50 Jahre Technologietransfer für die Max-Planck-Gesellschaft

Seit 1970 vermarktet Max-Planck-Innovation erfolgreich Erfindungen für Medizin, Technik und Forschung

9. Dezember 2020

Ein Pionier des Technologietransfers in Deutschland wird 50 Jahre alt: Seit die Max-Planck-Innovation (MI) 1970 als Tochterfirma der Max-Planck-Gesellschaft gegründet wurde, unterstützt sie Max-Planck-Forscherinnen und -Forscher dabei, ihre Erfindungen zu vermarkten. So haben industrielle Partner und neu gegründete Firmen mithilfe von MI tausende Ideen und Erkenntnisse in Produkte für Technik, Medizin und Forschung überführt.

Mit 20 Nobelpreisträgern seit ihrer Gründung 1948 und über 15.000 Publikationen pro Jahr gehört die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) zu den besten Forschungseinrichtungen weltweit. Die an den derzeit 86 Instituten betriebene Grundlagenforschung bringt neben neuen Erkenntnissen immer wieder bedeutende Erfindungen hervor, die großes wirtschaftliches Potential besitzen und von erheblichem gesellschaftlichem Nutzen sein können.

Max-Planck-Innovation unterstützt die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dabei, diese Erfindungen über Partner aus der Industrie weiterzuentwickeln und auf den Markt zu bringen. „Max-Planck-Innovation hat durch sein herausragendes Engagement dazu beigetragen, zahlreiche Forschungsansätze in Produkte und Dienstleistungen zu transferieren, die weltweit das Leben der Menschen verbessern“, sagt Martin Stratmann, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft.

Echtzeitfilme aus dem Körper und Medikamente gegen seltene Krankheiten

Eine solche wegweisende MPG-Erfindung ist die FLASH-Technik. Sie ermöglichte es 1985 erstmals, die Aufnahmezeiten in der Magnetresonanztomographie (MRT) um den Faktor 100 zu verkürzen und half so, die MRT zu einem der bedeutendsten bildgebenden Verfahren der klinischen Diagnostik zu machen. Die Erfindung, die am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie entwickelt wurde, wird weltweit von allen gängigen Kernspintomographen verwendet und erlaubt die schnelle, nichtinvasive Erkennung u.a. von Tumoren, Organverletzungen oder Bandscheibenvorfällen. Die aktuelle Weiterentwicklung FLASH II erlaubt sogar die Aufnahme von Echtzeit-Filmen aus dem Inneren des Körpers und schafft so neue Möglichkeiten für die Diagnose und Begleitung operativer Eingriffe.

Eine weitere bahnbrechende Entdeckung hat zur Entwicklung einer völlig neuen Klasse von Medikamenten geführt. Forscher der MPG beobachteten, dass der ursprünglich in Fadenwürmern entdeckte Mechanismus der RNA-Interferenz (RNAi), ein zellulärer Prozess der Genabschaltung, auch bei Säugetieren und damit beim Menschen wirksam ist. Die Ausgründung Alnylam Pharmaceuticals erreichte nach langjährigen Entwicklungsarbeiten, die insbesondere auf den Forschungen am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie basieren, bereits die Zulassung von drei Medikamenten. So lassen sich mit ONPATTRO©, GIVLAARI© und OXLUMO© seltene Erbkrankheiten behandeln. Elf weitere Kandidaten für RNAi-Medikamente befinden sich derzeit bei Alnylam in zum Teil fortgeschrittenen Phasen der klinischen Entwicklung.

Ein weiteres Medikament, das auf Ergebnissen des Max-Planck-Instituts für Biochemie basiert, wird bereits seit 2006 zur Behandlung von zwei unterschiedlichen Krebsarten eingesetzt. Das Medikament mit dem Namen Sutent© aus der früheren MPG-Ausgründung Sugen ist heute eines der umsatzstärksten Medikamente des Pharmakonzerns Pfizer.

2.700 Lizenzverträge und 160 Ausgründungen

1970 startete die heutige Max-Planck-Innovation unter dem Namen Garching Instrumente am Max-Planck-Institut für Plasmaphysik. Sie fertigte und vertrieb technische Geräte, die vornehmlich an den Instituten der MPG entwickelt wurden. Von 1992 bis zur Umbenennung in Max-Planck-Innovation im Jahr 2006 war die Firma schließlich unter dem Namen Garching-Innovation bekannt und fokussierte sich seit einer Umstrukturierung im Jahr 1979 auf die Patentierung und Lizenzierung von Erfindungen sowie die Ausgründung von Unternehmen. Bisher wurden über 4.500 Erfindungen der MPG begleitet. Um die 2.700 Lizenzverträge über Patente und Know-How wurden mit Lizenznehmern geschlossen, die eine Vielzahl von Produkten auf den Markt gebracht haben.

Seit Anfang der 90er-Jahre gingen etwa 160 Ausgründungen aus unterschiedlichen Max-Planck-Instituten hervor, von denen die weit überwiegende Mehrzahl von Max-Planck-Innovation betreut wurde. Diese beschäftigen aktuell über 6.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Insgesamt konnte Max-Planck-Innovation um die 500 Mio. Euro an Umsätzen generieren, die an die MPG, die Institute und die Erfinder zurückgeflossen sind. Hierzu zählen neben Lizenzeinnahmen auch Erlöse aus dem Verkauf von Unternehmensanteilen an Ausgründungen. Mit dieser Bilanz zählt Max-Planck-Innovation zu einer der erfolgreichsten Technologietransfer-Einrichtungen weltweit.

Erfolgreiche Begutachtung durch internationale Experten

„Im Jahr 2016 wurde die Leistung von Max-Planck-Innovation durch eine internationale Kommission begutachtet. Die für den Technologietransfer zuständigen Experten der Universitäten Cambridge, Harvard, Leuven, des MIT und des Weizmann Institute sowie Vertreter aus der Industrie nahmen das Unternehmen sehr genau unter die Lupe. Ihr Fazit: Max-Planck-Innovation leistet ganz hervorragende Arbeit“, sagt Max-Planck-Präsident Martin Stratmann. „Das spornt uns alle weiter an, denn die MPG hat eine besondere Verantwortung für den Einsatz neuer wissenschaftlicher Techniken zum Wohle der Gesellschaft! Wir danken Max-Planck-Innovation für den großen Verdienst, genau diese Verantwortung erfolgreich mit uns gemeinsam umzusetzen. Die Patentierung, Lizenzierung und Gründung innovativer Unternehmen wird auch zukünftig von großer Bedeutung für uns sein und wir freuen uns auf viele weitere Projekte!“

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