Drogenkrise beeinflusst kaum die Lebenserwartung in den USA

Neue Studie sieht Herz-Kreislauferkrankungen als Hauptursache

18. März 2020

Die Opioid-Krise mit immer mehr Drogentoten gilt bisher als Hauptursache dafür, dass die Lebenserwartung in den USA im Gegensatz zu anderen Industrienationen nicht weiter wächst. Ein Forschungsteam um Mikko Myrskylä vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung zeigt nun jedoch, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Todesursache einen weitaus größeren Einfluss haben.

Alle zehn Jahre stieg die Lebenserwartung der US-Amerikanerinnen und -Amerikaner im vergangenen Jahrhundert um zwei Jahre. Doch diese Entwicklung ist Geschichte. Seit 2010 stagniert die Lebenserwartung. Bislang galt die Opioid-Krise mit einer wachsenden Zahl Drogentoter als hauptverantwortlich.

Mikko Myrskylä, Direktor am Max-Planck-Instituts für demografische Forschung in Rostock, sowie Neil Mehta und Leah Abrams von der University of Michigan berechneten nun jedoch, dass die gleichbleibend hohe Zahl der Menschen, die an einer Herz-Kreislauferkrankung sterben, wohl einen weitaus größeren Einfluss hat.

Demnach wäre die verbleibende Lebenserwartung von 25-jährigen in den USA zwischen 2010 und 2017 um 1,1 Jahre gestiegen, wenn die Zahl der Herz-Kreislauf-Toten weiter so gesunken wäre, wie zwischen 2000 und 2009. Vergleiche mit anderen Industrienationen zeigen, dass diese Stagnation in den Vereinigten Staaten außergewöhnlich stark war, weswegen sich die Lebenserwartung dort anders entwickelt hat als in vergleichbaren Ländern. Über die Ursachen rätselt die Forschung noch. Ein Grund könnte die wachsende Zahl stark übergewichtiger Menschen in den USA sein.

Die neuen Ergebnisse zeigen zudem, dass die gestiegene Zahl Drogentoter eher geringen Einfluss auf die Lebenserwartung hat. „Wäre die Zahl der Drogentoten nach 2010 konstant geblieben, wäre die Lebenserwartung der Männer nur um 0,4 Jahre, also um knapp 5 Monate gestiegen“, erklärt Mikko Myrskylä. Auf Dauer wird es deshalb nicht ausreichen, die Zahl der Drogentoten zu verringern, um die Lebenserwartung in den USA wieder im gewohnten Tempo wachsen zu lassen.

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