Von den kleinsten Lebensformen zum großen Wandel

Die Meeresbiologin Antje Boetius erkundet Ökosysteme in arktischer Kälte und in großer Tiefe. Sie verbindet genaue Beobachtung vor Ort mit Disziplin am Schreibtisch: um die Prinzipien des Lebens zu verstehen – und die Dynamik des Klimawandels zu erfassen.

Das rote Expeditions-Outfit verrät schon auf den ersten Blick, dass es an den Arbeitsorten von Antje Boetius ungemütlich werden kann. Die Meeresbiologin ist oft auf hoher See unterwegs, vor allem in der Arktis. Dort ermöglicht ihr der deutsche Forschungseisbrecher Polarstern, die frostigen Gewässer rund um den Nordpol zu erkunden. Diese Fahrten sollen helfen zu verstehen, wie der Klimawandel das Leben verändert: die Zusammensetzung der Mikroorganismen im Eis, die Produktion von Algen im Wasser und damit auch die Nahrung für Tiefseegemeinschaften und die Ablagerungen in den Meeresbodensedimenten.

Ihre Forschung über die Rolle des Meeresbodens und seiner Bewohner im Erdsystem umfasst ein sehr breites Spektrum: Der Meeresboden macht zwei Drittel der Erdoberfläche aus, dort leben mehr Arten als an Land. Boetius‘ Arbeit ist ebenso vielfältig: "Manchmal untersuche ich einen bestimmten biogeochemischen Prozess, etwa den Verbrauch des Klimagases Methan; manchmal die biologische Vielfalt auf dem Meeresboden; manchmal, wie marine Ökosysteme auf das Schmelzen des Meereises und menschliche Eingriffe reagieren."

Die To-do-Liste der leidenschaftlichen Forscherin ist endlos. Auch an Land, wo sie am Max-Planck-Institut für Meeresmikrobiologie in Bremen die gemeinsame Forschungsgruppe für Tiefseeökologie und -technologie mit dem Alfred-Wegener-Institut leitet: "Ich arbeite etwa 14 Stunden am Tag und am Wochenende schreibe ich gerne meine Manuskripte." Gute Wissenschaft heißt: sowohl Disziplin am Schreibtisch als auch genaue Beobachtung vor Ort.

So ist Boetius schon mit U-Booten in abgelegene Meerestiefen getaucht – im Atlantischen, Indischen und Pazifischen Ozean sowie im Mittelmeer und Polarmeer. Unterstützt von Scheinwerfern hat sie blasse Tiefseefische, farbenfrohe Seegurken, bizarre Riesenwürmer und zarte spröde Sterne beobachtet. "Am meisten interessieren mich jedoch die kleinsten Lebensformen: Bakterien", sagt Boetius. "Sie mögen mikroskopisch sein, aber sie sind äußerst wichtig, da sie ein enormes Volumen an Substanzen verstoffwechseln und dabei sogar das Klima der Erde beeinflussen."

Reisen Sie im Geiste auf den Expeditionen von Antje Boetius mit, sind Sie interessiert an den neuen Erkenntnissen, die daraus erwachsen? Wenn Sie an die Max-Planck-Gesellschaft spenden oder Ihren Nachlass vermachen, bringt dies auch die Arbeit der Meeresbiologin ein Stück voran: die sich dem Leben widmet — und dem Überleben angesichts des Klimawandels.

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