Weibliche Finken sind wählerisch, aber pragmatisch

Weibchen bleiben unverpaart, wenn die Konkurrenz um bevorzugte Partner zu groß ist – legen ihre Eier dann aber oft in fremde Nester

Zebrafinkenweibchen sind zwar wählerisch, aber auch flexibel, wenn es darum geht, einen Partner zu finden. Dadurch vermeiden sie Fitnesseinbußen, wenn sie bei großer Konkurrenz um die Männchen zu wählerisch sind. Das berichtet Wolfgang Forstmeier vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Seewiesen zusammen mit Kollegen in einer neuen Studie. Sie fanden heraus, dass manche unverpaart gebliebene Weibchen ihre Eier in die Nester anderer Vögel legen. So pflanzen sie sich trotzdem erfolgreich fort, auch wenn sie mit der Auswahl an Männchen nicht zufrieden sind.

Man geht davon aus, dass die Paarungspräferenzen von Weibchen die sexuelle Selektion bei Männchen vorantreiben. Jedoch riskieren übermäßig wählerische Weibchen, ohne Partner auszugehen, wenn der Wettbewerb um die bevorzugten Männchen zu intensiv ist. Ob das Wählerischsein auf Kosten der weiblichen Fitness geht, untersuchten nun die Forschenden mit vier in Volieren gehaltenen Populationen von Zebrafinken (Taeniopygia guttata). Dabei handelt es sich um eine monogame Vogelart mit regionalen Gesangsdialekten, bei denen sich die Weibchen bevorzugt mit Männchen desselben Dialekts paaren.

Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen brachten in zehn Volieren jeweils zwölf Weibchen und zwölf Männchen der gleichen genetischen Population, aber mit unterschiedlichen Dialekten, zusammen. In jeder Voliere waren zwei Gesangsdialekte im Verhältnis 2:1 vertreten. Das bedeutete, dass vier Weibchen unter acht Männchen mit demselben Gesangsdialekt wählen konnten (entspannter Wettbewerb), während die anderen acht Weibchen um vier bevorzugte Männchen konkurrieren mussten (starker Wettbewerb).

Mauerblümchen mit vergleichbarer Fitness

Die Forschenden fanden heraus, dass 31 Prozent der Weibchen, die einem starken Wettbewerb ausgesetzt waren, sich für ein Männchen eines anderen Dialekts entschieden. 26 Prozent legten sich nicht auf einen Partner fest und blieben während des gesamten Experiments unverpaart. Diese "Mauerblümchen" brachten allerdings im Durchschnitt die gleiche Anzahl überlebender Jungvögel zur Welt wie die Brutpaare. Sie waren in der Lage, alternative Fortpflanzungsstrategien anzuwenden und schmuggelten zum Beispiel ihre Eier in die Nester erfolgreicher Paare. Mit diesen Strategien erreichten die Weibchen unter starkem Wettbewerb die gleiche Fitness wie Artgenossinnen unter entspannten Wettbewerbsbedingungen.

Die Studie quantifizierte damit erstmal die Fitnesskosten, die Weibchen entstehen, wenn sie zu wählerisch sind. Eine gewisse Flexibilität in ihrem Verhalten hilft den Weibchen, diese Kosten zu überwinden. Den Autoren zufolge kann das kann die Evolution der weiblichen Partnerwahl und der sexuellen Selektion bei Männchen monogamer Arten erleichtern.

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