Lokomotive für Südkoreas Stammzellforschung

Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin richtet Partnergruppe am südkoreanischen Ulsan National Institute of Science and Technology (UNIST) ein.

13. Dezember 2011

Das Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin (MPI) etabliert eine Partnergruppe am „Hans Schöler Stem Cell Research Center“ (HSSCRC) im südkoreanischen Ulsan. Das HSSCRC wurde im vergangenen Jahr am Ulsan National Institute of Science and Technology (UNIST) gegründet und nach dem Münsteraner Stammzellforscher Professor Dr. Hans Schöler benannt. Die Max-Planck-Gesellschaft ermöglicht die Einrichtung der Partnergruppe, indem sie das Projekt zunächst bis Ende 2015 mit jährlich 20.000 Euro unterstützt. Nach positiver Evaluation besteht die Möglichkeit, die Finanzierung um weitere zwei Jahre zu verlängern. So soll die enge Zusammenarbeit zwischen den beiden Instituten weiter intensiviert werden.

Schöler pflegt seit langem den Austausch mit koreanischen Wissenschaftlern. So hat Professor Dr. Jeong Beom Kim, der die neue Partnergruppe leiten wird, 2005 bis 2009 bei Hans Schöler am MPI für molekulare Biomedizin promoviert. Er war bei den bahnbrechenden Arbeiten zur Reprogrammierung von Körperzellen in Schölers Abteilung federführend. Seit Oktober 2010 arbeitet Jeong Beom Kim als Professor am HSSCRC und beschäftigt sich mit der Regeneration von Nervenzellen. „Ich habe viel von Hans Schöler gelernt. Seine wissenschaftliche Herangehensweise inspiriert mich ungemein. Davon ist auch meine Forschung in Südkorea geprägt“, so Kim. „Daher freue ich mich außerordentlich über die Einrichtung der Partnergruppe.“

Kim publizierte seine Ergebnisse in renommierten Fachzeitschriften wie Nature und Cell. 2009 wurde er für seine Arbeiten mit dem MTZ®-MPI-Award der MTZ®-Stiftung ausgezeichnet. Von der Max-Planck-Gesellschaft bekam er für seine herausragende Promotionsarbeit die Otto-Hahn-Medaille 2009 verliehen. Auch in Südkorea ist Kim als herausragender Forscher bekannt: Eine der führenden südkoreanischen Tageszeitungen, „Donga“, wählte ihn in ihrer Ausgabe vom 10. Mai 2010 als eine von 100 Personen aus, die 2020 zu den führenden Persönlichkeiten in Südkorea gehören werden.

Kims neue Wirkungsstätte, das 2007 gegründete Ulsan National Institute of Science and Technology (UNIST), strebt nicht nur an, eine der wichtigsten Universitäten Südkoreas zu werden – es will sich auch als eines der weltweit führenden Zentren für Biowissenschaften und Technologie etablieren. Auch auf dem zukunftsträchtigen Gebiet der Stammzellforschung möchte UNIST sich zu einer Universität von internationalem Rang entwickeln.

„Mit dem ‚Stem Cell Research Center’ in Ulsan als Lokomotive wird sich die Stammzellforschung in Südkorea mit Volldampf entwickeln“, meinte Schöler bereits nach seinem ersten Besuch anlässlich der Eröffnung des „Hans Schöler Stem Cell Research Center“. Auch für die Münsteraner Stammzellforscher ist das HSSCRC ein Gewinn, denn der Austausch von Mitarbeitern steht in der beabsichtigten Zusammenarbeit zwischen dem HSSCRC und dem MPI für molekulare Biomedizin in Münster an erster Stelle. Dafür sind mit der Einrichtung der Partnergruppe
jetzt noch bessere Möglichkeiten geschaffen worden.

Das HSSCRC widmet sich der Anwendung von Stammzellen in der Regenerativen Medizin. Insbesondere soll untersucht werden, wie sogenannte iPS-Zellen für Zellersatztherapien eingesetzt werden können. iPS-Zellen werden im Labor hergestellt, indem durch einfache Verfahren normale Körperzellen in ein pluripotentes Stadium zurückversetzt (reprogrammiert) werden. Sie können dann – wie embryonale Stammzellen – wieder alle der mehr als 200 Zelltypen des Körpers bilden. Weil für ihre Herstellung keine Embryonen benötigt werden, gelten iPS-Zellen als ethisch weitgehend unbedenklich.

Hans Schöler erhofft sich von der Partnergruppe am HSSCRC synergetische Impulse nicht nur für seine Forschung am MPI, sondern auch für das in Münster geplante Referenzzentrum für angewandte Stammzellforschung „CARE“. Im Unterschied zum „Hans Schöler Stem Cell Research Center“, wo die Möglichkeiten der iPS-Technologie hinsichtlich Zellersatztherapien untersucht werden sollen, steht in der Konzeption von CARE die Erforschung der Krankheitsentstehung und die Identifikation neuer Medikamenten-Wirkstoffe mithilfe von iPS-Zellen im Mittelpunkt.

Über das Max-Planck-Institut
Das Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin erforscht die Entstehung von Zellen, Geweben und Organen. Mithilfe molekular- und zellbiologischer Methoden wollen die Forscher herausfinden, wie Zellen Informationen austauschen, welche Moleküle ihr Verhalten steuern und welche Fehler im Dialog der Zellen dazu führen, dass Krankheiten entstehen. Das Institut widmet sich drei Arbeitsgebieten, die eng mit einander verknüpft sind. Ein Thema des Instituts ist die Stammzellforschung. Untersucht wird, wie sich Stammzellen gewinnen und möglicherweise zur Behandlung von Krankheiten einsetzen lassen. Ein anderes Forschungsgebiet sind Entzündungsvorgänge, z.B. mit dem Ziel, Auswirkungen der Sepsis in den Griff zu bekommen. Das dritte Forschungsthema ist Blutgefäßwachstum, um neue Ziele für die Entwicklung von Therapien zu identifizieren – in vielen Erkrankungen spielen Blutgefäße eine wichtige Rolle.

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