Neue Erkenntnisse zum Sicherheitsgefühl in Deutschland

Erste Ergebnisse des Viktimisierungssurvey 2017 zeigen, dass die Angst in der Bevölkerung leicht gestiegen ist

Wie sicher fühlen sich die Menschen in Deutschland? Haben sie Erfahrungen als Opfer einer Straftat gemacht? Antworten auf diese und andere Fragen liefert der Bericht zum „Deutschen Viktimisierungssurvey 2017“, den Dina Hummelsheim-Doss und Dietrich Oberwittler vom Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht gemeinsam mit dem Bundeskriminalamt (BKA) erstellt haben. Das Institut konzentrierte sich dabei auf die Untersuchung des Sicherheitsgefühls der Menschen in Deutschland. Erste Ergebnisse wurden nun von Bundesinnenminister Horst Seehofer und BKA-Präsident Holger Münch vorgestellt.

Laut dem „Deutschen Viktimisierungssurvey 2017“ haben die Menschen in Deutschland mehr Furcht vor Kriminalität als noch vor fünf Jahren. Der Anteil der Bevölkerung, der sich nachts in der Wohngegend unsicher fühlt, ist von 17,3 Prozent im Jahr 2012 auf 21,4 Prozent zum Ende des Jahres 2017 gestiegen. Zugenommen hat insbesondere das Unsicherheitsgefühl bei Frauen, in den mittleren Altersgruppen und bei den Bewohnern mittelgroßer Städte. Gewachsen ist der Studie zufolge auch die Furcht vor Wohnungseinbrüchen und Raub. Tatsächlich korrespondiert die Wahrnehmung der Menschen bei beiden Delikten mit der realen Zunahme des Einbruchs- und Raubrisikos in den betrachteten Jahren.

Insgesamt bewegt sich die Einschätzung persönlicher Kriminalitätsrisiken nach wie vor auf einem recht niedrigen Niveau. Jedoch unterscheiden sich Menschen mit Migrationshintergrund in ihrer Kriminalitätswahrnehmung erheblich von deutschstämmigen Befragten. Menschen mit Migrationshintergrund fühlen sich allgemein weniger sicher und haben mehr Angst, Opfer eines Verbrechens zu werden. Dabei fällt insbesondere die türkischstämmige Bevölkerung auf, die sich tendenziell unsicherer fühlt und größere Kriminalitätsrisiken sieht als Befragte aus anderen Herkunftsländern. Es steht zu vermuten, dass die Unsicherheit vor allem mit den sozialen Lebenslagen dieser Gruppe in Beziehung steht.

Nach wie vor besteht eine Kluft zwischen Ost- und Westdeutschland: Ostdeutsche fühlen sich nicht nur unsicherer in ihrer Wohnumgebung und fürchten sich mehr vor Raubüberfällen und terroristischen Anschlägen als Westdeutsche, sondern sie schätzen auch das Risiko, Opfer eines Raubs oder von Terrorismus zu werden, größer ein. Dem steht eine ähnliche oder sogar geringere Belastung mit tatsächlichen Kriminalitätserfahrungen gegenüber.

Zum Schutz vor Kriminalität vermeidet eine große Mehrheit der Bevölkerung zumindest ab und zu bestimmte Orte oder Situationen – und Frauen tun dies in weit größerem Umfang als Männer. Auch von den Frauen, die sich in ihrer Wohngegend sehr sicher fühlen, vermeidet es mehr als die Hälfte, im Dunkeln alleine unterwegs zu sein, ein Fünftel sogar häufig oder immer. Dieses Ergebnis zeigt, dass Einschränkungen der Bewegungsfreiheit ein fester Bestandteil des Alltagslebens vieler Frauen sind.

Aus Sicht von Dina Hummelsheim-Doss, Wissenschaftlerin am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht in Freiburg sind die Ergebnisse für Politik und Gesellschaft von wesentlicher Bedeutung: „Neben dem Kriminalitätsaufkommen ist das Sicherheitsgefühl der Menschen ein wichtiger Indikator für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.“

Für die Studie wurden mehr als 30.000 Menschen in Deutschland befragt.

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