Steinwerkzeuge über Generationen hinweg

Seit 300.000 Jahren werden entlang eines alten Flusses im Turkana-Becken Werkzeuge hergestellt und Tiere geschlachtet

5. November 2025

Auf den Punkt gebracht

  • Technisches Know-how über Jahrtausende: Frühe Hominiden stellten mit erstaunlicher Kontinuität scharfkantige Steinwerkzeuge her und zeigten damit fortgeschrittene Fähigkeiten und Kenntnisse, die über unzählige Generationen hinweg weitergegeben wurden.
  • Gedeihen trotz Klimachaos: Diese Werkzeugmacher erlebten radikale Umweltveränderungen. Dank ihrer technologischen Anpassungsfähigkeit konnten sie neue Ernährungsweisen entwickeln, darunter den Verzehr von Fleisch und Knochenmark, und so aus der Not einen Überlebensvorteil machen.
  • Modernste Wissenschaft mit alten Gesteinen: Mithilfe von Vulkanasche-Datierungen, in alten Sedimenten eingefrorenen magnetischen Signalen und mikroskopisch kleinen Pflanzenresten setzten die Forschenden ein großes Klimageschichtsbild zusammen, das den Kontext für diese aufstrebende Technologie liefert.

Über einen Zeitraum von fast 300.000 Jahren hinweg stellten frühe Menschen akribisch Steinwerkzeuge her, während sie gleichzeitig mit wiederkehrenden Waldbränden, Dürren und dramatischen Umweltveränderungen kämpften. Eine neue Studie liefert nun bemerkenswerte Belege für eine kontinuierliche technologische Tradition im Turkana-Becken in Kenia.

An der archäologischen Stätte Namorotukunan hat ein internationales Forschungsteam eines der ältesten und längsten Intervalle von Oldowan-Steinwerkzeugen entdeckt, die bisher gefunden wurden. Die Werkzeuge sind etwa 2,75 bis 2,44 Millionen Jahre alt. Diese Funde zeigen, dass unsere Vorfahren nicht nur in einer ökologisch instabilen Phase der Erdgeschichte überlebten, in der sich Namorotukunan und die umliegende Region von einer üppigen, fruchtbaren Flussaue in eine trockene, karge Umgebung verwandelten, sondern sogar gediehen.

Eine langjährige technologische Tradition

„Dieser Fundort offenbart eine außergewöhnliche Geschichte von Verhaltensflexibilität und kultureller Kontinuität“, sagt Erstautor David R. Braun, Professor für Anthropologie an der George Washington University und Gastwissenschaftler am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig. „Was wir hier sehen, ist keine einmalige Innovation, sondern eine langjährige technologische Tradition.“

Die 2,75 Millionen Jahre alte Fundstätte Namorotukunan liefert die frühesten bekannten Hinweise auf die Herstellung von Werkzeugen. Sie zeigt, dass die frühen Menschen ihre Technologie an dramatische Umweltveränderungen anpassten. Den Forschenden zufolge eröffnet diese Entdeckung neue Möglichkeiten für die weitere Erforschung des Zusammenhangs zwischen Klimawandel und menschlicher Innovationskraft.

„Namorotukunan bietet einen einzigartigen geologischen Einblick in eine längst vergangene Welt im Wandel – eine Welt, in der sich Flüsse verlagerten, Waldbrände wüteten und die Landschaft durch Versteppung immer wieder neu geformt wurde“, sagt Dan V. Palcu Rolier (GeoEcoMar, Universität Utrecht/Universität São Paulo). „Doch trotz dieser ökologischen Herausforderungen konnten die frühen Vorfahren des Menschen dank ihrer Tradition der Werkzeugherstellung überleben. Dies könnte die Wurzeln einer der ältesten Gewohnheiten der Menschheit offenbaren: den Einsatz von Technologie, um uns gegen Veränderungen zu wappnen.“

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