Max-Planck-Biophysiker auf dem Frankfurter Universitätscampus

Institutsneubau des Max-Planck-Instituts für Biophysik eingeweiht

30. Oktober 2003

Auf dem Hochschul-Campus der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main, am Niederurseler Hang, in unmittelbarer Nähe zu den Universitätsinstituten für Chemie und dem Biozentrum, wird am Donnerstag, 30. Oktober, 10.30 Uhr, der Neubau des Max-Planck-Instituts für Biophysik eingeweiht. Nach der Begrüßung durch Prof. Ernst Bamberg, Geschäftsführender Direktor des Max-Planck-Instituts für Biophysik, und Grußworten von Udo Corts, Minister für Wissenschaft und Kunst des Landes Hessen, Wolf-Michael Catenhusen, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, Ulrich Caspar, Stadtrat im Magistrat der Stadt Frankfurt, und Prof. Rudolf Steinberg, Präsident der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt sowie der Ansprache von Prof. Peter Gruss, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, hält Prof. Stefan H. E. Kaufmann, Direktor am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie, Berlin, den wissenschaftlichen Vortrag mit dem Titel "Die andauernde Bedrohung durch Seuchen."

Auf einem 10.780 Quadratmeter großen, in südöstlicher Richtung leicht geneigten Grundstück ist der Neubau mit 5.800 Quadratmetern Hauptnutzfläche entstanden. Die Gesamtbaukosten betragen 35 Millionen Euro. An den umfangreichen Erschließungskosten hat sich das Land Hessen im Rahmen einer Sonderfinanzierung mit 1,4 Millionen Mark beteiligt, außerdem gewährt das Land der Max-Planck-Gesellschaft ein zinsfreies Erbbaurecht an dem Grundstück auf 99 Jahre. Ein 1997 bei einem Wettbewerb unter sieben Teilnehmern mit dem 1. Preis ausgezeichneter Entwurf des Architekturbüros Auer+Weber, Freie Architekten, BDA, München/Stuttgart, liegt der Bauplanung zugrunde. Realisiert wurde das Vorhaben unter der Leitung des Architekturbüros Doranth, Post, Architekten, BDA, München. In dem linear entwickelten Gebäudekomplex ist zwischen einem straßenbegleitenden, zweibündigen Labortrakt (mit drei Stockwerken) und zusätzlichem Technikaufbau sowie einer parallel angeordneten Bürospange (vier Stockwerke) ein langgestreckter Erschließungs- und Kommunikationsbereich in Form einer zentralen Eingangshalle mit Cafeteria, Bibliothek und Hörsaal eingeschoben. Der Neubau wird Platz für vier Abteilungen mit voraussichtlich insgesamt 210 Mitarbeitern bieten.

Derzeit gliedert sich das Max-Planck-Institut für Biophysik in die drei Abteilungen Biophysikalische Chemie (Prof. Ernst Bamberg), Molekulare Membranbiologie (Prof. Hartmut Michel), Strukturbiologie (Prof. Werner Kühlbrandt) und die Selbstständige Nachwuchsgruppe Theoretische Biophysik (Dr. Volkhard Helms). Außerdem ist eine vierte, ausschließlich theoretisch arbeitende Abteilung vorgesehen.

Die Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Biophysik arbeiten daran, die fundamentalen physikalischen Prinzipien und molekularen Prozesse des Lebens und der daran beteiligten Makromoleküle in möglichst vielen Einzelheiten zu verstehen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Aufklärung der Struktur und Funktion von Membranproteinen und die Erforschung der Stofftransporte durch biologische und synthetische Membranen. Das geschieht vorzugsweise mit Experimenten auf molekularer Ebene. Dazu setzen die Max-Planck-Forscher das gesamte Instrumentarium der Molekularbiologie und der Proteinchemie ebenso wie die Rekonstruktion von Proteinen und die Kristallisation von Membranproteinen ein.

Ziel solcher Untersuchungen ist, die molekularen Mechanismen, wie zum Beispiel die der Photosynthese (Photophosphorylierung), der Atmung (oxidative Phosphorolysierung) oder von Prozessen der Signaltransduktion aufzuklären. Diese Vorgänge werden über die Funktion der entsprechenden Membranproteine gesteuert. Um genaue Aussagen über die Struktur-Funktions-Beziehungen der Proteine zu erhalten, werden die Röntgenstrukturanalyse, die hochauflösende Elektronenmikroskopie und spektroskopische Analyseverfahren angewandt. Die Molekulardynamik - eine theoretische Methode mit intensivem Computer-Einsatz - liefert ergänzende Informationen über molekulare Feinstrukturen der Proteine und ihre Dynamik.

Bisher waren die Abteilung Biophysikalische Chemie und die Verwaltung des Max-Planck-Instituts für Biophysik in Gebäuden der Frankfurter Kennedyallee/Paul-Ehrlich-Straße untergebracht, die Abteilungen Membranbiologie und Strukturbiologie in Laborgebäuden an der Heinrich-Hoffmann-Straße 7, dem so genannten "Blauen Turm". Die räumliche Trennung und die hohen Kosten für die notwendige umfassende Sanierung der technischen Ausstattung der unter Denkmalschutz stehenden Gebäude veranlasste den Verwaltungsrat der Max-Planck-Gesellschaft Mitte Juni 1996 zu dem Beschluss, einem Neubau zuzustimmen. Ende März 2000 genehmigte die gemeinsame Arbeitsgruppe der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der MPG des Ausschusses für Forschungsförderung das Projekt.

Der Neubau auf dem am nördlichen Rand Frankfurts gelegenen Hochschul-Campus bietet den Max-Planck-Forschern die Gelegenheit, ihre traditionelle Zusammenarbeit mit der Johann Wolfgang Goethe-Universität zu vertiefen: Schon jetzt sind Prof. Ernst Bamberg mit einer C 4-Professur und Prof. Hartmut Michel mit einer außerplanmäßigen Professur in die Fachbereiche der Universität integriert. Nach dem Bezug der neuen Gebäude des Max-Planck-Instituts für Biophysik können die Wissenschaftler jetzt ihre Partner bequem zu Fuß erreichen.

Im Anschluss an die Eröffnungsveranstaltung findet im Neubau des Max-Planck-Instituts für Biophysik ein zweitägiges Internationales Wissenschafts-Symposium über die molekularen Mechanismen der Membran-Proteine statt.

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