Kalte Meeresströmung vor Panama bleibt aus

Erstmals seit 40 Jahren erreichte das kalte, nährstoffreiche Tiefenwasser des Golfs von Panama nicht die Meeresoberfläche

5. September 2025

Auf den Punkt gebracht:

  • Erstmals seit Beginn der Aufzeichnungen: Das natürliche Phänomen des aufsteigenden kalten Tiefenwassers, das jährlich im Golf von Panama auftritt, ist in 2025 ausgeblieben.
  • Fehlender Antrieb: Die Abschwächung der Passatwinde als Ursache.

Während der Trockenzeit in Panama verursachen nordöstliche Passatwinde den Auftrieb nährstoffreichen Tiefenwassers an die Oberfläche des Golfs von Panama. Diese Upwelling-Dynamik begünstigt eine sehr produktive Fischerei und trägt zum Schutz der Korallenriffe vor Hitzestress bei. Dank dieser Wasserströmungen bleibt das Meer an den Pazifikstränden Panamas auch während der Sommermonate kühler. 

Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen des Smithsonian Tropical Research Institute (STRI) und des Max-Planck-Instituts für Chemie haben dieses Phänomen genauer untersucht. Ihre Daten zeigen, dass diese saisonale Auftriebsströmung, die von Januar bis April auftritt, seit mindestens 40 Jahren ein wiederkehrendes und vorhersehbares Phänomen im Golf ist. Dieser wichtige ozeanografische Prozess blieb im Jahr 2025 zum ersten Mal aus. Dies hatte zur Folge, dass die für diese Jahreszeit typischen Wassertemperaturrückgänge und Ertragsspitzen in der Fischerei erheblich geringer als sonst ausfielen. 

Ausbleibende Aufwärtsströmung durch weniger Wind

In einem kürzlich erschienenen Artikel in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift PNAS beschreibt das internationale Forschungsteam, dass eine deutliche Veränderung der Windverhältnisse für dieses beispiellose Ereignis verantwortlich sein könnte. Die Forschenden analysierten zum einen einen Datensatz des Physical Monitoring Program am STRI, in dem über die vergangenen 40 Jahre kontinuierlich die Temperatur des oberflächigen tropischen Ostpazifik vor Panama erhoben wurde. Zum anderen sammelte die Hochseeforschungsyacht Eugen Seibold des Max-Planck-Institut für Chemie seit 2023 wiederholt Wasserproben sowie physikalische Daten über Temperatur und Windverhältnisse. 

Die Auswertung dieser Datensätze zeigte, dass die Passatwinde im Jahr 2025 nicht ausreichten, um die Schichtung der Meeresoberfläche aufzubrechen und Upwelling auszulösen. „Wir konnten erstmals aufzeigen, wie Veränderungen in einem atmosphärischen und ozeanischen Zirkulationssystem einen Schwellenwert überschreiten und zu einem Rückgang in der biologischen Produktion führen. Die geringere Auftriebsströmung führte zu einem Ausfall der Nährstoffzufuhr und entsprechend geringem Algenwachstum, was sich über die Nahrungsnetze des Meeres hinweg auswirkt und zu einem Rückgang der kommerziellen Fischerei führte“, erklärt Ralf Schiebel, Meeresforscher und Koordinator der S/Y Eugen Seibold am Max-Planck-Institut für Chemie. Es seien jedoch weitere Untersuchungen erforderlich, um die genaue Ursache und die möglichen Folgen für die Fischerei zu ermitteln.

Für Befürchtungen, dass die gegenwärtige Klima- und Ozeanerwärmung zu einer dauerhaften Abschwächung des Auftriebs im tropischen Ostpazifik führen könnte, sei es allerdings zu früh, erklärt Gerald Haug, Direktor der Abteilung Klimageochemie am Max-Planck-Institut für Chemie. Die Studie unterstreiche jedoch die zunehmende Anfälligkeit tropischer Auftriebsgebiete, die trotz ihrer enormen ökologischen und sozioökonomischen Bedeutung nach wie vor nur unzureichend überwacht werde, erläutern die an der Studie beteiligten Forscherinnen und Forscher. Sie verdeutliche auch, wie dringend notwendig es sei, die Beobachtungs- und Vorhersagekapazitäten für den Ozean und das Klima in den tropischen Regionen der Erde zu verbessern. Dazu ist die Forschungsyacht S/Y Eugen Seibold derzeit wieder im tropischen Ostpazifik unterwegs und derzeit vor Galapagos um Daten und Proben zu sammeln.
 

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