Neurotransmitter könnte Rehabilitation nach Schlaganfall verbessern

Längere Wirkung von Noradrenalin verbessert die Motorik bei Schlaganfall-Patienten

7. März 2011

Bei vielen Patienten bleibt nach einem Hirnschlag die Feinmotorik beeinträchtigt. Der chemische Botenstoff Noradrenalin vermag offensichtlich diese Defizite zu reduzieren. Daraus ließe sich ein neuer therapeutischer Ansatz zur Rehabilitation nach einem Schlaganfall ableiten.

In der Studie von Christian Grefkes vom Max-Planck-Institut für neurologische Forschung, die in Zusammenarbeit mit dem Institut für Neurowissenschaften und Medizin des Forschungszentrums Jülich sowie der Neurologischen Klinik der Uniklinik Köln entstand, erledigten elf Schlaganfall-Patienten (42 bis 74 Jahre alt) mit motorischen Defiziten verschiedene motorische Aufgaben, in denen die maximale Griffkraft sowie Fingerklopfrate bestimmt bzw. Zeigebewegungen ausgeführt wurden.

Dabei beeinflussten die Forscher die Verweildauer des natürlich ausgeschütteten chemischen Botenstoffs Noradrenalin durch die Gabe von Reboxetin (RBX). Diese Substanz verlangsamt die Wiederaufnahme des Transmitters in die neuronalen Zellspeicher und verlängert somit dessen stimulierende Wirkung auf die Kopplung im kortikalen Motorik-Netzwerk. In der Kontrollbedingung gaben die Forscher den Patienten eine gleich aussehende Tablette ohne Wirkstoff („Placebo“).

Auf Verhaltensebene bewirkte die verlängerte Verweildauer des Noradrenalins besonders eine Verbesserung in den einfachen motorischen Tests: Während die Griffkraft der betroffenen Hand sich im Schnitt vervierfachte, verdoppelte sich die Fingerklopfrate – eine sowohl für Patienten als auch für Neurologen bemerkenswerte Verbesserung. Die motorischen Verbesserungen waren auf kortikaler Ebene mit einer Normalisierung der zuvor krankhaft erhöhten Hirnaktivität verbunden, wie magnetresonanz-tomografischen Gehirnscans erkennen ließen – insbesondere in den motorischen Arealen der geschädigten Hemisphäre. Diese Prozesse gingen einher mit einer gesteigerten Kommunikationseffizienz zwischen dem Handareal und den vorgeschalteten motorischen Kontrollzentren.

Der Nachwuchswissenschaftler Christian Grefkes gibt sich optimistisch: „Die Befunde unserer Studie könnten sich als Startpunkt eines neuen, vielversprechenden therapeutischen Ansatzes erweisen, um Störungen in Hirnnetzwerken zu korrigieren und handmotorische Funktionen nach Schlaganfall zu verbessern“. Geplant ist nun die Testung von Reboxetin an einer größeren Patientengruppe über einen Zeitraum von mehreren Wochen, um die Nachhaltigkeit der Verbesserungseffekte zu prüfen.

CW/BA/HR

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