Deutsch-israelisches Exzellenz-Programm geht an den Start

Max-Planck-Gesellschaft und Weizmann Institute of Science unterzeichnen Vertrag für ein gemeinsames Exzellenz-Programm für Postdoktorand*innen

23. Mai 2023

Während der feierlichen Zeremonie am Weizmann Institute of Science in Rehovot, Israel, unterzeichneten am 15. Mai Max-Planck-Präsident Martin Stratmann und Alon Chen, Präsident des Weizmann Instituts, eine Kooperation mit dem Ziel, die wissenschaftliche Zusammenarbeit und den Austausch beider Institutionen, die aufgrund ihrer Forschungsleistungen weltweit eine hohe Reputation genießen, zu vertiefen. Gemeinsam wollen sie exzellente Nachwuchskräfte fördern und für die eigene Spitzenforschung halten. „Als jemand, der ein gemeinsames Forschungslabor des Weizmann-Instituts und des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München geleitet hat, kann ich aus erster Hand bezeugen, dass die Zusammenarbeit zwischen unseren einzigartigen Institutionen ein außergewöhnliches wissenschaftliches Kraftpaket darstellt. Mit dem neuen gemeinsamen Postdoc-Programm, das wir initiiert haben, werden wir diese außergewöhnliche wissenschaftliche Chance auf herausragende Forschende ausdehnen, die am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn stehen", so Präsident Chen.

Die Architekten des Projekts sind zwei Vizepräsidenten und der Dekan der Feinberg Graduate School (FGS) am Weizmann Institute of Science (WIS): Klaus Blaum, Vizepräsident der Sektion Chemie, Physik und Technologie an der MPG, sein Kollege Professor Roee Ozeri, Vizepräsident für Entwicklung und Kommunikation am WIS, und Professor Gilad Perez, Dekan der FGS, der die Idee dazu hatte. „Vor eineinhalb Jahren schickte mir Roee eine einfache E-Mail“, berichtete Blaum in seiner Laudatio. „Darin stand: Wir haben eine Idee, die wir mit Ihnen besprechen möchten. Heute ist diese Idee eines gemeinsamen Postdoc-Programms Wirklichkeit geworden“, so Blaum. „Ich bin davon überzeugt: Die jungen Menschen, die an diesem Programm teilnehmen werden, werden darin prägende Erfahrungen sammeln. Fähigkeiten und Erinnerungen für ein ganzes Leben, und das wiederum wird uns alle bereichern.“

Jedes Jahr sollen bis zu zehn Postdocs in das Programm aufgenommen werden, die sich in den Fachrichtungen Physik, Chemie, Geowissenschaften sowie Mathematik und Informatik bewerben können. Das Programm soll dann nach erfolgreicher Pilotphase auf die Neurowissenschaften ausgeweitet werden. Die Laufzeit der Förderung beträgt vier Jahre, wobei die Postdocs davon jeweils zwei Jahre am Weizmann Institute und am jeweiligen MPI verbringen werden. Finanziert wird das Programm jeweils zur Hälfte vom Weizmann Institute und der MPG. Die erste Bewerbungsphase beginnt im Juli. 

Alon Chen verleiht Präsident Stratmann den Weizmann Award in the Sciences and Humanities

Aber es gab noch einen weiteren Anlass zum Feiern: Für sein deutsch-israelisches Engagement und aufgrund der hervorragenden Kontakte der MPG und der Minerva Stiftung zu Forschungseinrichtungen in Israel, wurde Martin Stratmann mit dem 'Weizmann Award in the Sciences and Humanities' ausgezeichnet. „Ich fühle mich zutiefst geehrt, dass Sie mich als ein Glied in der langen Kette derer betrachten, die zur ständigen Vertiefung unserer Verbindungen zwischen deutschen und israelischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern beigetragen haben“, bedankte sich Stratmann in seiner Rede. „Die heutige Preisverleihung ist ein Zeugnis für einen kleinen Teil des viel längeren Weges, den wir zurückgelegt haben. Ich und die MPG sehen den Weizmann-Preis auch als eine Verpflichtung für die Zukunft. Wir fühlen uns in der Tat dem Weizmann-Institut im Besonderen und der israelischen Wissenschaft im Allgemeinen sehr verbunden und werden immer mit Stolz an Ihrer Seite stehen.“ In der Vergangenheit wurden zwei MPG-Präsidenten mit dieser Auszeichnung geehrt, Heinz A. Staab (1989) und Reimer Lüst (1995). 

Die Max-Planck-Gesellschaft ist durch ihre Vorreiterrolle in der Kooperation mit israelischen Partnern, durch ihre wissenschaftliche Exzellenz und durch die Förderlinien der Minerva Stiftung in Israel die erste Anlaufstelle für Forschungskooperationen mit Deutschland geworden. Mit der Entscheidung für ein gemeinsames Max-Planck-Weizmann-Postdoc-Programm wurde ein weiteres Instrument etabliert, das an diese Erfolgsgeschichte anknüpft. 

Enge Beziehungen zwischen den Instituten

Das Postdoc-Programm ist nur ein Aspekt dieser langen und engen Beziehung zwischen den Instituten. WIS-Präsident Chen kennt die MPG aus seiner Zeit, als er Direktor am MPI für Psychiatrie war. Er folgte 2019 Daniel Zajfman im Amt des Präsidenten des Weizmann Institute of Science, auch ein ehemaliger Max-Planck-Direktor, seinerzeit am MPI für Kernphysik. Alon Chen soll zudem im Rahmen der Hauptversammlung im Juni in den Senat der Max-Planck-Gesellschaft berufen werden. Für seine Verdienste um die MPG und die Minerva Stiftung wird Präsident Stratmann Daniel Zajfman im Anschluss an die Senatssitzung im Juni in Göttingen mit der Harnack-Medaille auszeichnen.  

Ein weiterer Meilenstein deutsch-israelischer Zusammenarbeit steht dieses Jahr noch an: Das Minerva-Stipendienprogramm der MPG für Doktoranden und Postdocs wird 50 Jahre alt. MPG-Vizepräsident Ulman Lindenberger, zuständig für Israel und die Minerva Stiftung, freut sich: „Die Zahl der Bewerbungen für das Stipendienprogramm ist in den letzten 15 Jahren um fast 70 Prozent gestiegen." Und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben nicht nur wissenschaftlich etwas davon. „Junge Israelis scheinen den vielleicht weniger hektischen Alltag in Deutschland zu schätzen“, so Präsident Stratmann. "Während deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler begeistert sind von den flachen Hierarchien, die sie in Israel antreffen.“

Grund genug, dies am 28. November in Jerusalem mit den Präsidenten Israels und Deutschlands, Herrn Herzog und Herrn Steinmeier, zu feiern.  

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