Life Science Erfindungen auf der Biovaria

Innovative Technologien mit hohem Potenzial für Pharma- und Biotech-Unternehmen

19. April 2023

Max-Planck-Innovation und Lead Discovery Center (LDC) präsentieren ihre neuesten Technologien aus dem Bereich der Lebenswissenschaften auf der diesjährigen Biovaria. Die Technologiemesse für Life-Sciences findet vom 24. bis 25. März 2023 in München statt und bringt die wissenschaftliche Forschung mit Vertretern aus Industrie, Biotech und Pharma zu zusammen.

Die erste vorgestellte Technologie befasst sich mit In-gel Fluoreszenz und stellt eine schnelle, sensitive und quantifizierbare Alternative zu Western Blots dar. Western Blots sind eine der wichtigsten Methoden zum Nachweis von Proteinen im Labor, aber die Technik hat Nachteile wie z.B. aufwendige Prozeduren, die je nach Zielprotein angepasst werden müssen. Das In-gel-Fluoreszenzverfahren ist schneller, billiger, empfindlicher und zuverlässiger als Western Blots und erfordert keine Optimierung für verschiedene Proben. Es ermöglicht die Erforschung von Proteinen durch die Möglichkeit, Signale direkt auf verschiedenen Gelen zu vergleichen. Das Verfahren basiert auf der Verwendung von Connectase, einem Enzym, das Fluorophore selektiv und spezifisch an Zielproteinen anlagert, die eine kurze Erkennungssequenz (CnTag) tragen. Mit dieser Technologie können Proteine genauer quantifiziert werden, was neue Möglichkeiten zur Erforschung von rekombinanten Proteinen bietet. Die Technologie, die ohne Antikörper auskommt, hat das Potenzial, Western Blots mit bisher üblichen tag-spezifischen Antikörpern zu ersetzen und kann in Zukunft auch für automatisierte Kapillarelektrophorese, Mikroplattenanwendungen, Durchflusszytometrie oder Fluoreszenzmikroskopie angepasst werden.

Eine weitere Technologie beschreibt hochselektive Steroid-Sulfatase (STS) Inhibitoren zur Behandlung von neurodegenerativen Erkrankungen und Alterungsprozessen. Im zentralen Nervensystem wirken Steroidhormone als Modulatoren von Neurorezeptoren und sind an verschiedenen physiologischen Prozessen beteiligt. Die meisten Steroidhormone sind einer ständigen Sulfatierung und Desulfatierung unterworfen und es hat sich gezeigt, dass die sulfatierte Form der Steroidhormone neuroprotektiv ist. Die gezielte Hemmung der STS hat neuroprotektives Potenzial, durch Modifikation der Konzentration von Steroidhormonen, die an verschiedenen physiologischen Prozessen wie Entzündungen und Stoffwechselregulierung beteiligt sind. LDC hat eine Reihe neuartiger, selektiver und potenter STS-Inhibitoren identifiziert und getestet, die nun als Ausgangspunkt für die Entwicklung von hochinnovativen Medikamenten gegen neurodegenerative Erkrankungen wie Parkinson oder Alzheimer oder für Anti-Aging-Medikamente zur Verfügung stehen.

Neuartige hochselektive und kovalente Akt-Inhibitoren haben großes Potential für die Onkologie. Das Protein Akt ist bei 50 % aller Tumoren sowie z.B. bei vaskulärer Fehlbildung und bei bestimmten Überwucherungskrankheiten (Proteus-Syndrom) hochreguliert. Immer noch besteht in diesem Bereich ein dringender Bedarf an Medikamenten mit verbesserten pharmakologischen Eigenschaften. LDC und ihre wissenschaftlichen Partner haben zwei neue Serien von hochselektiven und allosterisch-kovalenten Akt-Inhibitoren identifiziert, die effizienter an die molekulare Zielstruktur binden. Diese neuartige Wirkstoffklasse hat bereits beeindruckende in vivo Wirksamkeit in Tiermodellen gezeigt. Die Inhibitoren lassen die Tumore in den Mäusen bei gleichzeitig guter Verträglichkeit schrumpfen und könnten in der Zukunft zur Behandlung von soliden Tumoren (wie Brust-, Prostata- und Eierstockkrebs), Glioblastomen sowie vaskulären Malformationen und Überwuchserkrankungen eingesetzt werden. Gesucht werden nun Investoren, um eine neue Firma rund um diese Akt-Inhibitor-Entdeckungsplattform zu gründen.

"Die Biovaria bietet eine hervorragende Gelegenheit für uns, neueste Technologien im Bereich der Lebenswissenschaften einem breiten Publikum von Industrie-, Pharma- und Biotech-Experten vorzustellen", sagt Sophia Hergenhan, Patent- und Lizenzmanagerin bei Max-Planck-Innovation, der zentralen Technologietransfer-Organisation der Max-Planck-Gesellschaft. "Wir sind zuversichtlich, dass diese Technologien ein hohes Potenzial für die Entwicklung neuer Therapien und Diagnoseverfahren haben und freuen uns darauf, weitere Partnerschaften mit Unternehmen einzugehen, die an der Verwendung unserer Technologien interessiert sind." Unternehmen können sich jederzeit über die aktuellen Technologieangebote der Max-Planck-Gesellschaft informieren.

Die Biovaria ist eine jährliche Veranstaltung, die von der Ascenion GmbH organisiert wird. Sie bietet eine Plattform für Wissenschaftler, Unternehmer und Investoren, um sich über neueste Entwicklungen im Bereich der Life Sciences auszutauschen und neue Partnerschaften zu knüpfen.

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