Gemeinsam forschen im Himalaya

Max-Planck-Institut für Ornithologie vereinbart Kooperation mit dem Ugyen Wangchuck Institut für Umwelt- und Naturschutz in Bhutan

11. Juli 2011

Die Max-Planck-Gesellschaft vereinbart am 29. Juli eine wissenschaftliche Kooperation mit Bhutan. Die Abteilung für Tierwanderung und Immunökologie unter der Leitung von Martin Wikelski am Teilinstitut in Radolfzell intensiviert den Austausch zwischen den Wissenschaftlern in gemeinsamen Forschungsprojekten, um neue Erkenntnisse über die Höhenwanderung ziehender Tierarten im Himalaya zu gewinnen.

Bhutan, das kleine buddhistische Land mit einer enorm reichen Flora und Fauna ist Durchzugs- und Überwinterungsgebiet für viele seltene Arten. Sein Klima reicht von subtropischen Regionen über gemäßigtes Klima bis hin zu alpinen Regionen. Dreiviertel des Landes sind bewaldet, davon steht die Hälfte der Gebiete unter Naturschutz, sei es als Nationalparks oder komplett geschützte Naturreservate.

Das besondere Verhältnis der Bhutanesen zur Natur, für die deren Schutz und die persönliche Existenz Hand in Hand gehen, liege darin, dass der Wald und Landschaft des Himalaya die „Quelle“ ihres Lebens sei, „the source of life blood“, wie Nawang Norbu, Direktor des Ugyen Wangchuck Instituts für Natur- und Umweltschutz, erklärt. Nawang Norbu ist Doktorand an der International-Max-Planck-Research-School der Universität Konstanz und des Max-Planck-Instituts für Ornithologie.

Das 2004 gegründete Forschungsinstitut, benannt nach dem ersten bhutanesischen König, will als Exzellenz-Zentrum in Südostasien die Forschung und wissenschaftlichen Erkenntnisse in den Bereichen der Ökologie zugunsten des Umwelt- und Naturschutzes vorantreiben. Feldforschungskurse im Land, wissenschaftlicher Austausch und internationale Kooperationen sollen dabei helfen, die drängenden Probleme des globalen Klimawandels, der auch für die phantastische Biodiversität Bhutans Konsequenzen haben kann, zu lösen helfen.

Das Max-Planck-Institut für Ornithologie wird für zunächst drei Jahre in einer Kooperation mit dem Ugyen Wangchuck Institut für Umwelt- und Naturschutz in Bhutan im wissenschaftlichen Austausch und gemeinsamen Projekten zusammenarbeiten.

Die Wissenschaftler der Abteilung für Tierwanderung und Immunökologie im Teilinstitut in Radolfzell untersuchen globale Tierwanderungen. Warum Tiere diese oft gefährliche Wanderung unternehmen und wie sie von einem Ort zum anderen gelangen und dabei überleben und wie man das globale Phänomen der Tierwanderung bewahren kann, sind die zentralen Fragen. Antworten hierauf finden die Forscher, indem sie einzelne Individuen mit Biologgern und GPS-Sendern, die über Satellit Bewegungsmuster übertragen, ausstatten. Die erhaltenen Daten werden in der internationalen Datenbank „movebank“ gesammelt und analysiert.

In gemeinsamen Projekten möchten nun die Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Ornithologie und ihre bhutanesischen Kollegen in Freilanduntersuchungen herausfinden, welchen zentralen Umwelteinflüssen die Höhenwanderung mancher Tierarten im Himalaya unterliegt, die dabei oft mehrere tausend Höhenmeter zurücklegen und sich nicht selten sogar auf 5000 Meter über dem Meeresspiegel aufhalten. Dabei sind die Forscher auch vor die Herausforderung gestellt, neue Radio-Telemetrie-Techniken zu entwickeln, die den besonderen Bedingungen eines sehr gebirgigen Gebiets entsprechen. Am Beispiel besonders seltener Tiere wie dem gefährdeten Schwarzhalskranich, der in Bhutan überwintert, wollen die Wissenschaftler mit der Analyse ökologischer Daten und der Bewegungsmuster genauere Maßnahmen zum Schutz bestimmter Zugkorridore treffen und damit dieses Phänomen der Tierwanderung erhalten helfen.

LA/BA

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