„Demokratie braucht den konstruktiven Dialog“

Doktorand Claudio Paganini über die Vorbereitungen für den March for Science am 22. April in Berlin

18. April 2017

Claudio Paganini (29) ist Doktorand am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik in Potsdam. Seit Februar engagiert er sich im Organisationsteam des Berliner March for Science – einem von über 500 Demonstrationen, die am 22. April weltweit stattfinden sollen.

Herr Paganini, wie sind Sie in das Organisationsteams des March for Science gekommen?

Ich habe auf Facebook von den Demos gelesen und direkt nach Organisationsteams in meiner Nähe gesucht. In Berlin bin ich fündig geworden. Aktuell rühren wir die Werbetrommel, bestellen Banner, basteln Schilder.

Wofür genau werden Sie denn demonstrieren?

Dafür, dass Wissenschaft ernst genommen wird und wissenschaftliche Erkenntnisse nicht einfach aus politischen Gründen verleugnet werden können. Beim March for Science möchten wir zeigen, dass die ganze Gesellschaft von Wissenschaft profitiert und die Freiheit der Wissenschaft folglich uns alle betrifft. Andersherum ergibt sich daraus aber auch eine Botschaft an die Wissenschaft selbst: Die Akzeptanz von Wissenschaft in der Gesellschaft ist kein Selbstläufer mehr.

Und das bedeutet…

Das heißt für uns, dass wir unsere Kommunikation intensivieren müssen, um den gesellschaftlichen Rückhalt zu stärken. Was mich zu unserer nächsten Botschaft führt: Sei es in Ungarn oder der Türkei – auch in Europa gibt es bereits einige nicht wissenschaftsfreundliche Bewegungen. Der Fingerzeig allein auf die USA genügt da nicht. Wir möchten unsere Solidarität mit allen Wissenschaftlern bekunden, die aktuell unter politischem Druck stehen.

Was sagt Ihr Umfeld zum March for Science?

Aus meinem Institut bekomme ich großen Rückhalt. Unsere beiden Direktoren haben unsere Unterstützerliste unterschrieben und ein paar Kollegen haben bereits angekündigt, mit auf die Demo zu gehen. Auch privat bekomme ich viel Zuspruch. Ich hatte erst eine Begegnung, bei der jemand wirklich kritisch war.

Worum ging es da?

Der Vorwurf war, dass wir Wissenschaftler bei der Demonstration unter uns bleiben. Aber genau das möchten wir nicht. Uns geht es schließlich darum, die Verankerung der Wissenschaft in breiten Teilen der Gesellschaft zu zeigen. In Berlin haben wir daher alle Wissenschaftler dazu aufgerufen, mindestens zwei Bekannte mitzubringen, die nicht in der Wissenschaft tätig sind. Um in den Dialog zu treten, werden vor Beginn unserer Demonstration Wissenschaftler auf dem Campus der Humboldt-Universität aus ihrem Forschungsalltag erzählen. Sie werden auf Kisten stehen und zu allen sprechen, die sich interessieren – das nennt sich Soapbox-Science.

Und wenn Sie dann von der Humboldt-Uni in Richtung Brandenburger Tor marschieren – welche Botschaft steht auf Ihrem Schild?

Vermutlich etwas über die Bedeutung der Wissenschaft für eine offene, demokratische Gesellschaft. Demokratie braucht den konstruktiven Dialog – basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Ich könnte mir für mein Schild entsprechend etwas vorstellen wie: „Freedom, the first-born daughter of science“, ein Thomas Jefferson Zitat.

Das Gespräch führte Marieke Schmidt

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