Karsten Danzmann erhält Körber-Preis

Max-Planck-Direktor und Professor der Leibniz Universität für Entwicklung von Schlüsseltechnologien für Gravitationswellen-Detektoren ausgezeichnet

Der mit 750.000 Euro dotierte Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft geht an Karsten Danzmann, Direktor am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik in Hannover und Direktor des Instituts für Gravitationsphysik der Leibniz Universität Hannover. Die Körber-Stiftung würdigt damit Danzmanns zentrale Rolle bei der Entwicklung von Technologien, mit denen die Advanced-LIGO-Detektoren in den USA im September 2015 erstmals direkt Gravitationswellen nachgewiesen haben. Der Preis wird am 7. September 2017 in Hamburg.

„Karsten Danzmann hat eine neue Tür zum Verständnis des Universums aufgestoßen. Mit den von ihm entwickelten Schlüsseltechnologien wurde der direkte Nachweis von Gravitationswellen überhaupt erst möglich. Damit verbinden sich nicht nur ungeahnte Möglichkeiten für die Grundlagenforschung in der Astrophysik, sondern auch die direkte Anwendung, etwa in Geovermessungssatelliten und in der Datenkommunikation“, sagt Matthias Mayer, Leiter des Bereichs Wissenschaft bei der Körber-Stiftung.

In der GEO-Kollaboration, einem Team von Forschenden der Max-Planck-Gesellschaft, der Leibniz Universität und aus Großbritannien betreibt Karsten Danzmann seit Mitte der 1990er-Jahre den Gravitationswellen-Detektor GEO600 südlich von Hannover. GEO600 ist ein Entwicklungszentrum für neuartige und fortschrittliche Technologien.

Viele Schlüsseltechnologien, welche die nie zuvor erreichte Empfindlichkeit der LIGO-Observatorien und die bahnbrechenden Entdeckungen ermöglichen, wurden bei GEO600 entwickelt und getestet. Zusammen mit dem Laser Zentrum Hannover e.V. entwickelten, bauten und installierten Max-Planck-Forscher die Hochleistungslaser im Herzen der LIGO-Instrumente. Entscheidende Verbesserungen im optischen Messprinzip wie Leistungs- und Signalüberhöhung wurden zuerst bei GEO600 in einem großen Gravitationswellen-Detektor demonstriert.

GEO600 ist darüber hinaus derzeit der einzige Gravitationswellen-Detektor weltweit, der sogenanntes Quetschlicht einsetzt, um fundamentales Quantenrauschen zu unterdrücken und die Empfindlichkeit bei hohen Frequenzen zu verbessern. Zukünftig werden alle Gravitationswellen-Detektoren auf der Erde solche Quetschlichtquellen verwenden, um ihre Sensibilität weiter zu steigern.

„Ich freue mich sehr über diese große Auszeichnung und die Anerkennung meiner Leistung“, sagt Karsten Danzmann. „Das Preisgeld fließt in die Weiterentwicklung der Gravitationswellen-Detektoren und kommt so der weltweiten Forschungscommunity zugute.“ Der Wissenschaftler will die Messtechnik für die dritte Generation der Detektoren weiter verfeinern. Zum Einsatz kommen dabei quantenmechanisch verschränkte Photonen, mittels derer sich das Quantenrauschen noch besser kontrollieren lassen soll.

Karsten Danzmann forscht außerdem seit den frühen 1990er-Jahren in führender Rolle an einem geplanten Gravitationswellen-Detektor, der 2034 unter dem Namen LISA (Laser Interferometer Space Antenna) als Mission der Europäischen Raumfahrtorganisation ESA ins All starten wird. Drei Satelliten spannen dann ein gleichseitiges Dreieck aus Laser-Messarmen mit 2,5 Millionen Kilometer Länge auf; messen werden sie niederfrequente Gravitationswellen, die sich auf der Erde niemals nachweisen lassen. Dass die notwendige Technologie für LISA funktioniert, hat Danzmann in einem internationalen Team mit der überaus erfolgreichen Satellitenmission LISA Pathfinder im Jahr 2016 bewiesen.

Karsten Danzmann, 1955 geboren, studierte Physik an der Universität Hannover. Dort wurde er 1980 promoviert. Es folgten Forschungsaufenthalte an der US-amerikanischen Standford Universität sowie an der Physikalisch-Technische Bundesanstalt Berlin. Von 1990 bis 1993 war er Projektleiter im Bereich Gravitationswellen am Max-Planck-Institut für Quantenoptik in Garching. Seit 1993 hat er eine Professur an der Universität Hannover inne, seit 2002 ist er außerdem Direktor am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik in Hannover.

Danzmann wurde für seine Verdienste bereits mit dem Wissenschaftspreis der Fritz Behrens Stiftung 2016 und dem Wissenschaftspreis Niedersachsen 2016 ausgezeichnet. Zusammen mit Bruce Allen, Direktor am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut, AEI) Hannover, und Alessandra Buonanno, Direktorin am AEI Potsdam-Golm, erhielt er den Niedersächsischen Staatspreis 2016. Gemeinsam mit der LIGO Scientific Collaboration wurde er außerdem mit dem Special Breakthrough Prize in Fundamental Physics und dem Gruber Cosmology Prize ausgezeichnet.

KNI / HOR

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