Was lässt einen Apfel reifen?

Die Sieger des 46. Bundeswettbewerbs Jugend forscht stehen fest.

22. Mai 2011

Welche Bedeutung das Pflanzenhormon Ethen – ein farbloses Gas – für den Reifeprozess von Äpfeln hat, analysierte beispielsweise die Biologie-Bundessiegerin Charlotte Decker (18) mithilfe eines Gaschromatographen. Die Schülerin vom Gymnasium Wolbeck aus Münster nahm den Preis von Manfred Milinski entgegen, Direktor am Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie in Plön. Die Max-Planck-Gesellschaft ist Preisstifter für das Fach Biologie.

Ein Apfel fällt dann vom Baum, wenn er reif ist. Fruchtreife, Alterung, Kernwachstum und Blattabwurf werden dabei von einem Pflanzenhormon beeinflusst, dem Ethen. Die Pflanze bildet dieses brennbare, farblose Gas in ihrem Gewebe. Wie viel Ethen sie erzeugt, hängt von der Diffusion des Gases ab. Bei äußeren Einflüssen wie beispielsweise einer Verletzung der Äpfel kommt es zur Steigerung der Ethensynthese. Charlotte Decker untersuchte mit Fotoapparat und Gaschromatograph das Reifen der Früchte an einem Apfelbaum der Sorte Boskop. Dazu impfte sie die Äpfel an unterschiedlichen Stellen mit Ethen. Zusätzlich untersuchte die junge Forscherin, ob das aus Äpfeln entweichende Ethen auch eine Wirkung auf anderes Obst hat, das neben den Äpfeln aufbewahrt wird.

Bundespräsident Christian Wulff würdigte die Spitzenleistungen Deutschlands bester Jungforscherinnen und Jungforscher im Kieler Schloss: „Unser Land braucht qualifizierte und engagierte Nachwuchskräfte in Naturwissenschaften, Mathematik und Technik, die ihre Fähigkeiten später in Hochschulen, Unternehmen und in den Schulen einsetzen. Jugend forscht ist ein exzellentes Instrument zur Entdeckung und Förderung junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler“, sagte Wulff.

Kryptografie in Glasfasern, Mittel gegen Mundgeruch

Den Preis des Bundespräsidenten für eine außergewöhnliche Arbeit gewannen Joshua Kühner (20), Till Hülsmann (21) und Jonatan Molinski (19) aus Hessen. Die drei jungen Wissenschaftler entwickelten eine laserbasierte Methode zur Kryptografie in Glasfasern. Ihr Verfahren zur Verschlüsselung ermöglicht eine schnelle und abhörsichere Datenübertragung. Gabriel Salg (16) und Nicolas Scheidig (16) aus Bayern wurden mit dem Preis der Bundeskanzlerin für die originellste Arbeit ausgezeichnet. Die Jungforscher entwickelten eine neue Zauberformel zur Beseitigung von Mundgeruch, mit der sie Schwefelwasserstoff und seine Methylverbindungen als Verursacher bekämpfen können.

Den Preis des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) für die beste interdisziplinäre Arbeit erhielten Simeon Völkel (20), Felix Engelmann (19) und Carina Lämmle (16) aus Baden-Württemberg. Sie untersuchten das Fließverhalten von Flüssigkeiten in einer rotierenden Glasschraube in Abhängigkeit von Rotation, Schraubendurchmesser und Materialeigenschaften. Im Fachgebiet Arbeitswelt siegte Daniel Weiß (21) aus Baden-Württemberg, der das sogenannte WIG-Schweißverfahren verbesserte. Dabei wird die Elektrode in eine permanente Drehung versetzt, die das Verschweißen mit dem Werkstück im Falle einer unbeabsichtigten Berührung verhindert.

Über den ersten Preis im Fach Chemie freute sich Nico Fleck aus Nordrhein-Westfalen. Am Beispiel der sogenannten Finkelsteinreaktion, bei der sich organische Moleküle mit Iod verbinden, untersuchte der 15-Jährige den Einfluss verschiedener Katalysatoren und Lösungsmittel.

Überreste einer Supernova in farbliche Bestandteile zerlegt

Mit einem Spezialteleskop untersuchte Benedikt Gröver (20) aus Nordrhein-Westfalen den Nebel eines vor tausend Jahren explodierten Riesensterns. Dem Sieger in Geo- und Raumwissenschaften gelang es, die Überreste dieser Supernova in ihre farblichen Bestandteile aufzuteilen und so zum Beispiel die chemischen Elemente zu bestimmen. Danial Sanusi (18), Xianghui Zhong (17) und Fabian Henneke (18) aus Bremen überzeugten die Jury im Fachgebiet Mathematik/Informatik mit ihrer Untersuchung mehrdimensionaler geometrischer Objekte.

Benjamin Walter aus Sachsen stellte sich die Frage, ob sich durch die Wechselwirkung des organischen Moleküls Coronen mit einer Germaniumoberfläche der Halbleiter Graphen erzeugen lässt. Der 16-Jährige siegte in Physik. Kilian Böll (19) aus Bayern war im Fach Technik erfolgreich. Er entwickelte ein völlig neues Flugkonzept. Durch Verwendung eines einfachen aerodynamischen Prinzips können Helikoptermodelle jetzt selbständig schweben und sich leichter steuern lassen.

Der Preis „Jugend forscht Schule 2011“ der Kultusministerkonferenz der Länder ging an das Alte Gymnasium in Bremen für sein vorbildliches Konzept zur Talentförderung.

Insgesamt hatten sich 195 Jugendliche mit insgesamt 110 Projekten für das Finale von Deutschlands beliebtesten Nachwuchswettbewerb qualifiziert. Fotos aller Teilnehmer gibt es unter „Projekte & Teilnehmer“ auf www.jugend-forscht.de.

BA

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