Schwächere Meeresströmung könnte Billionen kosten

Durch eine Abschwächung der Nordatlantischen Umwälzzirkulation nimmt der Ozean weniger Kohlendioxid auf – das Klima erhitzt sich weiter und es entstehen Folgekosten

28. Februar 2025

Auf den Punkt gebracht

  • Hohe Folgekosten: Eine Schwächung der Nordatlantischen Umwälzzirkulation könnte bis zum Jahr 2100 Folgekosten von mehreren Billionen Euro verursachen, da weniger Kohlendioxid vom Ozean aufgenommen wird und sich das Klima weiter erhitzt.
  • Korrektur der Daten: Die Forschung zeigt, dass frühere Studien die Folgen der Amoc-Abschwächung wahrscheinlich unterschätzt haben. Denn die geringere CO2-Aufnahme durch die Ozeane könnte zu häufigeren und extremen Wetterereignissen führen.
  • Kombination unterschiedlicher Modellierungen: Die Ergebnisse basieren auf einem globalen Klimamodell und einer wirtschaftlichen Modellierung, die die Folgekosten von Klimaschäden durch den Anstieg des CO2-Gehalts in der Atmosphäre berechnen.

Der Ozean ist der größte CO2-Speicher der Erde. Besonders aufnahmefähig ist kaltes Meerwasser, also auch das Wasser des Nordpolarmeeres. Das Problem: Die nordatlantische Umwälzströmung, ein gewaltiger Antrieb für das Weltklima, zu dem auch der Golfstrom gehört, schwächelt. Diese Strömung würde das mit CO2 angereicherte Wasser eigentlich nach Süden abtransportieren. Es verbleibt also mehr des Treibhausgases in der Atmosphäre, was wiederum die Klimaerhitzung verschärft. Eine globale Modellierung des Klimas und ökonomischer Effekte zeigt nun, dass die Abschwächung bis zum Jahr 2100 Folgekosten von mehreren Billionen Euro verursachen könnte. Diese Erkenntnisse dämpfen erneut die Hoffnung auf vermeintlich positive Effekte eines Golfstrom-Kollapses: Auch wenn sich Europa durch einen schwächeren Golfstrom abkühlen würde, würde sich das Weltklima weiterhin erhitzen. 

Welche Folgen hat eine schwächere Meeresströmung?

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Die Nordatlantische Umwälzströmung – kurz Amoc für Atlantic Meridional Overturning Circulation – leitet warmes Wasser aus den Tropen nach Norden und lässt kaltes Wasser zurück in den Süden fließen. So wirkt sie als Heizkörper für das Klima Europas. Dass sie im Zuge des Klimawandels an Kraft zu verlieren droht, bewertete die Wirtschaftsforschung bisher als vorteilhaft, weil dies die Nordhalbkugel in Zeiten der Erderhitzung abkühlen könnte. „Die Amoc-Abschwächung würde jedoch den Klimawandel weiter beschleunigen“, erklärt Felix Schaumann, Doktorand im Bereich Nachhaltigkeitsökonomik an der Universität Hamburg und dem Max-Planck-Institut für Meteorologie.

Der CO2-Gehalt der Atmosphäre steigt

Bekannt war bereits: Durch das schmelzende Eis der Arktis gelangen riesige Mengen Süßwasser in die Ozeane. Das so verdünnte und weniger salzige Meerwasser ist weniger dicht und sinkt nicht mehr so leicht ab, was die Amoc voraussichtlich verlangsamen wird. Der Ozean ist zudem der größte Kohlenstoffspeicher der Erde. Er nimmt mehr Kohlenstoff als die Atmosphäre und die Organismen auf dem Land. Besonders aufnahmefähig ist das kalte Wasser des Nordpolarmeeres. Nun konnten Schaumann und sein Kollege Eduardo Alastrué de Asenjo zeigen: Durch eine schwächere Amoc wird auch weniger Kohlendioxid (CO2) von der Meeresoberfläche in die Tiefe des Meeres transportiert. Es verbleibt also mehr CO2 in der Atmosphäre und das verstärkt die globale Erwärmung.

Die Klimaerhitzung geht weiter

Unsere Ergebnisse legen nahe, dass frühere Studien zur Amoc-Abschwächung die Folgen wahrscheinlich unterschätzt haben.
Felix Schaumann

Global gesehen würden durch den weiter beschleunigten Klimawandel häufigere und extremere Wetterereignisse wie Hitze, Dürre und Überschwemmungen auftreten. Dadurch würden die gesellschaftlichen Kosten von CO2 steigen. Diese Kosten spiegeln die Schäden wider, die durch den Ausstoß von CO2 verursacht werden. Dieser Effekt könnte die positiven wirtschaftlichen Effekte der durch die Amoc-Abschwächung verursachten Abkühlung aufwiegen.

Die gesellschaftlichen Kosten

Die Ergebnisse basieren auf einem globalen Klimamodell, kombiniert mit einer weiteren, auf wirtschaftliche Folgekosten spezialisierten Modellierung. Diese errechnet auf Grundlage des voraussichtlichen CO2-Gehalts der Atmosphäre die Folgekosten von Klimaschäden. Damit erstellten die Forscher ein Szenario, das von einer CO2-Entwicklung ohne Amoc-Effekt ausgeht und ein weiteres, das unterschiedliche Abschwächungsgrade einbezieht. So konnten sie zeigen, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen der Stärke der Amoc und der Menge an Kohlenstoff gibt, welche die Ozeane aufnehmen.

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