Tonaufnahmen unter dem Titel "Lise Meitner: Die Frau in der Wissenschaft" erscheinen (ISBN 3-932513-46-0, 18,00 €, 58 Minuten). Lise Meitner war von 1913 bis 1915 Assistentin von Max Planck - die erste weibliche Assistentin an einer preußischen Universität. An der Seite des Chemikers Otto Hahn forschte die Physikerin seit 1907 in Berlin über Radioaktivität; 1938 lieferte sie - aus dem von den Nazis erzwungenen Exil in Stockholm - die theoretische Erklärung für die von Hahn und Fritz Strassmann entdeckte Kernspaltung. Außer den während der 50er Jahre aufgezeichneten Beiträgen von insgesamt 58 Minuten Dauer

  • "Rückschau auf mein Leben" (6:10 Minuten),
  • "Die Frau in der Wissenschaft" (12:30),
  • "Im Gespräch mit Berta Karlik" (6:22) und
  • "Zu Besuch in Kiel" (5:00)

enthalten die Dokumente der Stimme Lise Meitners als weitere Rarität den Vortrag "Max Planck als Mensch" (27:00).

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