Hirnstimulation verbessert sportliche Leistung bei Athleten

12. Januar 2023

Ist es möglich, sportliche Höchstleistung durch Hirnstimulation zu steigern? In einer aktuellen Überblickarbeit im Journal Brain Stimulation untersuchten Forscher des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig in Zusammenarbeit mit der Universität Leipzig und dem Forschungszentrum EuroMov der Universität Montpellier diese Fragestellung. Die Ergebnisse weisen auf leistungssteigernde Effekte einer Hirnstimulation bestimmter Bereiche des Gehirns bei Leistungssportlerinnen und -sportlern hin.
 

Höher, schneller, weiter. Dieser Leitsatz begleitet den Leistungssport seit Beginn der olympischen Spiele. Sportlerinnen und Sportlern steht eine Vielzahl an Trainingsmethoden zur Verfügung, um Leistung zu optimieren. Dabei gilt: Je höher das Leistungsniveau, desto geringer der Leistungszuwachs. Aber schlummert vielleicht in jedem Sporttreibenden noch unausgeschöpftes Potenzial? Forschungsergebnisse aus dem Bereich der nicht-invasiven Hirnstimulation scheinen diese Vermutung zu bestätigen. Beispielsweise lassen sich sowohl Kraft-, als auch Ausdauerleistungen in gesunden Nicht-Sportlern und Sporttreibenden durch eine Stimulation bestimmter Bereiche des Gehirns steigern. Dennoch bleibt die Frage, ob sich solche Effekte tatsächlich auf den Spitzensport übertragen lassen. Mit anderen Worten: Kann sportliche Höchstleistung tatsächlich durch Hirnstimulation gesteigert werden?

Bei der nicht-invasiven Hirnstimulation ist es möglich, mit von außen angelegten, schwachen elektrischen Feldern die Funktionsweise des Gehirns zu beeinflussen. Untersucht wurden 19 Forschungsarbeiten zu Effekten einer Hirnstimulation bei 258 LeistungssportlerInnen im Bereich von Kraft-, Ausdauer-, oder visuell-motorisch dominierten Sportarten. Die Ergebnisse wiesen eine Verbesserung sportspezifischer Leistungsfähigkeit infolge akuter Hirnstimulation nach. „Wir waren positiv überrascht, dass selbst LeistungssportlerInnen infolge einer Hirnstimulation relevante Leistungszuwächse innerhalb ihrer Sportart verzeichnen können.“ so Tom Maudrich, Erstautor der Studie. Besonders effektiv scheint die Hirnstimulation in Sportarten wie Basketball oder Volleyball zu sein, in denen die Koordination von visueller Wahrnehmung und zielgerichteter Bewegungsausführung im Vordergrund steht.

Da der Einsatz nicht-invasiver Hirnstimulation im sportlichen Kontext relativ neu ist, bleibt laut der Forschenden abzuwarten, welchen Einfluss diese Methode im Spitzensport der kommenden Jahre haben wird. Besonders interessant ist dabei auch der Umgang mit ethischen Fragestellungen, beispielsweise dem Thema „Neuro-Doping“. Prof. Patrick Ragert, Leiter der Studie, prognostiziert: „Unsere Ergebnisse implizieren das unausgeschöpfte Potenzial alternativer Methoden wie der nicht-invasiven Hirnstimulation im leistungssportlichen Kontext. Es wird spannend zu sehen, welche Rolle solche Methoden in Zukunft einnehmen werden und wie der Leistungssport damit umgeht.“

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