Ein Leuchtturm für die künstliche Intelligenz

Das Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme feiert die Eröffnung seines Neubaus in Tübingen

Dieser Eröffnungsakt ist eine Teamarbeit zwischen Mensch und Maschine. Während Roboter Apollo das rote Band hält, zerschneiden Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Max-Planck-Präsident Martin Stratmann die symbolische Absperrung und eröffnen damit offiziell den Tübinger Neubau des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme. Unterstützt wurden sie dabei von Wissenschaftsministerin Theresia Bauer und Stefan Schaal, dem geschäftsführenden Direktor des Instituts. Nach zweieinhalbjähriger Bauzeit bezogen die Wissenschaftler kürzlich das Institutsgebäude, das die Landesregierung mit einem Millionenbetrag ermöglichte. Nun betreiben sie hier Grundlagenforschung auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz.

"Die Max-Planck-Gesellschaft hat hier einen wissenschaftlichen Leuchtturm geschaffen, der weit in die Landschaft strahlt und junge und etablierte Wissenschaftler weltweit anzieht“, sagt Max-Planck-Präsident Martin Stratmann. Das neue Gebäude, in dem alle drei Abteilungen des Instituts Platz finden, wurde von September 2014 bis März 2017 errichtet. Gefördert hat den Bau die Regierung des Landes Baden-Württemberg, der die Forschung auf dem Gebiet der Intelligenten Systeme ein großes Anliegen ist: „Mit dem Institut für Intelligente Systeme in Tübingen und Stuttgart hat die Max-Planck-Gesellschaft eines der wichtigsten Forschungsfelder für den digitalen Wandel fest in Baden-Württemberg verankert“, sagt Ministerpräsident Winfried Kretschmann. „Vom Land sind 41 Millionen Euro in den Neubau in Tübingen geflossen: Gut angelegtes Geld, das dazu beiträgt, dass Baden-Württemberg einer der führenden Standorte für die Erforschung von Künstlicher Intelligenz bleibt.“

Ein Trainingsgelände für Roboter und ein 4D-Ganzkörperscanner

Das neue Gebäude bietet den Wissenschaftlern hervorragende Bedingungen, um ihre theoretische und experimentelle Forschung voranzutreiben. So ist Apollo nur einer der Roboter, der hier Raum für umfassende Experimente findet. Während diese Maschine darauf spezialisiert ist, unterschiedliche Objekte wahrzunehmen und zu manipulieren, soll Athena, ein weiterer Roboter, einmal selbständig durch verschiedenes Gelände laufen. Dafür soll es künftig im großzügig konzipierten Robotik Labor der Abteilung „Autonome Motorik“, die Stefan Schaal leitet, sogar ein variables Trainingsgelände für Roboter geben.

Auch die luftige „Capture Hall“, die zur Abteilung „Perzeptive Systeme“ unter Michael J. Black gehört, schafft neue Möglichkeiten für die Forschung. Sie wird in Kürze unter anderem den weltweit einzigartigen 4D-Ganzkörperscanner beherbergen, der Körper und ihre Bewegungen vollständig in Raum und Zeit hochauflösend aufnehmen kann. Aus diesen Aufnahmen erzeugen die Wissenschaftler anschließend einen detailgetreuen dreidimensionalen Avatar, also einen virtuellen Stellvertreter einer Person.

Die Wissenschaftler aus der Abteilung „Empirische Inferenz“ von Bernhard Schölkopf werden sogar das Dach des Gebäudes für ihre Arbeit nutzen. Denn hier wird ein neuartiges Teleskop mit fünf nebeneinanderliegenden Objektiven installiert, mit dessen Hilfe die Forscher mathematische Verfahren zur Korrektur astronomischer Bilder entwickeln.

Kommunikationsbereiche laden zum kreativen Austausch ein

Da Bernhard Schölkopf und seine Mitarbeiter Methoden des maschinellen Lernens außer für die Astronomie auch für die Medizin und andere gesellschaftlich relevante Forschungsbereiche erforschen, und mithin vor allem theoretisch arbeiten, profitieren sie in besonderer Weise von der Architektur des neuen Gebäudes. Diese lädt mit vielen wohnlich gestalteten Kommunikationsbereichen sowie gläsernen Besprechungs- und Seminarräumen zum kreativen Austausch ein. Einer der Vorzüge, die auch Stefan Schaal, derzeit der geschäftsführende Direktor des Instituts, an dem Neubau besonders schätzt: „Es war uns sehr wichtig, das neue Gebäude so zu gestalten, dass die alle Mitarbeiter leicht untereinander ins Gespräch kommen.“

Den Entwurf für die kommunikationsfördernde Gestaltung lieferte das Büro ArGe Architekten aus Waldkirch, umgesetzt wurde er unter der Bauleitung des Tübinger Büros dannien roller hofmann. In dem neuen Gebäude findet der Tübinger Teil des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme seine Heimat, das erst vor sechs Jahren gegründet wurde und einen weiteren Institutsteil in Stuttgart besitzt.

„Das Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme gehört zu meinen Herzensprojekten“, sagt Martin Stratmann, der 2007, in seiner Zeit als Vorsitzender der Chemisch-Physikalisch-Technischen Sektion der Max-Planck-Gesellschaft die Schaffung des neuen Instituts angestoßen hat. „Ich war damals schon überzeugt und bin es natürlich auch heute noch, dass auf dem Gebiet des Wahrnehmens, Lernens und Handelns intelligenter Systeme extrem spannende Grundlagenforschung möglich ist, die für die kognitive Robotik große Fortschritte bringen kann.“

Das Institut wurde inzwischen zu einem weltweit bedeutenden Forschungsstandort für intelligente Systeme und zu einer Keimzelle weiterer Aktivitäten, die das Land Baden-Württemberg unterstützt: „Ohne Künstliche Intelligenz sind Mobilität, Medizin und Maschinenbau zukünftig nicht mehr denkbar“, sagt Winfried Kretschmann. „Daher wurde in Baden-Württemberg mit dem ,Cyber Valley‘ Ende 2016 der Startschuss für eine der größten Forschungskooperationen Europas auf diesem Gebiet gegeben.“ Im Cyber Valley haben sich auf Initiative der Max-Planck-Gesellschaft das Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme, das Land Baden-Württemberg, die Universitäten Stuttgart und Tübingen sowie zahlreiche Industriepartner zusammengeschlossen, um die Forschung an Intelligenten Systemen etwa für autonome Fahrzeuge zu intensivieren und ein fruchtbares Umfeld für Unternehmensgründungen in diesem Feld zu schaffen.

CD/PH

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