Trockene Zahlen zum Leben erwecken

Als Schüler hat Torsten Kröber in der Autowerkstatt seines Vaters in der Buchhaltung ausgeholfen. Seitdem steht sein Berufswunsch fest: Bürokaufmann. Heute absolviert der 18-Jährige seine Ausbildung am MPI für Chemische Physik fester Stoffe in Dresden und steht kurz vor seinen Abschlussprüfungen.

An den Wänden aufgereiht: Meterweise Ordner, sorgfältig beschriftet und durchnummeriert. „Ablage mag ich am wenigsten, das ist so monoton“, gibt Torsten Kröber zu, der in Jeans und Turnschuhen an seinem Schreibtisch mit Blick auf die tief verschneiten Straßen sitzt. „Aber das geht jedem so!“ Dafür gefallen ihm seine anderen Tätigkeiten umso besser. „Am liebsten mag ich Aufgaben, die mich fordern und die mit logischem Denken und Zahlen zu tun haben“, sagt er. „Mathematik war schon immer mein Lieblingsfach!“. Aber auch gute Sprachkenntnisse sind wichtig: „Manchmal schreiben wir Bestellungen ins  Ausland, da sollte man schon gut in Englisch sein.“ Bei Veranstaltungen hat er auch immer wieder direkt mit ausländischen Gästen zu tun.

Wie jedes Unternehmen funktioniert auch ein wissenschaftliches Institut nicht ohne eine geordnete Verwaltung. Bürokaufleute wie Torsten Kröber sorgen dafür, dass das Forschungsumfeld stimmt. Besonders gefällt ihm an seiner Ausbildung, dass sie so abwechslungsreich ist. Denn je nachdem, wo gerade Hilfe gebraucht wird, arbeitet er am MPI für Chemische Physik fester Stoffe in der Buchhaltung, in der Personalabteilung, im Einkauf, am Empfang oder im Lager. Zu seinen Tätigkeiten gehört es, die Kasse zu führen, Bestellungen zu schreiben, Rechnungen zu buchen oder Geschäftsbriefe zu erstellen. Auch bei der Warenannahme und Materialausgabe oder bei der Inventur hilft der angehende Bürokaufmann. „So bekommt man einen guten Überblick über die Betriebsabläufe des Instituts, das ist sehr spannend“, erzählt er begeistert.

Neben der Arbeit am MPI besucht der Auszubildende die Berufsschule, wo im Blockunterricht Rechnungswesen, Wirtschaftslehre, Büroorganisation oder Datenverarbeitung auf dem Stundenplan stehen. Momentan lernen die Berufsschüler in einem einwöchigen Kurs eine neue Buchhaltungssoftware kennen. „In meiner Klasse sind wir 15 Mädchen und zwei Jungen“, berichtet er. Und wie fühlt er sich angesichts der weiblichen Übermacht? „Ich habe mich bei der Berufswahl danach entschieden, was mir Spaß macht, das Geschlecht der anderen ist mir egal“, sagt Torsten Kröber bestimmt.

Bei aller Begeisterung für die Büroarbeit zieht es ihn in seiner Freizeit aber weg vom Schreibtisch. Zwei bis dreimal pro Woche geht der sportliche junge Mann ins Fitnessstudio und fährt im Winter Snowboard. Seine besondere Liebe gilt dem Fußball, das liegt in der Familie: Gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder spielt er im TSV Flöha, dem Fußballverein seiner Heimatstadt in der Nähe von Chemnitz. Auch für das Max-Planck-Team steht er als Stürmer auf dem Platz.

Im Frühjahr und Sommer stehen nach drei Jahren die Abschlussprüfungen an. Wer als Nachfolger in die Azubi-Fußstapfen zum Bürokaufmann oder zur Bürokauffrau am MPI für Chemische Physik fester Stoffe treten wird, steht noch nicht fest. Auf Torsten Kröbers Schreibtisch stapeln sich bereits die Bewerbungsmappen, an die 80 sind es insgesamt. Er selbst beteiligt sich an der Auswahl seines Nachfolgers und sichtet dafür die Lebensläufe. Rund 20 Bewerber werden zum Eignungstest eingeladen, die fünf Besten dann zu einem Gespräch.

Und welche Eigenschaften sollten angehende Bürokaufleute mitbringen? „Wichtig ist vor allem ein gutes Zahlenverständnis“, sagt seine Ausbilderin, die Buchhalterin Silke Steinert. „Außerdem muss man kontaktfreudig sein, sehr genau arbeiten können und sollte eine Affinität zu Computern haben“, fügt sie hinzu. Diese Affinität hat Torsten Kröber schon seit seiner Jugend, und so kann es ihn auch nicht so schnell aus der Ruhe bringen, wenn hin und wieder eine Fehlermeldung auf seinem Bildschirm auftaucht: „Kleinere Probleme mit dem Rechner kann ich oft selbst lösen“, sagt er.

Dem neuen Azubi wird der bis dahin fertige Bürokaufmann mit Rat und Tat zur Seite stehen, denn Kröber bleibt auf alle Fälle noch ein weiteres Jahr am Dresdner Institut. Danach muss er wahrscheinlich seinen Wehr- oder Zivildienst ableisten. Und dann? „Ich würde gerne weiterhin am MPI arbeiten“, sagt er. Vor kurzem wurde dort ein neuer Forschungsbereich gegründet. Da fällt in Zukunft doch sicherlich eine Menge Büroarbeit an?

Von Elke Maier

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