"Ich habe hier engen Kontakt zur Laborarbeit und kann gleichzeitig mein Wissen an junge Leute weitergeben – das macht mir einfach Spaß."

"Ich habe hier engen Kontakt zur Laborarbeit und kann gleichzeitig mein Wissen an junge Leute weitergeben – das macht mir einfach Spaß."

Sie leiten hier an den Max-Planck-Instituten für Biochemie und Neurobiologie die Ausbildung für die Biologielaboranten. Derzeit betreuen Sie zwölf Auszubildende. Wie sieht das Lehrangebot in einer Forschungseinrichtung aus?

Reindl: Mit der Ausbildung von Biologielaboranten hat das Institut im September 2004 Neuland betreten. Zu den allgemein geforderten Pflichtqualifikationen bieten wir eine Ausbildung in sechs Wahlqualifikationen an: in der Molekularbiologie, der Biochemie und Immunologie, der Zellkulturtechnik, der Pharmakologie und Zoologie sowie in der Mikrobiologie. Dank der Unterstützung des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie haben wir auch den nach dem Ausbildungsrahmenplan geforderten Diagnostik-Teil. In den ersten acht Wochen lernen die Auszubildenden bei uns im Lehrlabor grundlegende Techniken wie das Pipettieren, Wiegen, Erstellen von Verdünnungsreihen etc. Danach durchlaufen sie die verschiedenen Abteilungen und Servicegruppen im Haus, wo sie in der Regel 8 bis 12 Wochen arbeiten. Ergänzt wird das interne Ausbildungsangebot zudem durch mehrere Kooperationen mit ausbildenden Forschungseinrichtungen und Unternehmen der Industrie.

Wie war der Einstieg für Sie und wie suchen Sie Ihre Auszubildenden aus?

Reindl: Inhaltlich gab es noch keine Vorarbeit, aber erfreulicherweise fand ich ein fast vollständig ausgestattetes Lehrlabor vor. Noch bevor ich meine Stelle überhaupt offiziell angetreten habe, führte ich mit den Institutskollegen schon die ersten Auswahlgespräche. Wir hatten in den letzten Jahren durchschnittlich über 200 Bewerbungen pro Jahr für vier Ausbildungsplätze. Mittlerweile sind die Bewerberzahlen leider rückläufig, was an den geburtenschwächeren Jahrgängen liegt. Gute Chancen haben Bewerber mit einem sehr guten Realschulabschluss oder einem guten Abitur. Wichtig ist auch, dass die kleine Gruppe Auszubildender gut miteinander harmoniert. Daher testen wir seit einigen Jahren unsere Bewerber der engeren Wahl in einem viertägigen Praktikum, in dem die Kandidaten in kleinen Teams verschiedene Versuche durchführen.

Insgesamt findet über 16 Wochen praktischer Unterricht im Lehrlabor statt. Gibt es auch theoretische Unterrichtseinheiten, die nicht an der Berufsschule stattfinden?

Reindl: Das inhaltliche Spektrum an der Berufsschule ist zwangsläufig sehr breit. Im Rahmen der innerbetrieblichen Ausbildung werden bestimmte Inhalte vertieft oder – vor dem Hintergrund der Arbeiten am Institut – ergänzt, manches muss einfach auch noch mal erklärt werden. Da es keine Lehrbücher für Biologielaboranten gibt, erstelle ich die Skripte selber. Diese müssen auf den Rahmenlehrplan und die Prüfungen der IHK abgestimmt sein. Seit Beginn der Ausbildung haben unsere Auszubildenden die Abschlussprüfungen der IHK mit guten Ergebnissen abgeschlossen. Zwei Drittel der Auszubildenden erreichten dabei über 81 von 100 möglichen Punkten. Dies entspricht der Note zwei.

Sie haben nach dem Abitur selber eine Ausbildung zur Biologielaborantin absolviert. Ist Lernen für Sie noch ein Thema und wie sehen Sie die Entwicklungen in diesem Beruf?

Reindl: Im Labor gibt es immer wieder neue Methoden und Geräte. Da muss man sich schon auf dem Laufenden halten. Ich habe mir vorgenommen, regelmäßig an Fortbildungen teilzunehmen. Um meine pädagogischen Fähigkeiten die als Ausbildungsleiterin wichtig sind zu erweitern, absolvierte ich eine zweijährige Weiterbildung zur Berufspädagogin (IHK). Darüber hinaus schätze ich den Erfahrungsaustausch mit Kollegen. Wir stellen fest, dass der Anspruch an den Laborantenberuf immer weiter steigt. Ich würde behaupten, das Theoriewissen erreicht heute Vordiplomslevel. Daher genügt auch kein Hauptschulabschluss mehr für diese dreieinhalbjährige Ausbildung. Realschüler mit guten bis sehr guten Leistungen in den naturwissenschaftlichen Fächern und Abiturienten mit einem Biologie-Leistungskurs sind dafür eindeutig besser gerüstet.

Herzlichen Dank, Frau Reindl, für das freundliche Gespräch!

Das Interview führte Christina Beck

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