Wie sich Wasserstoff in Aluminiumlegierungen verhält

Intermetallische Partikel könnten das Gas in dem Material einfangen und so Risse verhindern

Wasserstoff kann in Werkstoffen wie Aluminium zu Versprödung und Materialversagen führen. Wissenschaftler*innen am Max-Planck-Institut für Eisenforschung haben die Wasserstoffatome in der Mikrostruktur des Aluminiums lokalisiert und Strategien entwickelt, um den Wasserstoff in der Mikrostruktur des Materials einzufangen. So lässt sich der Schaden durch Wasserstoffversprödung eindämmen.
 

Dank geringer Dichte, hoher Festigkeit und Verfügbarkeit werden Aluminium und seine Legierungen in großem Umfang verwendet. Beispielsweise im Bauwesen, in der Unterhaltungselektronik und für Fahrzeuge wie Autos, Schiffe, Züge und Flugzeuge. Aluminiumlegierungen sind jedoch anfällig für Wasserstoffversprödung, welche zu katastrophalen Ausfällen führen kann, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt wird. Im Vergleich zu Stahl sind die Auswirkungen von Wasserstoff in Aluminium noch nicht ausreichend erforscht. Huan Zhao, Postdoktorandin am Max-Planck-Institut für Eisenforschung, und ihre Kolleg*innen analysierten, wie Wasserstoff Aluminiumlegierungen versprödet und fanden erste Ansätze, diesen Effekt zu verhindern. Ihre neuesten Ergebnisse haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nun in der Zeitschrift Nature veröffentlicht.

Korngrenzen spielen eine wichtige Rolle bei der Versprödung

„Da Wasserstoff das kleinste aller Elemente ist und sich kaum in Aluminium löst, ist es äußerst schwierig, ihn auf atomarer Ebene nachzuweisen. Gelangt Wasserstoff in Aluminium und wenn ja, in welcher Menge?  Wo befindet er sich in der Mikrostruktur und wie beeinflusst er die Eigenschaften? All diese Fragen waren bisher ungelöst", erklärt Zhao. Die Wissenschaftler*innen am Max-Planck-Institut für Eisenforschung verwendeten sogenanntes 7xxx-Aluminium, eine hochfeste Aluminiumklasse, die vor allem für Strukturbauteile von Flugzeugen verwendet wird. Sie beluden ihre Proben mit Wasserstoff und führten Zugversuche durch, die zeigten, dass die Duktilität mit zunehmender Menge an Wasserstoff abnimmt.

Die Bruchfläche zeigte, dass sich Risse vor allem entlang der Korngrenzen ausbreiten. Mit Hilfe der Kryo-Transfer-Atomsondentomographie konnten die Wissenschaftler*innen nachweisen, dass sich der Wasserstoff entlang dieser Korngrenzen sammelte. „Unsere Experimente konnten zeigen, dass die Menge des Wasserstoffs an Partikeln im Inneren der Masse viel höher ist als an Korngrenzen. Der Wasserstoff versprödet das Material jedoch nur an den Korngrenzen. Mit Hilfe von Computersimulationen stellten wir fest, dass der Wasserstoff von den hochenergetischen Bereichen entlang der Korngrenzen angezogen wird und zum Versagen des Materials führt, während die Partikel in der Masse eher als Wasserstofffallen wirken, die die Rissausbreitung verhindern", sagt Poulami Chakraborty, Mitautorin der aktuellen Veröffentlichung und Postdoktorandin am MPIE.

Intermetallische Partikel könnten eine erste Lösung sein

Die Forscherinnen und Forscher vom Max-Planck-Institut für Eisenforschung konnten zeigen, wo sich der Wasserstoff befindet, nachdem er bei der Verarbeitung oder bei der Nutzung des Materials eingedrungen ist. Da dies nicht wirklich verhindert werden kann, ist es wichtig, sein Einfangen zu kontrollieren. Sie empfehlen verschiedene Strategien gegen Wasserstoffversprödung, insbesondere die Verwendung intermetallischer Partikel, die den Wasserstoff im Inneren des Materials einschließen können. Darüber hinaus scheint die Kontrolle des Magnesiumgehalts an den Korngrenzen entscheidend zu sein. „Magnesium in Verbindung mit Wasserstoff an den Korngrenzen erhöht die Versprödung", sagt Zhao. „Gleichzeitig müssen wir die richtige Größe und den richtigen Volumenanteil der Partikel in der Masse kontrollieren, um Wasserstoff einzuschließen und gleichzeitig die Festigkeit des Materials zu erhalten. Weitere Studien werden durchgeführt um die "perfekte" Partikelverteilung zu definieren und die Verteilung von Magnesium an den Korngrenzen zu verhindern, um hochfeste, wasserstoffbeständige Aluminiumlegierungen zu entwickeln.

Die Forschung wurde teilweise durch den Consolidator Grant "Shine" des Europäischen Forschungsrats finanziert. Das Projekt wird von Baptiste Gault geleitet, Gruppenleiter am Max-Planck-Institut für Eisenforschung und Mitautor der Veröffentlichung.

Yasmin Ahmed Salem

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