Bewegungslernen durch mentale Vorstellung

Einer Studie zufolge reicht es aus, sich einen Teil davon vorzustellen


 

Auf den Punkt gebracht

  • Bewegungslernen: Mentale Vorstellung einer Bewegung kann die Leistung verbessern.
  • Vorstellung der Bewegung: In der Studie übten Teilnehmende Armbewegungen mit einem Exoskelett-Roboter, der gegen ihre Bewegungen drückte. Diejenigen, die sich einen Teil der Bewegung vorab vorstellten, erzielten bessere Lernfortschritte.
  • Neuronale Muster: Teilnehmende mit besserer Vorstellungskraft lernten schneller und zeigten spezifische neuronale Muster im Elektroenzephalogramm (EEG). Dies deutet darauf hin, dass die Vorstellungskraft das Lernen unterstützt.
  • Praktische Anwendung: Die Ergebnisse haben Potenzial für Sporttraining und Rehabilitation, insbesondere nach einem Schlaganfall. Hybrides Training, das reale und imaginierte Bewegungen kombiniert, kann die Wiedererlangung motorischer Fähigkeiten fördern.

60 Teilnehmende der Studie machten Armbewegungen, während sie in einem Exoskelett-Roboter saßen. Auf dem Bildschirm vor ihnen wurden Zielpunkte angezeigt, die sie mit der rechten Hand erreichen sollten. Der Roboter drückte dabei systematisch gegen bestimmte Bewegungen, so dass die Teilnehmenden lernen mussten, diesen „Kraftfeldern“ entgegenzuwirken. Magdalena Gippert, Erstautorin der Studie, beschreibt die Ergebnisse: „Die Teilnehmenden, die sich vor der Bewegung durchs Kräftefeld eine spezifische Bewegung vorstellten, erzielten größere Erfolge beim Lernen und letztlich Bezwingen der Kraftfelder als diejenigen, die sich nichts vorgestellt hatten. Eine Bewegungssequenz oder bestimmte Abfolge von Bewegungen werden zu einem gewissen Ausmaß als eine Einheit im Gehirn repräsentiert. Selbst wenn ein Teil der Abfolge nur vorgestellt wurde, profitierten die Teilnehmenden von der ganzheitlichen Repräsentation der gesamten Bewegungssequenz. Menschen mit besserer Vorstellungskraft lernten schneller und zeigten bestimmte neuronale Muster während eines anschließendem Vorstellungstest gemessen durch ein Elektroenzephalogramm (EEG).

„Unsere Ergebnisse eröffnen spannende Möglichkeiten für das Sporttraining und die Rehabilitation., ergänzt die Wissenschaftlerin, die in der Abteilung Neurologie am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften forscht. „Normalerweise stellt man sich genau den Bewegungsteil vor, den man lernen möchte. Wir konnten aber zeigen, dass es auch helfen kann, sich eine mit der Zielbewegung verbundene Bewegung vorzustellen. Das wird im Sport und in der Rehabilitation noch nicht so häufig genutzt, könnte aber direkt praktischen Nutzen haben. Zum Beispiel erholen sich nach einem Schlaganfall grobmotorische Fähigkeiten, wie das Armstrecken, oft vor feinmotorischen Fähigkeiten, wie den Fingerbewegungen. In diesem Zusammenhang kann das Training einer hybriden Sequenz, die zum Beispiel aus einer tatsächlichen Armbewegung hin zu einem Objekt und einer imaginären Greifbewegung der Finger besteht, das Wiedererlernen der Greifbewegung durch die gut erforschten Effekte der motorischen Vorstellung der Zielgreifbewegung fördern. Darüber hinaus kann die vorherige Armbewegung mit etwas Übung ein Hinweisreiz für die spezifische (imaginierte) Greifbewegung werden und so den Lernprozess weiter erleichtern."

 

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