Geboren, um zu kooperieren

29. November 2011

Der Klaus J. Jacobs Forschungspreis wird 2011 an Michael Tomasello vom Leipziger Max‐Planck‐Institut für evolutionäre Anthropologie verliehen. Die Auszeichnung, die mit einer Million Schweizer Franken (rund 815 000 Euro) dotiert ist, würdigt außergewöhnliche Forschungsleistungen im Bereich der Kinder- und Jugendentwicklung.

Bereits einjährige Kleinkinder, die noch nicht sprechen können, kooperieren mit anderen Kindern und helfen ihnen. Dieses Verhalten zeigen sie ohne den Einfluss Erwachsener, hat Michael Tomasello herausgefunden. Der Entwicklungspsychologe hat die Kommunikation und die Lernprozesse bei Kindern im Vorschulalter untersucht und ihr Verhalten mit dem von Menschenaffen verglichen. Demnach begreifen Kleinkinder Räume, Mengen und logische Zusammenhänge nur wenig besser als beispielsweise Schimpansen. Doch im Gegensatz zu den Affen, schließen sie sich zusammen, um gemeinsam Probleme zu lösen, können besser zusammenarbeiten, kooperativ kommunizieren und die Absichten anderer erkennen. „Sie sind geboren, um zu kooperieren“, sagt Michael Tomasello. Auf dieser ausgeprägten menschlichen Eigenart entwickelte sich während der Evolution die Fähigkeit zur Sprache, ist der Max-Planck-Wissenschaftler überzeugt.

„Mit dem Preis würdigt die Jacobs Foundation Michael Tomasellos herausragende Forschungsleistungen“, so deren Geschäftsführer Bernd Ebersold. „Sie geben nicht nur neue Einblicke in die Entwicklung von Kleinkindern, sondern erschließen auch ein neues Bewusstsein für die Einzigartigkeit unseres Menschseins“. Die Auszeichnung ist für den Max-Planck-Wissenschaftler ein willkommener Ansporn für weitere Arbeiten in seinem Forschungsfeld: „Mit dem Preisgeld können wir nun größere, langfristigere  Forschungsprojekte umsetzen, die sonst nicht möglich wären“.

Michael Tomasello hat bereits in den vergangenen Jahren einige herausragende Preise erhalten – neben dem Max-Planck-Forschungspreis, der Forscher- und Forscherinnen auszeichnet, die einem Fachgebiet ganz neue Impulse verleihen, hat vor allem die Verleihung des renommierten Hegel-Preises der Stadt Stuttgart für Aufsehen gesorgt. Der Preis ging erstmals an einen Naturwissenschaftler: „Eine ausgezeichnete Wahl, denn dieser Forscher zeigt, wie sich einige große spekulative Fragen auf empirisch kontrollierbarem Gebiet verhandeln lassen“, so der Tenor eines Artikels im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Niemand Geringeres als Jürgen Habermas hielt die Laudatio auf den Preisträger.

Zur Ehren ihres Stiftungsgründers, des 2008 verstorbenen Unternehmers Klaus J.Jacobs, vergibt die Jacobs Foundation seit 2009 jährlich zwei Preise. Der Klaus J. Jacobs Forschungspreis honoriert wissenschaftliche Leistungen mit hoher gesellschaftlicher Relevanz. Die Stiftung legt Wert darauf, dass wissenschaftliche Erkenntnisse aus interdisziplinärer Forschung in die Praxis einfließen. Der Klaus J. Jacobs Best Practice Award zeichnet außergewöhnliches Engagement von Institutionen oder Persönlichkeiten aus, die innovative Lösungen für Kinder und Jugendliche in die Praxis umsetzen. Beide Preise werden dieses Jahr im Rahmen einer Festveranstaltung am 2. Dezember an der Universität Zürich verliehen.

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Die Jacobs Foundation ist eine weltweit tätige Stiftung im Bereich der Kinder- und Jugendentwicklung. Der Unternehmer Klaus J . Jacobs gründete die Stiftung 1988 in Zürich. Die Jacobs Foundation fördert Forschungsprojekte, Interventionsprogramme und wissenschaftliche Institutionen mit einem Jahresbudget von rund 35 Millionen Franken. Mit ihrer Investition von 200 Millionen Euro in die Jacobs University Bremen (Link zu http://www.jacobs-university.de) (2006) setzte die Jacobs Foundation neue Maßstäbe im Bereich der privaten Förderung.

 

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